Von Wolf-Dieter ObstSTUTTGART. Wie lange braucht die Polizei vom Notruf 110

Von Wolf-Dieter Obst

STUTTGART. Wie lange braucht die Polizei vom Notruf 110 bis zum Eintreffen am Tatort? Seit vier Monaten wird in Stuttgart die ¸¸wirkliche' Zeit im Leitrechner erfasst - nachdem die Uhr vorher erst tickte, wenn der Streifenwagen losfuhr.

Das baden-württembergische Innenministerium unter Minister Heribert Rech und Landespolizeipräsident Wolf Hammann hat die neuen Daten zur Geheimsache erklärt. Ein Durchschnittswert sei angesichts der unterschiedlichen Einsatzarten wenig aussagekräftig, heißt es zur Begründung. Früher war das anders: Als nur die reine Nettozeit galt, wurde durchaus berichtet, dass die Stuttgarter Polizei binnen 2,8 Minuten zu einer Schlägerei hinzukommt.

Mit der Nennung der echten Bruttozeiten tut sich die Kölner Polizei weniger schwer: Bei eiligen Einsätzen - etwa bei Banküberfällen oder Gewaltdelikten, bei denen die Täter noch am Ort vermutet werden - nennt sie eine durchschnittliche Einsatzreaktionszeit von fünf Minuten und fünf Sekunden.

Ein Grund für die Zurückhaltung in Baden-Württemberg dürfte auch der steigende Unmut in den Reihen der Polizei sein. Außerdem gibt es gehäufte Klagen von Stuttgarter Bürgern, die bemängeln, dass die Beamten zu spät eintreffen, wenn diese zu Hilfe gerufen werden.

Die vor einem Jahr umgesetzte Revierreform hat in Stuttgart offenbar nicht die gewünschte Wirkung. Durch die Fusion von Revieren sollten mehr Beamte auf die Straße gebracht werden - der Streifendienst verlor dennoch Personal. Nach Informationen unserer Zeitung sind 16 bis 18 Prozent der Stellen in den Dienstgruppen unbesetzt - mehr als zu Beginn der Reform. Betroffenen Revieren fehlen 24 bis 30 Beamte.

Tagesthema

Stuttgart und Region Seite 19