Die Gewerkschaft Verdi hat am Mittwoch zum Streik aufgerufen. Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen sind die überwiegend von Frauen getragenen Berufe. Darum sind auch viele Kitas zu.
Maria Specht ist 32 Jahre alt und arbeitet als Erzieherin in einer Kita in Waiblingen. Im Interview erzählt sie, warum sie am Internationalen Frauentag die Arbeit niederlegt und auf die Straße geht.
Frau Specht, warum streiken Sie an diesem 8. März?
Ich streike, weil Frauen benachteiligt sind, was die Gehälter betrifft. Vor allem in den sozialen Berufen sind wir unterbezahlt. Ich möchte mich stark machen für alle Frauen und auch für zukünftige Frauen. Der Erzieherberuf wird überwiegend von Frauen ausgeübt. Ich möchte zeigen, dass ohne uns Frauen Kinder nicht in ausreichender Zahl betreut werden könnten.
Fallen Sie damit nicht just am Frauentag den Müttern in den Rücken, die auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen sind?
Meiner Meinung nach falle ich den Frauen damit nicht in den Rücken. Denn ich streike nicht nur für mich und nicht nur für den heutigen Tag, sondern für alle Frauen und für zukünftige Generationen. Ich will mich für meine Rechte stark machen und mich nicht unterdrücken lassen. Außerdem haben Kinder in der Regel auch Väter, wenn die Mütter nicht gerade alleinerziehend sind. Auch die Väter können in die Verantwortung gezogen werden und ihren Nachwuchs betreuen. Das muss nicht immer alles auf den Schultern der Frauen lasten. Und ich habe die Hoffnung, dass sich die Frauen organisieren und sich bei der Kinderbetreuung an Streiktagen gegenseitig unterstützen: Mal betreut die eine mehrere Kinder, beim nächsten Mal die andere. Die Frauen sollten nicht alleine dastehen. Zudem gibt es im Gewerkschaftshaus eine Kinderbetreuung für den Nachwuchs der Frauen, die uns unterstützen wollen.
Welche Bedeutung hat für Sie der Frauentag?
Für mich ist das ein Tag, an dem die Aufmerksamkeit weltweit bei den Frauen liegt. Es ist ein Tag, um uns zu erinnern, was wir als Frauen schaffen können, wenn wir zusammenarbeiten und für unsere Ziele kämpfen. Ich wünschte mir, dass wir diesen Tag nicht brauchen würden. Aber die Gesellschaft zeigt, dass wir noch nicht soweit sind, dass Frauen im Beruf die gleiche Anerkennung bekommen wie Männer. Darum gehe ich auf die Straße.