In der Kita geht es um Betreuung, aber auch um Bildung. Foto: Imago//Michael Gstettenbauer

In Stuttgart können sich jetzt neben der Ratsfraktion der CDU auch Bürgermeisterin Fezer und die Elternschaft eine Aufstockung der Kitagruppen vorstellen. Fachleute sind strikt dagegen. Eine Arbeitsgruppe soll Maßnahmen gegen den Kitakollaps bündeln.

Wie kann jetzt dem massiven Personalmangel in Stuttgarts Kitas abgeholfen und 3000 Kleinkindern zu einem Betreuungsplatz – und mithin auch zu Bildung und mehr Deutschkenntnissen – verholfen werden? Mit dieser Frage hat sich der Jugendhilfeausschuss in einer Schwerpunktsitzung beschäftigt. Dabei fand die Idee der Landesregierung, Kitagruppen einfach zu vergrößern, neue Befürworter.

So erklärte Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP), der Antrag der Rats-CDU gefalle ihr „sehr gut“. Darin hatte die CDU eine Aufstockung um ein bis zwei Kinder pro Gruppe vorgeschlagen. Außerdem fordert sie zur Abfederung dieser Zusatzbelastung für die Erzieherinnen die Einführung eines Kitamanagers, der die Verwaltungsarbeit übernehmen soll. „Wir kriegen dann mit einem Schlag alle Kinder unter“, so Fezer. Dieses Argument zieht offenbar auch in der Elternschaft. Denn nach der klaren Absage für größere Kitagruppen seitens des Gesamtelternbeirats (GEB) der städtischen Kitas schloss die Konferenz der Kita-GEB Stuttgart, der fünf GEB-Verbände angehören, eine solche Maßnahme nicht mehr aus, auch wenn sie in ihrem Positionspapier erklärte: „Die Erhöhung der Gruppenstärke steht in krassem Widerspruch zum frühkindlichen Bildungsauftrag der Kitas und dem Ziel der Entlastung der Fachkräfte.“ Deshalb kämen größere Gruppen nur zeitlich befristet und von umfangreichen Entlastungsmaßnahmen flankiert infrage. Kitamanager sollten rasch flächendeckend eingesetzt werden. Der KdGEB-Sprecher Sebastian Wiese räumte in der Sitzung ein, die Erzieherinnen seien „schockiert vom Vorschlag der größeren Gruppen“.

Erzieherinnen „schockiert vom Vorschlag der größeren Gruppen“

Alarmiert zeigten sich auch Klaus Käpplinger, Vorstand der Evangelischen Gesellschaft und Sprecher der Liga der Wohlfahrtspflege, sowie Armin Biermann (Caritas). Sie befürchten, dass dann noch mehr Kitafachkräfte in andere Bereiche abwandern. Als einziger Vertreter der Politik stemmte sich Luigi Pantisano vom Linksbündnis gegen größere Gruppen. Rundum einhellig begrüßt wurde aber der CDU-Vorschlag für den Einsatz von Kitamanagern zur Entlastung.

Kostenloses VVS-Ticket als Nachteilsausgleich

Und dann gab es jede Menge weitere Vorschläge: Vor dem Hintergrund, dass Stuttgart wegen seines teuren Pflasters gegenüber seinen „Kragenrand-Kreisen“ Nachteile bei der Personalgewinnung habe, könne die Stadt doch mit einem kostenlosen VVS-Ticket punkten, schlugen Jasmin Meergans (SPD), Pantisano und Jörg Schulze-Gronemeyer (Evangelische Kirchenpflege) vor. Auch bei den Zulagen wie etwa dem Tarif plus könne sich Stuttgart großzügiger zeigen, auch gegenüber Kitaleitungen, waren weitere Vorschläge. Wiese brachte einen Jahresbonus „als wichtiges Signal“ ins Spiel. Mehr bezahlte Ausbildungsplätze, mehr Qualifizierung, mehr Entlastung durch Supervision wurde genannt. Mehr Gehalt für Erzieherinnen lehnte Fezer mit Verweis auf die „überdurchschnittliche Gehaltssteigerung von 35 Prozent“ jedoch ab. Die Idee eines T-Shirts mit Logo der Stadt löste Gelächter im Saal aus.

Nun will die Bürgermeisterin rasch eine Arbeitsgruppe installieren, die die Vorschläge und ihre Realisierung konkretisieren soll.