Bei den freien, unabhängigen Trägern geht man davon aus, dass mehr als 90 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher arbeiten können. Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Bis zu 40 Prozent der Erzieher könnten ausfallen. Das sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Bei Kita-Verantwortlichen hat diese Zahl für Erstaunen gesorgt.

Stuttgart - Die Aussage von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), es könnten coronabedingt bis zu 40 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher in der Kindertagesbetreuung ausfallen, hat Verantwortliche im Land erstaunt: „Diese Zahl können wir nicht bestätigen“, sagt Bettina Stäb vom Evangelischen Landesverband Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg. Dieselbe Aussage triff Irme Stetter-Karp, die als Ordinariatsrätin bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die katholischen Einrichtungen in ihrem Bereich spricht.

In einem Interview mit unserer Zeitung hatte Kretschmann den Mangel an Lehrkräften und Erziehern als Grund dafür genannt, dass ein Regelbetrieb in Schulen und Kitas nach den Ferien noch nicht sichergestellt sei. Auch für die Kita-Öffnung für alle Kinder ab 29. Juni ist die Frage, wie viel Personal zur Verfügung steht, zentral. Die Coronabestimmungen ermöglichen es zwar, den Personalschlüssel zeitweise zu senken, aber nur um maximal 20 Prozent.

Beim Evangelischen Landesverband schätzt man, dass durchschnittlich jeder fünfte Mitarbeiter für die Betreuung ausfällt. „Nach den geltenden Maßgaben des Robert-Koch-Institutes gibt es keine pauschalen Risikogruppen mehr. Wir schließen uns der Empfehlung des RKI zur individuellen Risikobewertung durch einen Arzt an“, so Stäb. Beim Deutschen Kitaverband, der die freien und unabhängigen Träger im Land vertritt, ist man noch optimistischer: Mehr als 90 Prozent des Personals könne nach den RKI-Kriterien arbeiten, so ein Sprecher.

Die Verbandsvertreter sind zuversichtlich, dass die Kitas die Öffnung ab Montag stemmen können. Allerdings nicht überall mit demselben Betreuungsschlüssel und in denselben Zeiten. „In manchen Kitas wird es zu Engpässen kommen“, sagt Stäb.

Die Krise verschärft auch ein generelles Problem: Durch den Fachkräftemangel waren einige Kitas schon vorher unterbesetzt.