Das Hauptklärwerk in Mühlhausen soll ausgebaut werden Foto: Max Kovalenko

Auf die Landeshauptstadt kommen saftige Ausgaben für den Ausbau ihres Hauptklärwerks zu. Die Wasserqualität des Neckars, in den behandelte Klärwässer eingeleitet werden, wird die Europäische Union aber trotzdem kaum zufriedenstellen. Das Problem sind Medikamentenreste.

Stuttgart - Auf die Landeshauptstadt kommen saftige Ausgaben für den Ausbau ihres Hauptklärwerks zu. Die Wasserqualität des Neckars, in den behandelte Klärwässer eingeleitet werden, wird die Europäische Union aber trotzdem kaum zufriedenstellen. Das Problem sind Medikamentenreste.

Darüber hat jetzt der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) Klage geführt. Mit ihm hatten die Experten des Stuttgarter Hauptklärwerks über die utopischen Soll-Werte geredet. „Wie sollen wir das den Bürgern erklären?“, fragt auch Untersteller. Er befürchtet, dass der Neckar und viele andere Gewässer trotz eines hohen Aufwands in die Problemstufe Rot der EU-Kategorien für Fließgewässer eingestuft werden.

Um Spurenstoffe wie Medikamentenreste aus den Abwässern zu beseitigen, will auch Stuttgart Aktivkohlepulver in neuen Klärbecken einsetzen. Der Ausbau könnte zwischen zehn und 40 Millionen Euro kosten. Das Problem verschärft sich zunehmend. Grund: Die älter werdende Gesellschaft nimmt immer mehr Medikamente zu sich. Von den Toiletten fließen die Rückstände über Urin oder weggeschüttete Arzneien in die Kläranlage.

Bei der Wiederaufbereitung von Wasser steht Baden-Württemberg im Bundesvergleich nach Angaben von Untersteller hervorragend da. Das Land lässt auch die verbesserte Abwasserreinigung, die sogenannte vierte Reinigungsstufe, vorantreiben. Man wünsche sich aber, dass die EU verstärkt tätig werde, damit gar nicht erst so viele Problemstoffe im Klärwerk ankämen, sagte Ministeriumssprecher Frank Lorho. Die Kategorisierung der Gewässer sei außerdem zu undifferenziert. Flächendeckend sei die vierte Reinigungsstufe nicht zu leisten. Man müsse bevorzugt an sensiblen Stellen, etwa in der Nähe von Wasserschutzgebieten oder Entnahmestellen von Trinkwasser, tätig werden.