Grünpflanzen sollen verhindern, dass sich Städte in Deutschland immer stärker aufheizen. Foto: Uwe Anspach/dpa

Den Folgen der Erderwärmung möchte Wernau gemeinsam mit anderen Kommunen in der „Initiative Klimapositive Städte und Gemeinden“ begegnen.

Momentan sieht es zwar nicht so aus, aber unterm Strich werden die Sommer in Deutschland immer heißer, die Wetterextreme nehmen zu. Das hat Auswirkungen auf den Städtebau in den Kommunen. Wernau ist bereits im Februar der „Initiative Klimapositive Städte und Gemeinden“ beigetreten. Einen entsprechenden Antrag hatte die Gruppierung Grüne/Unabhängige während der Haushaltsberatungen gestellt. Während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates stellte der Teamleiter der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, Matthias Schäpers, die Initiative vor.

 

Baubranche setzt viele Treibhausgase frei

„Wir haben großen Druck“, sagte der Redner. Das Bauen sei für 70 Prozent der Flächenveränderungen in Deutschland ursächlich. 55 Prozent des Abfallaufkommens werde durch Abbruchabfälle verursacht. Und 40 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland würden direkt oder indirekt durch die Baubranche freigesetzt. Die Folgen des Klimawandels seien bereits heute in den Städten zu spüren. „Darauf müssen die Kommunen reagieren“, meinte Schäpers.

Es seien bereits mehr als hundert Städte und Gemeinden Mitglied bei der Initiative. Für die Kommunen sei die Mitgliedschaft kostenlos. Ein wichtiger Vorteil sei die Vernetzung. Nicht jeder müsse das Rad neu erfinden. Man könne voneinander lernen, so Schäpers. Dadurch könnten die Kommunen auch ihrem Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 näherkommen. „Man muss nicht bei Null anfangen. Diese Zeit haben wir nicht mehr. Wir wollen ins Handeln kommen“, meinte der Redner. Dass die Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 vermutlich nicht erreicht werden wird, daraus machte Schäpers kein Geheimnis. Deshalb heiße die Initiative auch Klimapositiv und nicht Klimaneutral. Es sei wichtig, das Thema positiv zu kommunizieren.

Dazu zählt die Erkenntnis, dass das nachhaltige Bauen mit Blick auf die gesamte Nutzungsdauer eines Gebäudes eher günstiger als teurer sei. Zum einen seien die Folgekosten nach dem Bau günstiger. Hinzu komme, dass die nachhaltig gebauten Gebäude eine hohe Wertstabilität hätten. Oft sei es außerdem sinnvoller, bestehende Gebäude zu sanieren als neu zu bauen. Und wenn neu gebaut werde, solle möglichst recyceltes Material verwendet werden.

Also Umbau vor Neubau? Dass Kommunen oft lieber neu bauen, hat einen einfachen Grund. Bei Neubauten winken meist hohe Förderbeträge. Das macht den Neubau für die Stadtkasse günstiger, auch wenn es für den Steuerzahler insgesamt vielleicht teurer ist. Darauf wies die Stadträtin Sabine Dack-Ommeln (Wernauer Bürgerliste) hin. „Ich denke, das Thema Umbauen wird oft nicht mitgedacht“, bestätigte Schäpers.

Städte wollen wieder mehr Grün erhalten

Es sind aber nicht allein die Gebäude, die in Kommunen wichtig zur Bekämpfung der Folgen des Klimawandels sind. Auch die Freiflächen sollten zukünftig anders als in der Vergangenheit geplant werden. „Viel Grün in der Stadt bringt auch viel Lebensqualität“, so Schäpers. Während einst Bäche verdolt und Bäume gefällt wurden, sollte nun wieder der umgekehrte Weg gegangen werden. Der Unterschied zwischen der Temperatur einer Straße, der Bäume Schatten spenden, und einer Straße, auf welcher die pralle Sonne auf den Asphalt scheint, könne 20 Prozent betragen, verdeutlichte Schäpers.