Auch die neue Version des Schildes in Riedenberg ist falsch: Die jüdische Malerin Klara Neuburger ist 1945 gestorben Foto: Caroline Holowiecki

Sehr lang hat ihn keiner bemerkt: den Fehler auf einem Straßenschild in Stuttgart-Riedenberg, benannt nach Klara Neuburger. Der Fauxpas ist aber noch peinlicher als gedacht.

Etwa 30 Jahre lang ist es niemandem aufgefallen, doch ein gemeinsames Schülerprojekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Sillenbuch und der evangelischen Kirchengemeinde Riedenberg hat nun einen Patzer auf einem Straßenschild offenbart. Es geht um die kleine Zusatztafel am Schild der Klara-Neuburger-Straße in Riedenberg. Die ringförmig verlaufende Straße ist der jüdischen Malerin Klara Neuburger gewidmet.

Mit ihrer Vita und der zweier weiterer Personen, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nazis verfolgt worden waren, hatten sich die Schüler im vergangenen Jahr intensiv auseinandersetzt. Anlass war der Stadtteilprojekttag „Chai – auf das Leben!“ gewesen. „Bei den Recherchen haben wir festgestellt, dass die Lebensdaten verwechselt wurden“, erklärte die 16-jährige Isabella Sturm nun in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats.

Es gibt Klara Neuburger nicht nur einmal

Sie und ihre Mitschüler haben herausgefunden, dass Klara Neuburger von 1882 bis 1945 gelebt hat. Gestorben ist sie demnach nach der Flucht in die USA in New Jersey. Auf dem Straßenschild stand allerdings jahrzehntelang, sie sei 1888 geboren und 1942 als „Opfer des Naziregimes“, so der genaue Wortlaut, umgebracht worden. Wie kam es zu dem Fehler?

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Die Jugendlichen haben festgestellt, dass es tatsächlich eine Jüdin namens Klara Neuburger gab, die 1888 in Stuttgart geboren wurde und 1942 im KZ starb. An sie wird laut Isabella Sturm an der Gedenkstätte am Nordbahnhof erinnert. Die eine Klara Neuburger hat mit der anderen nichts zu tun. „Sehr lang sind die beiden ineinandergeschoben worden in der Forschung“, sagte die Riedenberger Pfarrerin Elisabeth Jooß in der Sitzung.

Tatsächlich ist der Schilder-Fauxpas sogar noch peinlicher als gedacht. Denn mittlerweile, nach der Entdeckung und Meldung des Fehlers, ist ein neues Schild geliefert und aufgehängt worden. Dort steht nun „Verfolgte des Naziregimes“, doch auch diese Tafel enthält wieder falsche Daten. Laut Elisabeth Jooß ist es sogar bereits das dritte falsche Schild. „Davor war es noch absurder, da wäre Klara Neuburger 110 Jahre alt geworden“, erklärte sie. Sie sprach von einem „Treppenwitz, ein ziemlich bitterer“.