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Der Präsident des baden-württembergischen Kommunalen Arbeitgeberverbands (KAV), Dieter Salomon, hat zu einer "gesellschaftlichen Ächtung" des Kita-Streiks aufgerufen.

Reutlingen - Der Präsident des baden-württembergischen Kommunalen Arbeitgeberverbands (KAV), Dieter Salomon, hat zu einer "gesellschaftlichen Ächtung" des Kita-Streiks aufgerufen. Die Gewerkschaft Verdi nehme Eltern und Kinder in "gewerkschaftliche Geiselhaft", sagte Salomon, der auch Oberbürgermeister von Freiburg ist, am Donnerstag bei der KAV-Mitgliederversammlung in Reutlingen.

"Die Gewerkschaft streikt gegen die schwächsten und die hilflosesten Mitglieder unserer Gesellschaft", betonte der Grünen-Politiker. "Wenn die IG Metall einen Streik bei Daimler ausruft, dann werden dort Maschinen und Fließbänder abgeschaltet. Kleine Kinder können nicht abgeschaltet werden, genauso wenig wie ihre Eltern."

Salomon forderte die Arbeitgeberseite auf, in den Verhandlungen hart zu bleiben. Ein schnelles Ende des Tarifkonflikts um jeden Preis dürfe es nicht geben. Ein hoher Tarifabschluss werde sich direkt auf die Kita-Gebühren und auf die Steuern auswirken. Dem KAV gehören 740 Städte, Gemeinden, Landkreise, Sparkassen und kommunale Unternehmen an.

Salomon sagte, mit dem Kita-Streik habe sich ver.di einen besonders sensiblen Bereich ausgesucht, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen und so möglichst den eigenen Mitgliederschwund zu stoppen. Ver.di gehe es nicht um eine bessere Betreuung der Kinder: "Die Erzieherinnen und Erzieher stellen ver.dis neue Kampftruppen dar." Sie hätten damit die Müllabfuhr als besonders öffentlichkeitswirksame Speerspitze der Streikfront abgelöst.

Salomon warf der Gewerkschaft zudem Unsachlichkeit bei der Forderung nach einem besseren Gesundheitsschutz für die Kita- Mitarbeiter vor. "Wenn Erzieherinnen das auf den Arm Nehmen eines weinenden Kindes mit dem Schleppen eines Zementsacks vergleichen und die Geräuschkulisse einer fröhlich lärmenden Kinderschar mit dem Starten eines Düsenjets, dann stimmt etwas nicht", sagte der KAV-Chef weiter.

Unterdessen lassen die Erzieherinnen nicht locker: In der Region Stuttgart bleiben nach Verdi-Angaben an diesem Freitag erneut rund 200 Kitas geschlossen. Wieder werde in und um die Landeshauptstadt mit rund 2000 streikenden Erzieherinnen gerechnet, hieß es. In den anderen Bezirken werde es erst in der nächsten Woche wieder Aktionen geben. Dann wird auch wieder verhandelt. Der Verdi-Bezirk Stuttgart hatte beschlossen, im laufenden Tarifstreit immer freitags zu streiken. Die Gewerkschaft kämpft für höhere Löhne und mehr Gesundheitsschutz.