Das Glas soll weg, Edelstahl als Ersatz scheidet aber aus – er wird zu heiß. Foto: Leif Piechowski

Die Tage des chronisch beschädigten Glasbands auf dem Kleinen Schlossplatz sind gezählt. Das in den Platz ragende Oberlicht des Kunstmuseums wird 2014 wohl mit Beton geschlossen und mit Naturstein gepflastert.

Stuttgart - Eine Zweidrittelmehrheit im Technik-Ausschuss hat sich für die Schließung des Oberlichts ausgesprochen, durch das bisher Licht vom Kleinen Schlossplatz in die darunter liegenden Ausstellungsräume des Kunstmuseums fällt. Der Antrag der CDU, auf dem Platz ein Wasserspiel oder eine Pflanzfläche einzurichten, um damit für Auflockerung der Pflasterfläche zu sorgen, fand keine Mehrheit.

Technikbürgermeister Dirk Thürnau hatte gewarnt: Der Gemeinderat selbst habe die Etatmittel für den Unterhalt der Brunnen gekürzt – „in der Lage kann man nicht munter weitere aufwendige Brunnen bauen“, hielt er der CDU und der FDP entgegen. Die SPD beurteilte das ebenso. Die Grünen lehnten „neue Experimente“ ab.

Hochbauamtsleiter Ulrich Klenk sagte, selbst eine Rinne im Pflaster, aus der Wasser quelle, brauche eine Brunnenstube und eine Wasserpumpe. Wollte man das Glasband durch ein Wasserbassin ersetzen, würde sich beim Ausgleich des Gefälles eine teilweise enorme Höhe ergeben – und eine „Barriere“.

Die CDU würde auch eine irgendwie geartete Wasserstelle irgendwo auf dem Platz akzeptieren, doch dann bekäme es die Stadt wieder mit dem Architekturbüro Hascher und Jehle (Berlin) zu tun, das den Entwurf für Kunstmuseum und Oberlicht geliefert hatte, auf sein Urheberrecht und sein Planungsrecht pocht. Mit dem Oberlicht wollte es aufzeigen, dass die Ausstellungsräume unter dem Platz in einer ehemaligen Tunnelröhre entstanden. Deshalb hatten Hascher und Jehle lang das immer wieder durch Skater und Passanten beschädigte Glasband verteidigt. Vor Monaten lenkten sie ein: Die Glasplatten sollten nun mit Edelstahl abgedeckt werden, der an einigen Stellen nachts Lichtstrahlen in Richtung Nachthimmel durchlässt. Die Verwaltung förderte diesen Plan. Vor einigen Wochen zog sie aber die Notbremse: Bei Tests habe sich gezeigt, dass auch der Edelstahl nicht vor Schäden gefeit sei. Und im Sommer könne er sich so erwärmen, dass Kleinkinder Verbrennungen erleiden könnten. Die Idee der Architekten, über den Edelstahl einen Belag wie bei Tartanbahnen aufzubringen, verwarf die Verwaltung. Sie setzte wieder verstärkt auf Beton und Pflaster. Die Architekten willigten ein, falls sie einen neuen Vertrag und ihr Honorar erhalten. 35.000 von 180.000 Euro sind bereits geflossen. Sie sollen mit dem Honorar für die neue Planung verrechnet werden. Diese Marschrichtung ließ sich die Verwaltung genehmigen.

CDU will keinen „neuerlichen Murks“ bezahlen

Vom Stahl verabschiedeten sich alle Fraktionen – doch nicht ohne Kritik an den Architekten. Alexander Kotz (CDU) zeigte keine Lust, „ihren neuerlichen Murks“ zu bezahlen, nachdem schon die Glaslösung untauglich gewesen sei. Das Büro könne attraktive Entwürfe liefern, aber nicht praktisch umsetzen. Michael Kienzle (Grüne) staunte, dass die Architekten offenbar nicht um die Eigenschaften von Edelstahl gewusst hätten. Roswitha Blind (SPD) sprach von einem Lehrstück über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Architekten. Joachim Fahrion (Freie Wähler) hätte wie die CDU einen Gerichtsstreit in Kauf genommen. Die Architekten würden den Gesichtsverlust sicherlich scheuen. „Wir sollten dem Pfusch kein Geld nachtragen“, meinte auch Günter Stübel (FDP). Die Verwaltung riet aber nicht zu einem Prozess „von unbekannter Dauer“. Möglicherweise hätte auch die Stadt von der Glaslösung abraten müssen.

Sebastian Jehle wies die Kritik auf Anfrage als „billige Architektenschelte“ zurück. Dass Edelstahl sich auf bis zu 60 Grad erwärme, habe man gesagt. Ganz zu Beginn hätten auch die Repräsentanten der Stadt in Lieferautos und Skatern keine Gefahrenquelle für Pflaster und Glasplatten gesehen. Jehle: „Es war immer klar, das Oberlicht ist eine Sonderkonstruktion, die Risiken birgt.“ Trotz allem will man jetzt zusammen neue Pläne erarbeiten. Im Gespräch ist ein Pflaster, das sich vom Umfeld abhebt, eventuell mit einzelnen Lichtbausteinen, die Energie speichern und nachts Licht abgeben. Auch eine feste Möblierung steht zur Debatte, und die Museumsleiterin denkt daran, hier temporär Kunst zu präsentieren.