Laut der Branche liegt der Marktanteil von Pedelecs bei elf Prozent – Tendenz steigend. Vor dem Kauf gibt es ein paar Dinge zu beachten. Foto: dpa

Pedelecs werden immer beliebter – und nicht nur unter Senioren. Doch es gibt Unterschiede. Unser Testfahrer Klaus Zintz aus Sillenbuch gibt ein paar Tipps, worauf beim Kauf eines elektrischen Drahtesels zu achten ist.

Sillenbuch - Motor, Antrieb, Elektronik und Akku von Bosch, das Rad von Centurion, dazu eine stufenlose Nabenschaltung, Scheibenbremsen hinten und vorn sowie Nabendynamo samt starkem LED-Scheinwerfer: Mein Test-Pedelec lässt kaum Wünsche offen – würde allerdings auch rund 3200 Euro kosten. Natürlich geht es auch viel günstiger: Bei Aldi Süd gab es zur diesjährigen Fahrradsaison ein Pedelec für 949 Euro. Allerdings musste man da noch einiges zusammenbauen. Und vor dem Kauf ausprobieren konnte man es natürlich auch nicht. Ein Verkaufsrenner war das Rad aber offenbar nicht – selbst im Juli stand es in manchen Filialen noch zum Kauf.

Längst interessieren sich nicht mehr nur Senioren dafür

Dabei werden Pedelecs von Jahr zu Jahr beliebter, und das schon lange nicht mehr nur bei den Senioren. Für die tägliche Fahrt zur Arbeitsstelle taugen sie ebenso wie für nicht allzu ambitionierte Fahrradausflüge. Und mit elektrischen Mountainbikes lassen sich auch anspruchsvolle Geländestrecken gut meistern. Der Branche zufolge haben Elektrofahrräder und Pedelecs inzwischen einen Marktanteil von elf Prozent – mit deutlich steigender Tendenz.

Am beliebtesten sind dabei die City-Pedelecs, also Stadträder, die bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern mit elektrischer Unterstützung unterwegs sind. Dabei arbeitet der Elektromotor umso stärker, je kräftiger man in die Pedale drückt – daher auch der Name Pedal Electric Cycle, kurz Pedelec genannt. Diese Räder gelten als normale Fahrräder, weshalb man mit ihnen zum Beispiel auf breiten Waldwegen fahren darf. Mit 2000 bis 3000 Euro sollte man für ein gutes Pedelec schon rechnen. Dass es allerdings auch in dieser Preisklasse zu Problemen kommen kann, zeigte der im Juni 2013 veröffentlichte Test der Stiftung Warentest. Dabei wurde eine Fahrstrecke von 20 000 Kilometern simuliert. Nach dieser Tortur wurden neun der 16 getesteten Fahrräder zu einem „Mangelhaft“ herabgestuft – wegen gebrochener Lenker, einknickender Rahmen, versagender Bremsen oder Funkstörungen durch die Elektrik. Nur die Bikes von Stevens und Kettler wurden damals mit der Note „gut“ bedacht.

Recherche im Internet ist ratsam

Inzwischen haben die Hersteller sicherlich dazu gelernt und ihre Produkte verbessert. Gleichwohl kann es nicht schaden, sich vor dem Kauf über das anvisierte Pedelec etwa im Internet näher zu informieren. Vor allem aber sollte man eine Probefahrt machen oder, noch besser, sich ein solches Rad über mehrere Tage hinweg ausleihen. Dazu muss man aber in aller Regel zu einem Fachhändler gehen. Wenn man dort auch das Rad kauft, ist dies zwar meist etwas teurer als im Baumarkt oder beim Discounter; dafür gibt es in der Regel auch eine qualifizierte Fachberatung, zudem wird das Rad auf die Bedürfnisse des Fahrers eingestellt. Und man weiß auch, wohin man das Bike bei Problemen bringen kann. Die kann es leider auch geben, etwa lockere Kabelverbindungen oder verrutschte Sensoren, um nur zwei relativ unproblematische Beispiele zu nennen.

An der falschen Stelle zu sparen, ist auch nicht sinnvoll. Ein Nabendynamo samt hellem LED-Licht inklusive kurzzeitigem Standlicht ist heute Stand der Technik. Und eine gute Bremse ist gerade bei einem schweren elektrischen Fahrrad unerlässlich. Wenn hydraulische Felgenbremsen und nicht nur mechanische Seilzugbremsen am Werk sind, ist dies in aller Regel effektiver und sicherer. Scheibenbremsen sind auch eine gute Option, sie können allerdings gerade bei längeren, steilen Talfahrten von den Fildern nach Stuttgart hinunter ziemlich heiß werden.

Ein starker Motor saugt ordentlich Strom aus dem Akku

Bleiben der Akku und der Motor. Wenn Letzterer kräftig Unterstützung leistet, macht das Fahren natürlich viel mehr Spaß als mit einem schlappen Helfer. Und wenn er als sogenannter Mittelmotor in der Nähe des Tretlagers sitzt, sorgt dies für eine gute Gewichtsverteilung. Allerdings saugt ein starker Motor zumeist auch ordentlich Strom aus dem Akku. Daher sollte dieser über ausreichende Speicherkapazität verfügen und möglichst viele Ladezyklen verkraften. Außerdem sollte man auf halbwegs annehmbare Ladezeiten achten.

Dann bleibt nur noch die Hoffnung auf eine lange Lebensdauer. Denn wenn der Akku kurz nach Ablauf der Garantiezeit schlappmacht, werden für den Ersatzakku schnell mehrere hundert Euro fällig. Hier kann man nur hoffen, dass sich die (teurere) Markenqualität durch längere Haltbarkeit bezahlt macht.