Der Alpenverein in Göppingen hat am Freitag sein neues Vereinszentrum „GriP“ eingeweiht. Herzstück der Anlage ist die 15 Meter hohe Kletterhalle.
Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen...“ So beginnt ein Klassiker der Wandermusik. Der Bergvagabunden-Song wurde am Freitagnachmittag zwar an der Hohenstaufenstraße nicht gespielt, aber trotzdem war der Begriff Höhe allgegenwärtig bei der Eröffnung des Kletterzentrums der Sektion Hohenstaufen-Göppingen im Deutschen Alpenverein (DAV). Von einem „Highlight für die Sportstadt Göppingen“, also einem Höhepunkt und Glanzlicht, sprach Oberbürgermeister Alex Maier. Es herrschte Hochstimmung unter den geladenen Gästen und am Ende sollte es noch hoch hinausgehen. Wobei der Rathauschef scherzte: „Ich habe die falschen Schuhe an, sonst würde ich hochklettern.“ Und hoch ist in diesem Fall wirklich hoch: 15 Meter misst die Haupthalle, zehn Meter der Schulungsbereich. „Ein Wahrzeichen für den Sportpark an der Hohenstaufenstraße“ sei das imposante Bauwerk, meinte Alex Maier. „Darauf können wir als Stadt stolz sein.“
Kletterhalle könnte dem Alpenverein frischen Schwung verleihen
Bauherr ist die DAV-Sektion Hohenstaufen-Göppingen und damit immerhin der größte Verein des Landkreises. Dessen Vorsitzender Dieter Feil erinnerte daran, dass der DAV ganze zehn Jahre lang an dem Traum geplant habe. Schließlich habe man das bisherige „Kletterstüble“ bereits vor 34 Jahren in Betrieb genommen. „Es war klar, dass wir was machen müssen“, sagte Feil.
Die ersten Überlegungen galten noch dem sogenannten Blauen Platz bei Lidl und Sportmarkt Flöss, doch die Lidl-Eigentümer wollten das Grundstück nicht hergeben, plauderte Feil aus dem Nähkästchen. Schließlich fand man, damals noch unter OB Guido Till, den richtigen Standort an der Hohenstaufenstraße. Ganz leicht sei es nicht gewesen, die 4500 Mitglieder von der Halle zu überzeugen, denn längst nicht alle Alpenvereinler sind Kletterer. Doch am Ende hätten alle dahinter gestanden, lobte Feil. Schließlich ging es um mehr als eine Kletterhalle. Es entstand ein Vereinszentrum, die neue Anlaufstelle des Großvereins mit einem 80 Quadratmeter großen Jugendraum, einem Bistro, einem Mehrzweckraum für Veranstaltungen, einem riesigen Boulderbereich und Übungsmöglichkeiten für Einsteiger. Auch die Geschäftsstelle der DAV-Sektion, die bisher wenig repräsentativ an der Karlstraße untergebracht war, ist an die Hohenstaufenstraße gezogen.
Führender Kopf hinter der Verwirklichung dieses vier Millionen Euro teuren Vorhabens war das DAV-Mitglied Werner Lutz. Ohne diesen Bauleiter wäre nichts gegangen, meinte Feil. Unzählige Stunden investierte er schon während der Planungsphase in das Projekt, reiste durch Deutschland auf der Suche nach den besten Lösungen. Und auch auf der Baustelle war er offenbar dauerpräsent. Die flutschte reibungslos: Bauleiter, Baufirmen und Vorsitzender lobten sich am Freitag in den höchsten Tönen gegenseitig. Und auch die Lokalpolitiker im Gemeinderat und die Stadtverwaltung hätten mitgezogen, wie Dieter Feil betonte. Schließlich sei es auch um viel Geld gegangen. Privatspender, Sponsoren und Zuschüsse hätten es erst möglich gemacht, das Vorhaben anzugehen und die Finanzlast für den Verein im Rahmen zu halten. „In Zeiten, in denen andere Investoren die Bremse reinhauen, haben Sie ein solches Ding da hingestellt“, lobte Alex Maier.
Und wie geht das Lied der Bergvagabunden weiter? „In unseren Herzen brennt eine Sehnsucht, die lässt uns nimmermehr in Ruh.“ Sehnsucht der hiesigen DAVler ist es, noch mehr Leute fürs Klettern zu begeistern. Das neue Schmuckkästchen soll weitere Mitglieder in den Verein locken, das ist das erklärte Ziel: Dass das nicht unrealistisch ist, erzählte Alfred Kaltwasser, Mitglied im Verbandsrat des DAV-Bundesverbands am Freitagabend. Seine Heimatsektion Reutlingen beispielsweise habe vor dem Bau ihrer Kletterhalle 5000 Mitglieder gehabt, heute seien es 10 000. Da ging ein Raunen durch das Publikum.
Das Holz für die Halle stammt aus dem Zillertal
Das Kletterzentrum bietet auch Sportlern von auswärts die Chance, das Hobby auf höchstem Niveau auszuüben. „Eine Top-Kletterhalle“ habe Göppingen jetzt, sagte Lutz Karpowitz, Chef der Firma Kletterbau, die die Halle in Holzständer-Bauweise hochzog. Er weiß, wovon er spricht: Sein Unternehmen hat bereits zehn Kletterhallen gebaut, auch noch größere. Vier Kletterhallen betreibt das Unternehmen selber. „Doch keine ist so schick wie diese“, machte er deutlich. Das Holz für das Göppinger Kletterparadies wurde übrigens aus der österreichischen Alpendestination Zillertal auf fünf Sattelzügen angekarrt.
Neues Zentrum für Mitglieder
Flächen
Der Kletterbereich im Inneren der Halle umfasst 750 Quadratmeter, außen kommen 250 Quadratmeter hinzu, der Boulderbereich hat 500 Quadratmeter.
Ziel
Neben den Kletteraktivitäten soll GriP ein neues Zentrum für die Mitglieder der DAV-Sektion sein, also Treffpunkt und Ausgangspunkt für Aktivitäten rund um den Bergsport.
Bauablauf
Am 3. September 2023 startete die Baustelle. Im Dezember wurde die Bodenplatte betoniert. Im Februar wurde das Holz geliefert. Am 6. März war Richtfest.