Regelmäßig besuchen Alexandra Hellebrand und ihre Hündin Maya das Kleeblatt Pflegeheim in Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg). Die junge Hündin verbreitet dort Freude – und sorgt für Abwechslung.
Vier flauschige Pfoten tippeln vor dem Kleeblatt Pflegeheim in Schwieberdingen. Maya ist ungeduldig und will endlich rein. Drinnen warten schon rund 20 Seniorinnen und Senioren auf ihren Besuch – mindestens genauso ungeduldig.
Maya ist eine Weiße Schweizer Schäferhündin und besucht mit ihrer Halterin Alexandra Hellebrand etwa zweimal im Monat die Bewohner des Pflegeheims. Als sich die Türen zum Foyer öffnen, sind alle Blicke auf die Hündin gerichtet, die Bewohner freuen sich auf die tierische Abwechslung. „Viele von ihnen haben früher selbst Tiere gehabt“, sagt Hellebrand. Die Senioren sitzen in einem großen Kreis auf Sesseln oder in Rollstühlen. Die knapp dreijährige Hündin begrüßt einen nach dem anderen, dabei fragt Hellebrand immer wieder, wer Maya streicheln oder ihr ein Leckerli geben möchte. „Ich habe immer ausreichend Leckerlis für Maya dabei“, so Hellebrand. „Ich möchte verhindern, dass sie etwas bekommt, dass sie nicht verträgt.“
Maya verbreitet Freude im Pflegeheim
Eine Ausnahme gibt es allerdings, und das hat sich Maya bei den letzten Besuchen schon gemerkt. „Eine Bewohnerin lässt sich extra von ihren Angehörigen Futter für Maya besorgen.“ Immer wieder läuft die Hündin zu besagter Frau, legt ihr die Pfoten auf den Schoß und wartet auf ihre Belohnung. „Ich finde es sehr gut, dass die beiden uns besuchen“, sagt die Bewohnerin, auf die Nennung der vollen Namen werden wir in diesem Artikel verzichten. „Ich habe beobachtet, dass eine andere Bewohnerin, die sonst eher zurückhaltend ist, anfängt zu lächeln und aus sich heraus kommt.“
Diese Beobachtung kann Karin Schwanauer vom Sozialdienst bestätigen. „Wenn die Besuchshündin kommt, ist immer gute Stimmung. Die Bewohner sitzen alle schon deutlich früher hier im Foyer und warten.“ Während des Besuchs leben die Senioren sichtlich auf, führen Unterhaltungen mit ihren Sitznachbarn und erzählen von ihren Erfahrungen mit Hunden. Den Bewohnern ist es nicht wichtig, direkt mit Maya zu interagieren. Sie erfreuen sich auch sichtlich daran, wenn andere Senioren sie streicheln oder wenn Maya einen Trick vorführt. So verbeugt sie sich beispielsweise vor einer Bewohnerin, stellt sich auf einen Hocker oder dreht sich im Kreis.
Die Besuchshundeausbildung dauert zehn Monate
Erst vor Kurzem haben Alexandra Hellebrand und Maya die Besuchshundeausbildung bestanden. „Die Ausbildung bei den Maltesern geht etwa zehn Monate“, erklärt Hellebrand. „Davor gibt es einen Eignungstest und am Ende eine theoretische und eine praktische Prüfung.“ Nun darf Maya auch ihr Halstuch tragen, das zeigt, dass sie momentan im Dienst ist. „Sobald sie das Halstuch trägt, weiß sie, dass es bald los geht.“ Hellebrand ist selbst in der ambulanten Pflege tätig. „Im Job hat man so wenig Zeit für die alten Leute“, sagt sie. Die ehrenamtliche Tätigkeit mit ihrer Hündin sieht sie als gute Möglichkeit um sich bewusst Zeit zu nehmen. „Da ist niemand, der mich drängelt.“ Die Besuche sind für die Bewohner ein Türöffner, sie haben Abwechslung, wollen reden und erzählen.
Wie bleibt die Hündin so schön weiß?
Immer wieder beantwortet Hellebrand auch Fragen der Bewohner. „Wie oft muss der Hund denn gewaschen werden, dass er so schön weiß bleibt?“, will eine Seniorin wissen. Auch Mayas Schlafplatz und wie alt sie etwa wird, interessiert die Gruppe. „Frau Hellebrand macht das richtig gut“, lobt Frau K. Die Besuchsstunde ist familiär und persönlich gestaltet, was ihr sehr gefällt. Anfangs war sie sehr skeptisch, erinnert sie sich. „Ich hatte noch nie was mit Hunden zu tun.“ Das ist jetzt kein Problem mehr. „Maya ist ja lieb.“
Ballspiele und Maya-Fans
Zur Abwechslung für Maya holt Hellebrand einen großen Stoffball aus ihrem Korb. Die Hündin stupst den Ball mit der Nase – und die Bewohner spielen ihn mit den Füßen zurück. Frau W. ist ein richtiger Maya-Fan. Während der ganzen Besuchsstunde rollt sie der Hündin mit ihrem Rollstuhl hinterher, spielt Ball mit ihr und lässt sie sogar an ihrem eigenem Kuscheltier, einen Ernie aus der Sesamstraße, schnuppern. „Der darf hier auch mal auf dir reiten“, sagt sie und setzt das Stofftier auf Mayas Rücken. Der 84-Jährige Herr K. fordert Maya gerne heraus, motiviert sie dazu, „Sitz“ zu machen oder das Pfötchen zu geben. „Ich konnte schon immer gut mit Hunden“, erzählt er. Einen eigenen hatte er allerdings nie. Als Maya ihm die Pfote auf den Schoß legt, belohnt er sie und sieht, dass sie müde geworden ist: „Maya hat jetzt auch Feierabend.“
Besuchsdienst mit Hund
Ausbildung
Die Malteser bieten eine Ausbildung zum Besuchshund an. Diese Ausbildung dauert zehn Monate und beinhaltet einen Eignungstest und eine praktische sowie eine theoretische Abschlussprüfung.
Anforderungen
Der Hund sollte mindestens 15 Monate alt sein und einen guten Grundgehorsam haben. Der Hundehalter muss volljährig sein und regelmäßig einen festen Besuchstermin einhalten können.