Die Baustelle auf dem Kleinen Schlossplatz ist eine Barriere für Fußgänger Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Beseitigung des Glasoberlichts auf dem Kleinen Schlossplatz und die Ergänzung des Belags sollten jetzt fertig sein – nun aber gibt es neue Probleme und Verzögerungen. Die Sache könnte bis Weihnachten dauern – zum Ärger der Anrainer.

Stuttgart - An diesem Freitag hätte die Baustelle auf dem Kleinen Schlossplatz verschwinden sollen. Daraus wird nichts. Die Bauzäune bleiben mindestens noch einen Monat, vielleicht gut zwei Monate. Die Abdichtung zwischen dem Platz oben und Museumsräumen unten muss verbessert werden.

Die Serie von Hiobsbotschaften bei städtischen Baumaßnahmen geht weiter. Die Baustelle auf dem Kleinen Schlossplatz, der seit Mai verbarrikadiert ist, bleibt länger bestehen als geplant. Ursprünglich war geplant, an diesem Freitag mit der Beseitigung des Glasoberlichts der Museumsräume und dem neuen Oberbelag fertig zu werden. Nun wird im Hochbauamt die zweite Dezemberwoche fertig, erfuhr unsere Zeitung. Aber auch nur dann, wenn das Wetter mitspielt. Bei den Anrainern des Platzes kursiert schon, dass die Baustelle erst am 23. Dezember abgeräumt sein werde. Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) sagte am Donnerstagabend, man habe noch Hoffnung, Ende November fertig zu werden.

Seit ungefähr zwei Wochen hätte die Baustelle eigentlich schon kleiner sein sollen, damit die Passanten wieder besser über den Platz kommen. Tatsächlich aber ist sie noch erweitert worden. Das liegt daran, dass direkt neben dem früheren Glasoberlicht der Kunstmuseumsräume, die unter dem Platz liegen, das Pflaster beseitigt werden musste. Man wolle eine größere Überlappung der alten und neuen Abdichtung, sagte Thürnau. Das Risiko, dass künftig Wasser eindringen und nach unten in Museumsräume fließen könnte, war der Verwaltung zu groß. Die Baustelle rückte dadurch noch näher zu den Gebäuden. Die entfernten Pflasterbeläge und Sitzsteine müssen auch noch innerhalb der Abschrankung gelagert werden.

Wie unsere Zeitung erfuhr, ist bereits in der Vergangenheit Feuchtigkeit in die Museumsräume unter dem Platz gedrungen. Das Wasser sei aber im Bereich der abgehängten Decke aufgefangen und unschädlich gemacht worden, heißt es im Rathaus. Von der Museumsleitung sei dieses Problem als geringfügig eingestuft worden. Die Verwaltung nahm an, dass die Feuchtigkeit im Bereich des Glasoberlichts eintrat, nicht von angrenzenden Bereichen des Platzes herrührte. Zuletzt mehrten sich die Sorgen über die Abdichtung des Platzes. Die Museumsleitung hielt am Donnerstag auf Anfrage jedoch daran fest, dass die Feuchtigkeit allein vom Glaslichtband herrührte. Sie sei stets sorgfältig beobachtet worden. Eine Hängung von Kunstwerken in diesem Bereich habe man vermieden. Mit der Schließung des Glasbands werde das Problem behoben sein.

Wie die Stadtverwaltung mit der neuen Lage am Platz umgehen soll, wird zurzeit in diversen Gesprächen ausgelotet. Sie erwägt, mit einer provisorischen Eisenbrücke die Passanten über die Baustelle hinwegzuführen, damit nicht in der kompletten Vorweihnachtszeit eine unüberwindliche Barriere besteht. Die Brücke müsste aber höher sein als jene, mit der vor Jahresfrist bereits einmal ein Überweg über das abgesperrte Glasband geschaffen worden war. Das Budget von zwei Millionen Euro für die Baumaßnahme wird nicht mehr reichen. Wie hoch die Mehrkosten ausfallen, ist noch ungewiss.

„Eine beleuchtete Brücke wäre eine gute Sache“, sagt Winni Klenk vom Modeladen Abseits. Er fürchtet um das Weihnachtsgeschäft. Zwei Zelte gebe es auf dem Platz als Regenschutz für die Arbeiten schon, zwei kämen noch hinzu. Der Laden gehe noch mehr unter. Stammkunden kämen zwar weiterhin, aber nicht die Laufkundschaft. Die Gehälter für zehn Mitarbeiter und die Gewerbesteuer müsse er weiterhin bezahlen. Für das „katastrophale Baustellenmanagement“ hat Klenk kein Verständnis. Auf der Baustelle sei kein Druck gewesen. Die erste Absperrung sei bereits im Dezember 2013 errichtet werden. In zwölf Monaten werde manchmal fast ein Einkaufszentrum gebaut.

Melanie Allgaier von der Bar Waranga will sich mit dem „vergeigten Jahr“ nicht mehr lang aufhalten. Für das Waranga sei das Sommergeschäft entscheidend – und das sei mit merklichem Umsatzverlust beendet. Allgaier richtet den Blick nach vorn. Im Frühjahr will das Waranga mit Klenk, dem San’s und dem Museum zum gemeinsamen Zehn-Jahr-Jubiläum den Platz ein Wochenende lang inszenieren: mit Kunst, Ton- und Lichteffekten wie Fassadenbeleuchtung. Allgaier: „Ich hoffe, dass die Stadt uns dann mit den Genehmigungen entgegenkommt.“