Kaum hat er sein Test-Pedelec abgeholt, ist unser Mitarbeiter aus Sillenbuch begeistert von seinem neuen Gefährt. Foto: G. Zintz

Pedelecs gegenüber gibt es angeblich viele Vorurteile. Wie es sich mit dem elektrisch unterstützten Rad tatsächlich fährt, testet unser Mitarbeiter Klaus Zintz den Juli über. Für den Anfang ist der Sillenbucher mehr als begeistert.

Sillenbuch - Die Eigenheiten des Pedelecs sind schnell erklärt, und der Akku ist geladen – es kann also losgehen mit der ersten Fahrt auf dem Testbike. Dabei führt der Weg vom E-Bike-Shop in der Reinsburgstraße hinauf nach Sillenbuch zuerst einmal bergab bis zum Olgaeck. Es geht flott voran, bei Bedarf packen die beiden Scheibenbremsen kräftig, aber fein dosierbar zu. Doch dann geht’s nach oben, wobei ich als Abkürzung zunächst eine Staffel wähle, an der allerdings ein Metallsteg an der Seite das Hinaufschieben erleichtert. Aber leicht ist das Pedelec nun wirklich nicht. Doch glücklicherweise gibt es ein Knöpfchen. Wenn man das drückt, dann schiebt es sich praktisch von alleine den Berg hoch – selbst die steilste Rampe ist dann kein Problem mehr. Eine feine Sache.

Nun geht es die Sonnenbergstraße hoch. Zunächst strample ich im kleinen Gang und komme ordentlich ins Schwitzen. Im Eco-Modus hält sich die Unterstützung doch sehr in Grenzen, ist aber immer noch deutlich zu spüren. Leichter geht es im Touren-Modus voran, der aber eigentlich für Fahrten auf der Ebene oder leicht bergauf gedacht sein dürfte. Wenn man sich am Berg nicht allzu sehr anstrengen will, dann sollte man den Sport-Modus wählen. Richtig Flügel bekommt das Pedelec aber, wenn man die Turbo-Taste wählt: Da verlieren selbst die steilsten Berge ihren Schrecken.

Sonst schiebt unser Testfahrer an dieser Stelle immer

So traue ich mich dann auch an die Abkürzung zwischen Sonnenbergstraße und der Straßenbahn-Haltestelle „Stelle“, also dort, wo es zum Frauenkopf und zur Buowaldstraße nach Alt-Sillenbuch geht. Die Dobelklinge, ein geteerter Weg durch den Wald, ist zwar gesperrt, mit dem Pedelec darf ich dort aber fahren. Und er ist an zwei Stellen wirklich sehr steil – so steil, dass ich dort sonst immer schiebe und bis dato nicht dem Ehrgeiz erlegen bin, es auf Pedalen schaffen zu wollen

Das Erlebnis bleibt in Erinnerung: Mit kräftigem Antritt – sogar ohne aus dem Sattel zu steigen – und mit maximaler elektrischer Unterstützung sowie kleinster Übersetzung komme ich praktisch mühelos nach oben. Wobei es auch kein Problem wäre, abzusteigen oder das Bike mit dem „Schiebeknöpfchen“ nach oben zu befördern. Aber so macht es viel mehr Spaß. Wie es auch ein wahres Vergnügen ist, weniger steile Straßen mit flotten 20 Stundenkilometern im großen Gang nach oben zu düsen. Da kommt man sich ein bisschen vor, wie wenn man Flügel hätte – und man bekommt richtig Achtung vor seiner Leistung.

Auf der Ebene fällt das Gewicht des Rads kaum auf

Dieser Übermut verschwindet schnell, wenn man das elektrische Helferlein weniger stark in Anspruch nehmen oder gar ganz darauf verzichten möchte. Auf ebener Strecke ist das kein Problem, da fällt das deutlich höhere Gewicht des Rads kaum auf. Eher lästig wird, dass man schon recht mit den Pedalen wirbeln muss, wenn man schneller als 25 Stundenkilometer unterwegs sein will. Hier fehlt einfach ein noch höherer Gang. Etwas unsanft in seinem Vorwärtsdrang wird auch gebremst, wer mit sportlicher Unterstützung schneller als 25 fahren will. Dann fällt nämlich schlagartig die elektrische Unterstützung weg, und man muss mühsam weiter strampeln. Aber deshalb handelt es sich ja auch um ein Pedelec, mit dem man überall dort fahren darf, wo auch ein normales Fahrrad erlaubt ist.

Allerdings wird so auch der Ehrgeiz, jenseits der 25-Stundenkilometer-Grenze flott unterwegs zu sein, doch deutlich gebremst. Aber das ist ja eigentlich auch gar nicht nötig. Schließlich soll – und will – man das Fahrradfahren ein bisschen genießen und nicht nur durch die Gegend brezeln. Und Genuss ist beim Pedelec tatsächlich angesagt. Wenn man vergleichsweise mühelos vorankommt, dann macht Fahrradfahren wirklich Spaß. Auch auf dem Weg zur Arbeit, zumal man zumindest so schnell wie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Und auch mit dem Auto kann man durchaus mithalten, wenn man beispielsweise Abkürzungen durch den Wald nutzen kann oder in der Stadt keine Zeit mit Parkplatzsuche verschwenden muss und das Bike meist direkt dort abstellen kann, wo man hin möchte.

Mir jedenfalls haben die ersten Probefahrten sehr gefallen. Mal sehen, was die weiteren Testtage so bringen – und ob ich mich oder das Pedelec an seine Grenzen bringe. Bis jetzt jedenfalls habe ich zum Beispiel noch nicht vergessen, den Akku rechtzeitig zu laden.