Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche will in Salzburg einen Privat-Tunnel zu seiner Villa bauen lassen. Auch in Stuttgart protestieren Aktivisten dagegen – ohne viel Aufmerksamkeit zu erreichen.
Unter anderem an Stativen und an einem Fahrrad befestigt eine kleine Aktivistengruppe provisorisch ein rot-weißes Absperrband, das vor dem Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen einen überschaubaren Bereich eingrenzt. Auf dieser imitierten Baustelle stehen die Demonstranten am Donnerstagnachmittag mit Warnwesten, Werkzeugen und einem Banner. „Stoppt den Porsche-Privat-Tunnel“, lautet die Forderung auf einem der weiteren Plakate. Sie ist auch der Tenor der Rede.
Kein Wunder: Die Teilnehmer gehören der dreitägigen Kampagne des Kollektivs „Salzburger Porsche-Tunnel-Festspiele“ an, das am Mittwoch durch den Protest in der österreichischen Stadt Schlagzeilen auslöste. An diesem Donnerstag endet die Aktion, die sich gegen das Vorhaben von Wolfgang Porsche richtet.
Kritik am geplanten Tunnelbau
Der 81-jährige Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG plant, einen privaten, 500 Meter langen Auto-Tunnel hoch zu seiner Villa auf dem Kapuzinerberg in Salzburg bauen zu lassen. Auch ein unterirdischer Parkplatz mit Zugang zum Anwesen ist vorgesehen.
Den Grund des Berges besitzt allerdings die Stadt Salzburg. Daher hat Wolfgang Porsche 2024 mit Harald Preuner, dem damaligen ÖVP-Bürgermeister, einen Deal gemacht. Für 40 000 Euro sicherte er sich das Wegerecht, er erhielt die Erlaubnis für den Tunnelbau. Öffentlich wurde das erst rund ein Jahr später. Die Folge: Kritik an dem Vorhaben.
An diesem Nachmittag zeigt sich der Unmut bei Wind und Nieselregen auch in der Heimat des Autobauers Porsche – allerdings in äußerst kleinem Ausmaß, beobachtet von zunächst zwei Polizisten. „Ich habe mit sehr viel Leuten mehr gerechten. Zumindest mal mit Leuten, die hier vorbeilaufen, die auch stehenbleiben“, sagt der 21-jährige Organisator Tobias Schleuning aus Stuttgart, der den deutlich verzögerten Demonstrationsbeginn seiner Gruppe auf den Stadtverkehr zurückführt. Der würde auch die Teilnehmer der Kundgebung, die mit dem Fahrrad kommen, aufhalten.
Als ein Teilnehmer gegen 17 Uhr – etwa eine Stunde nach dem vorgesehenen Start der Kundgebung – die Rede vorliest, stehen mit ihm sechs weitere Personen auf der imaginären Baustelle. Er spricht ohne Megafon in eine Kamera und zu – die Pressevertreter ausgenommen – sieben Zuhörern. Zuvor standen noch ein paar Leute mehr in der Nähe.
Es geht den Aktivisten laut dem Beitrag unter anderem um Werte und Prinzipien sowie darum, wer in der Gesellschaft die Macht habe, wem öffentliche Räume gehören und „ob wir zulassen, dass sich Milliardäre ihre eigenen privaten Wege durch unsere gemeinsame Welt graben“.
Noch ist offen, ob es schließlich zu dem Bau kommen wird. „Am 14. Mai wird der Gemeinderat in Salzburg entscheiden. Aber wir entscheiden heute, dass wir nicht schweigen werden“, heißt es in der Rede.