Die großen Bäume in der Hindenburgstraße in Nellingen spenden den Passanten Schatten. Foto: Markus Brändli

Mit 41 Projekten reagiert die Stadt Ostfildern auf die Folgen des Klimawandels. Das reicht vom Umdenken bei neuen Baugebieten zu Schattenplätzen und Trinkbrunnen.

Der Klimawandel prägt die Stadtplanung in vielen Kommunen. Im Mai hat die Stadt Esslingen ihren Schattenweg durch die Innenstadt vorgestellt. Mit einem umfassenden Konzept stellt die Stadt Ostfildern die Weichen für heiße Sommer. Schattige Plätze an Hitzetagen und Trinkbrunnen sind dabei ebenso ein Thema wie ein Umdenken bei den Plänen für neue Wohn- und Gewerbegebiete.

 

„Die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr abwendbar“, sagt Michael Lübke, Baubürgermeister der Stadt Ostfildern. Deshalb müsse die Stadt ihre Entwicklung anpassen. Wie klimafreundliche Stadtplanung gelingen kann, will Ostfildern mit den Bürgerinnen und Bürgern im Gewerbegebiet Zinsholz erproben. Wie das gehen soll, skizzierte Lübke jüngst beim Spaziergang im Quartier. „Unser Ziel ist es, das strategische Potenzial von Zinsholz gemeinsam zu erarbeiten. Dabei ist uns bewusst, dass eine Entwicklung nur in enger Abstimmung mit den Eigentümern möglich ist.“ Im Mittelpunkt des Projekts stehen nach seinen Worten zukunftsweisende Themen wie nachhaltige Flächennutzung, klimagerechte Stadtentwicklung und moderne Mobilitätslösungen.

Den Klimawandel bei der Stadtentwicklung mitzudenken, ist für Carina Hornung Leitlinie der Klimapolitik in Ostfildern. Das beginnt für die Leiterin des Fachbereichs Planung bei der Stadt Ostfildern damit, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren. Die Kommunale Wärmeplanung ist für Hornung ein Baustein, um die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, hat die Stadt die Zertifizierung im Rahmen des European Energy Awards geschafft. Für Hornung ist das „ein wichtiges Instrument, um unsere Klimaziele zu erreichen und die Fortschritte zu bewerten“. Über dieses Netzwerk bekommt die Stadt Anregungen, wie Klimaschutz auf lokaler Ebene gelingen kann.

41 Projekte für den Hitzeschutz

41 Projekte hat die Stadt Ostfildern bei ihrer Strategie zur Klimaanpassung auf der Agenda. Bäume spielen dabei eine zentrale Rolle. Hornung ist es ein Anliegen, „mit vielen konkreten Schritten möglichst schnell zu handeln“. Die viel befahrene Hindenburgstraße ist Nellingens wichtigste Einkaufsstraße. Vor allem im unteren Teil Richtung Scharnhauser Park spenden die großen Baumkronen Schatten. Die Bäume im oberen Teil sind noch nicht so hoch gewachsen. Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Auch bei den Ortskernsanierungen in Kemnat und in der Parksiedlung hat die Klimaanpassung für Baubürgermeister Lübke hohen Stellenwert. Geplant sei auch, das es in allen Stadtteilen einen Trinkbrunnen geben soll. „In vielen öffentlichen Gebäuden haben wir schon Wasserspender.“

Die Pop-up-Gärten im Scharnhauser Park kommen gut an. Foto: Markus Brändli

Die Grünen im Gemeinderat haben im Frühjahr beantragt, auf dem Stadtbahnplatz im Scharnhauser Park und auf dem Schulhof in Ruit Schattenplätze zu schaffen. Da gibt es aus ihrer Sicht in der Stadt manchen Nachholbedarf. Über den Antrag entscheidet der Gemeinderat. „Die Schulhöfe haben wir im Blick“, sagt Lübke. Auch bei der Sanierung und Erweiterung der Pfingstweideschule in Kemnat würden Schattenplätze mitgedacht. Die Aufenthaltsqualität für die Kinder im Freien auch im Hochsommer zu erhalten, ist der Stadt da ein großes Anliegen.

Anwohner planen Bürgergärten mit

Zwischen den Stadtteilen liegen Streuobstwiesen und Felder. Die Grüne Mitte in Ruit bietet mit Bänken und einem Spielplatz Schatten unter den Bäumen. Mit den Traumfeldern im Scharnhauser Park hat Ostfildern eine weitere attraktive Grünfläche. Gerade in diesem Stadtteil mit seinen vielen Geschosswohnungen findet Carina Hornung die Bürgergärten unverzichtbar. Allerdings ließ das Interesse der Menschen, sich um die Beete zu kümmern, stark nach.

Die Platanen auf der Panoramaplattform sind neu gepflanzt. Foto: Markus Brändli

„Um die Pflege zukunftsfähig sicherzustellen, haben wir die Bürgerinnen und Bürger beteiligt.“ Der Aufruf brachte einige Resonanz. Um die Menschen niederschwellig ans Gärtnern im öffentlichen Raum heranzuführen, hat die Stadt Pop-up-Pflanzkästen aufgestellt, die bis Oktober von Anwohnern bepflanzt werden. Dass diese Initiative so gut ankam, freut die Stadtplanerin. Wie es in den kommenden Jahren weitergehen soll, entscheidet die Stadt nach dem Probelauf.

Dass wegen des Klimawandels viele Bäume nicht mehr überlebensfähig sind, stellt das Grünflächenmanagement der Stadt vor Probleme. Schritt für Schritt werde jetzt nachgebessert, sagt Hornung. Der rote Spitzahorn auf der beliebten Panoramaplattform unterhalb der Parksiedlung litt zunehmend unter den Folgen der Hitze. Deshalb entschloss sich die Stadt, die robusteren Platanen zu pflanzen. „Wir haben auch die Erde austauschen lassen, damit die Wurzeln der Bäume besser wachsen können“, sagt Carina Hornung. Der steinige Untergrund habe das Wachstum erschwert. So sichere man die Aufenthaltsqualität auf dem beliebten Platz, der in den Panoramaweg mündet. Der Spitzahorn bekomme im Scharnhauser Park „eine neue Chance“.

Hitzeschutz auf Kreisebene

Digitale Karte
Um gesundheitliche Probleme bei den Menschen zu vermeiden, hat der Landkreis Esslingen eine digitale „Kühle-Orte-Karte“ herausgegeben. Sie weist den Weg zu sonnengeschützten Plätzen im Landkreis Esslingen, um hitzebedingte Erkrankungen wie Sonnenstich, Hitzeerschöpfung bis hin zu Hitzekollaps oder Hitzschlag zu vermeiden. Die Karte ist unter www.landkreis-esslingen.de beim Gesundheitsamt zu finden.

Hitzeaktionsplan
Das Gesundheitsamt Esslingen ist Teil des Verbundprojektes „Hitzeaktionsplan Öffentlicher Gesundheitsdienst Baden-Württemberg“. Gemeinsam mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit sowie dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg wird erforscht, welche Strukturen notwendig sind, damit der Gesundheitsdienst die Entwicklung und die Umsetzung von Hitzeaktionsplänen unterstützen und vorantreiben kann.