Dada Madhuvidyananda von der Partei «Menschliche Welt» will „die globalen Krisen durch eine humanistische Friedenspolitik und eine dezentralisierte Gemeinwohlwirtschaft zu überwinden“. Foto: dpa

Yoga-Bewegungen, Tierfreunde und Veganer kämpfen mit ihren Parteien bei der Bundestagswahl um Wählerstimmen. Eine reelle Chance auf ein Mandat haben Sie nicht. Dennoch kämpfen sie um jede Wählerstimme – aus einem bestimmten Grund.

Stuttgart - Die Marke von fünf Prozent, um in den Bundestag zu kommen, ist in weiter Ferne. Und ihre finanziellen Mittel sind gering. Dennoch werben bei der Bundestagswahl auch zahlreiche kleine Parteien um die Gunst der Wähler. Unter den 21 Parteien, die Landeswahlleiterin Christiane Friedrich mit Landeslisten zugelassen hat, sind 15, die am Wahlabend höchstwahrscheinlich nur in der Rubrik „Sonstige“ auftauchen werden. Zu den Exoten gehören zum Beispiel die V-Partei3 - Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer und die Partei Menschliche Welt - für das Wohl und Glücklich-Sein aller.

Die meisten kleineren Gruppierungen treten zum ersten Mal an. Aber es sind Altgediente darunter, wie etwa die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP). ÖDP-Landesgeschäftsführer Ulrich Stein sieht die Bundestagswahl ganz pragmatisch: „Schon ein Ergebnis über einem Prozent kann sehr positive Auswirkungen auf die Popularität haben.“ Ein deutlich besseres Wahlergebnis erleichtert nach seinen Worten die Öffentlichkeitsarbeit und bringt der Partei mehr Geld vor allem im Blick auf die folgenden Kommunalwahlen. Derzeit sitzen im Südwesten 30 ÖDP-Mitglieder in den Gemeinderäten und Kreistagen. Der Bundestagswahlkampf, für den die ÖDP im Land zwischen 10 000 bis 15 000 Euro eingeplant hat, soll am Ende der Kommunalpolitik dienen.

Wahlen ohne Hürde haben Priorität

Die Partei Mensch, Umwelt, Tierschutz (Tierschutzpartei) verfolgt nach Angaben ihrer Landesgeschäftsführerin Jessica Frank eine ähnliche Strategie: „Wir hoffen, unsere Bekanntheit und Wählerquote weiter zu steigern, um bei Wahlen ohne Fünf-Prozent-Hürde erneut in die Parlamente zu kommen.“ Sie nennt die Kommunal- und Europawahlen, die 2019 anstehen. So argumentiert auch Bernd Barutta, Landespressesprecher der Freien Wähler, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind. Obwohl Kommunalpolitiker unter diesem Label in nahezu allen Gemeinderäten vertreten sind, ist es den Freien Wählern nicht gelungen, in allen Wahlkreisen Direktkandidaten zur Bundestagswahl aufzustellen. Einen Stimmenanteil von über einem Prozent im Land betrachtet Barutta als ein realistisches Ziel.

Wählen für Beginner und Fortgeschrittene

Der stellvertretende Landeschef der Grundeinkommenspartei, Peter Jakobeit, sagt offen: „Die Motivation wird nicht aus der Aussicht auf Mandate geschöpft. Es geht darum, das Thema BGE, das bedingungslose Grundeinkommen, zu platzieren.“ Wählerstimmen seien keine Ziele.

Wahlkampfzentrale: Internet

Die Freien Wähler haben nach eigener Auskunft 40 000 Euro für den Bundestagswahlkampf zur Verfügung. Von den befragten kleineren Parteien in Baden-Württemberg wird diese Summe nur noch von der Piratenpartei übertroffen. Laut Uwe Mayer vom Landesvorstand stehen 72 000 Euro bereit, um zumindest fünf Prozent zu schaffen. Als Wahlkampfzentrale haben die Piraten das Internet gewählt. „Dort tauschen wir uns über diverse Tools aus und arbeiten miteinander.“

Wichtige Fragen und Antworten vor dem Urnengang

Wesentlich geringer fällt das Budget der V-Partei3 aus, das nach Angaben von Landessprecherin Lea Richard bei lediglich 500 Euro liegen soll. Der Wahlkampf wird vor allem über die sozialen Medien geführt. Richard bezeichnet es bereits als einen Erfolg, ausreichend Unterstützungsunterschriften für die Zulassung der Landesliste zur Bundestagswahl bekommen zu haben, obwohl die Partei erst ein Jahr alt ist. Als zentrale Themen des Wahlkampfes nennt sie die Forderung nach mehr Bioqualität in der Lebensmittelproduktion, die Förderung der Elektromobilität sowie die Schaffung eines gerechten Grundeinkommens.

Die Partei für das Wohl und Glücklich-Sein aller

Die Landesliste der Partei Menschliche Welt - für das Wohl und Glücklich-Sein aller ist ebenfalls zur Bundestagswahl zugelassen worden. Wortführer ist Dada Madhuvidyananda, der sich als Yoga-Mönch und Lehrer bezeichnet. Das Anliegen der Partei besteht darin, „die globalen Krisen durch eine humanistische Friedenspolitik und eine dezentralisierte Gemeinwohlwirtschaft zu überwinden“. Die dazu nötigen Denk- und Handlungsweise wollen die Parteimitglieder durch Praktiken der Achtsamkeit wie Meditation fördern.

Madhuvidyananda bringt als Budget 1000 Euro ein und die Unterstützung von 20 Wahlhelfern, um nach seinen Angaben 12 000 Stimmen bei der Wahl zu bekommen. Geplant seien „Wahlveranstaltungen, auf denen Friedensmeditationen und Mantra-Singen stattfinden werden“.

Lesen Sie hier:

Das sind die acht Kernthesen von CDU/CSU.

Das sind die acht Kernthesen der SPD.

Das sind die acht Kernthesen der FDP.

Das sind die acht Kernthesen der AfD.

Das sind die acht Kernthesen von Bündnis 90/Die Grünen.

Das sind die acht Kernthesen der Linken.