Davide Martello spielt auf der Königstraße in Stuttgart Foto: anj

Straßenkünstler Davide Martello geht mit seinem Flügel auf Reisen. Der Konstanzer spielt für eine bessere Welt und Frieden auf Erden. So war er auf dem Taksim-Platz in Istanbul, auf dem Majdan in Kiew, oder vor dem Club Bataclan in Paris. Nun trat er auf der Stuttgarter Königstraße auf.

Stuttgart - Advent, das ist die Zeit der Engel. Und tatsächlich hat sich auf der Königstraße einer niedergelassen. Er singt zwar nicht „Hosianna“ und frohlockt, aber Frieden auf Erden ist ihm ein Anliegen. Davide Martello (35) zieht mit seinem Flügel um die Welt und musiziert für eine bessere Welt. Seine Auftritte auf dem Taksim-Platz in Istanbul, auf dem Majdan in Kiew, in Donezk und vor dem Club Bataclan in Paris haben ihm den Beinamen „Friedensengel“ eingetragen. Braucht man in Stuttgart einen solchen? Ist der Streit um die Stühle schon so eskaliert? Keine Angst, Martello spielte am Wochenende hier, weil er gerne in Stuttgart ist und es nicht weit zu seinem Wohnort Konstanz ist.

Mit seinem schwarzen Schopf kann er die italienischen Wurzeln nicht leugnen. Aber er ist als gebürtiger Tuninger ein waschechter Schwabe. Oder doch ein Badener? Nicht immer ging es da friedlich zu, stritten sich die Nachbarn wie die Kesselflicker um einige Brocken Landes, die immer mal wieder den Besitzer wechselten. Doch Martello ist ohnehin ein Weltbürger. Friseur hat er gelernt, in der Freizeit in Hotelbars Klavier gespielt. 2010 baute er ein Piano um, fuhr es nach Berlin und spielte auf dem Potsdamer Platz. Der Straßenkünstler Martello war geboren.

In Konstanz wohnt er, dort packt er seinen Flügel auf den Anhänger und geht auf Reisen. Die letzten Meter zieht er das Piano mit einem Fahrrad. Berühmt geworden ist er 2013 mit seinem Auftritt auf dem Taksim-Platz. Polizisten und Demonstranten standen sich gegenüber, als er den Flügel dazwischen schob und anfing zu spielen: „Imagine“ von John Lennon, „stell Dir vor, all die Leute lebten in Frieden.“ Danach holte ihn Markus Lanz ins ZDF. Ein Promi ist er seitdem, für manche ein Held. Das finde er übertrieben, sagt er, „ich will nur Musik machen.“ Das macht er auf der Königstraße, vor hunderten Zuhörern. „Imagine“, stell Dir vor, „die ganze Welt wird eins sein.“ Es ist Advent, Zeit der Engel.