81 und noch Feuer und Flamme für sein Fach: Klaus von Klitzing Foto: H. Schmidt

Klaus von Klitzing forscht seit Jahrzehnten zur Quantenphysik. Und das höchst erfolgreich. In Sindelfingen zieht der Nobelpreisträger das Publikum in seinen Bann.

Dass auch ein Physik-Nobelpreisträger komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge unterhaltsam und griffig präsentieren kann, zeigte Klaus von Klitzing im Sindelfinger Schauwerk eindrucksvoll. Über eine Stunde lang referierte der 81-jährige Professor dort vor großem Publikum über sein Spezialgebiet: Quantenphysik und die Verbindung zur dort gezeigten Lichtkunst.

 

Langweilig wurde dabei angesichts der sprühenden Energie und Leidenschaft des hoch dekorierten Wissenschaftlers keinem.

Quantenphysik? Ganz einfach!

Am 5. Februar 1980 gelang dem damals gerade einmal 36-Jährigen sein Durchbruch mit der Entdeckung des Quanten-Hall-Effektes und damit einer Naturkonstante, für die er fünf Jahre später nicht nur den Nobelpreis erhielt. Mit ihrer Hilfe wurden 2019 auch Basiseinheiten wie das Kilogramm oder der Meter neu festgelegt. „Es ist ganz einfach: Man muss nur die Fakten der Natur erkennen und verstehen“, sagt der Referent, der nach wie vor für sein Fach brennt – und damit Nobelpreis-Kollegen widerspricht, die behaupteten, dass niemand die Quantenmechanik verstehen könne.

Begründet wurde dieses Fachgebiet der Physik vor genau 100 Jahren von Max Planck. Anlässlich dieses Jubiläums und dem von der Unesco ausgerufenen internationalen Quantenjahr 2025 koordiniert die Deutsche Physikalische Gesellschaft zahlreiche Veranstaltungen, von denen die im Schauwert der Auftakt des deutschlandweiten Projekts „Kunst und Quanten: Quantum 2025 in Kunstmuseen“ war. „Licht, Quanten & Max Planck“ lautete das Thema, das natürlich auch Bezug nahm auf die aktuelle Schauwerk-Schau „Neon, LED & Co.“.

Von praktischen Anwendungen und kunstvollen

Denn genau um das Licht und die Erkenntnis, dass dieses aus Quanten genannten Energiepaketen besteht, geht es bei der Quantenmechanik. „Licht ist Quantenphysik“, formulierte Klaus von Klitzing kurz und bündig. Und nannte als ganz praktische Anwendungen LED, Laser oder Solarzellen. „Wenn man Solar nicht nutzt, ist man dumm“, so der Experte. Mit Quantenphysik sei außerdem abhörsichere Kommunikation möglich.

Im Abstecher zur Kunst verwies von Klitzing auf im Schauwerk zu sehende Werke von Brigitte Kowanz, die Leuchtstoffröhren als Zahlen und Linien zeigt und damit ihren Werktitel „Change“ bildet oder die Arbeit des Franzosen Francois Morellet, die mit 36 Gasentladungslampen die Formel der Kreiszahl Pi darstellt. Und lieferte vor diesem Hintergrund auch gleich eine Idee für die eigene Konstante als Leuchtversion.

Professor mit jugendlichem Entdeckerstolz

Im Deutschen Museum Bonn aber ist der deutsche Nobelpreisträger schon jetzt vertreten: Mit der Seite aus seinem Laborbuch aus der Nacht auf den fünften Februar 1980, auf der die Entdeckung des Quanten-Hall-Effektes dokumentiert ist. „Das ist meine Konstante“, verkündete der ergraute Forscher mit fast noch jugendlichem Entdeckerstolz am Ende seines kurzweiligen Vortrags.