In der Adventszeit werden den Kindern Bräuche vermittelt und gebastelt. Foto: Kathrin Wesely

In der katholischen Kita Regenbogen wollen Erzieherinnen zu Weihnachten Brauchtum weitergeben und Werte vermitteln. Die Hektik und das materielle Denken sollen für die Kinder in den Hintergrund treten, Ruhe und Besinnlichkeit einkehren.

S-West - Im Kinderhaus Regenbogen läuft Weihnachten schon eine ganze Weile. Anfang Dezember haben die Kinder Adventskränze für ihre Kita geflochten, Plätzchen gebacken, Schmuck gebastelt, den Nikolaus empfangen, in der nahe gelegenen Bauernmarkthalle zusammen den Baum gekauft. Die Einstimmung und Vorbereitung schloss „quasi nahtlos an St. Martin an“, sagt Cornelia Kienzle, die stellvertretende Leiterin der katholischen Einrichtungen.

Ein bisschen stärker noch als andere ist die konfessionelle Kita am liturgischen Jahr ausgerichtet. Dabei spielt die Verwurzelung der Kirchenfeiertage mit ihren Ritualen in der hiesigen Kultur eine zentrale Rolle. Denn es gibt ja unter den rund 100 Kindern im Alter von einem bis 14 Jahren auch solche aus anderen Kulturen, die mit den Weihnachtsbräuchen nicht sehr vertraut sind. Natürlich geht es Kienzle und ihren 30 Mitarbeitern auch um die Werte, die hinter der kulturellen Praxis stehen: „Wir sind eine katholische Kita, und wir wollen den Kindern natürlich auch die Weihnachtsgeschichte und deren Bedeutung vermitteln – aber nicht in einem missionarischen Sinn.“

Komm, ich helf dir!

Manche der Werte und Vorstellungen sind reichlich abstrakt und verlangen den Erzieherinnen kreative Übersetzungsleistungen ab: Wie bitte erklärt man einem Kind, was es heißt, dass Gott an Weihnachten seinen Sohn als Hoffnung der Menschheit auf die Erde schickt? Cornelia Kienzle muss schmunzeln. „Wir versuchen das mit kleinen Geschichten zu vermitteln, die zeigen, dass man Hoffnung in die Welt trägt, wenn man Nächstenliebe übt. Das können Kleinigkeiten sein: Man deckt für andere den Tisch, man macht sich Gedanken über einen anderen, wenn man ein Geschenk für ihn bastelt. Es sind solche kleinen Dinge, die ein gutes Miteinander ausmachen.“

Die Wirkung solcher Botschaften sehen die Erzieherinnen unmittelbar. „Da sagt dann mal ein Kind: ,Komm, ich helf dir!‘ Oder ein Kind macht sich Gedanken darüber, wie es die Eltern unterstützen kann und räumt dann daheim die Geschirrspülmaschine aus“, berichtet die Pädagogin und Prozessmanagerin der Einrichtung, Daniela Frunzke. Ein Mädchen habe lange darüber nachgedacht, womit es seinem Bruder zum Geburtstag eine Freude machen könnte. Der Junge spielt Basketball und sie hat ihm schließlich ein Trikot bedruckt.

Warmherzigkeit und Besinnlichkeit gehen in der Weihnachtshektik leider gern verschütt, sagt Cornelia Kienzle. Auch träten materielle Interessen zu stark in den Vordergrund. „Kindern waren die Geschenke zu Weihnachten natürlich schon immer sehr wichtig. Aber ich habe das Gefühl, dass die materiellen Wünsche vermehrt hereingetragen werden“, sagt Kienzle, die seit gut 15 Jahren im Kinderhaus Regenbogen beschäftigt ist. „Ich bin auch oft darüber erstaunt, wie große und wie viele Geschenke sich die Kinder wünschen. Oft können sie ganze Listen nach Prioritäten aufsagen.“

Weihnachten ist, wo man in die Kirche geht

Die Kita steuere dieser Entwicklung bewusst entgegen. So hält der Adventskalender der Kita Geschichten und gemeinsame Aktivitäten anstatt Süßigkeiten und andere Gaben parat. „Die Kinder sind jeden Tag darauf gespannt. Allein, wer das Päckchen mit dem Zettel für den jeweiligen Tag öffnen darf, ist eine Zeremonie.“ Herauskommt beispielsweise, dass eine Geschichte vorgelesen wird, dass die Kinder während des Essens Weihnachtslieder hören dürfen, dass sie ihr Geschirr an diesem Tag nicht selbst wegräumen müssen.

Fragt man die Kinder, was denn nun Weihnachten ist, werden natürlich immer erst mal die Geschenke erwähnt. Aber dann: „Weihnachten ist, wo man in die Kirche geht, wo man zusammen Süßigkeiten isst, wo man an einem Baum steht, der geschmückt ist“, weiß Luisa. Der Fünfjährigen würden noch ein paar Sachen mehr einfallen aber Audrey will auch noch was über Weihnachten sagen. Die Achtjährige ist gut informiert: „Man macht da Kerzen an, und da sind Ferien.“ Mia, die schon neun Jahre ist, kann berichten, dass an Weihnachten Christus geboren ist. „Und das Christuskind kommt und bringt Geschenke mit – meistens zumindest.“

Am kommenden Freitag feiert das Kinderhaus Regenbogen sein Weihnachtsfest. Die Kinder haben dafür ein Krippenspiel geprobt. Die verbleibenden Öffnungstage wollen die Erzieherinnen das Programm etwas herabdimmen, den Kindern Zeit geben, ihre Weihnachtsgeschenke fertig zu basteln und zu verpacken. „Es soll ruhiger und besinnlicher sein als sonst“, sagt Daniela Frunzke. Vorbei ist der ganze Weihnachtszauber erst am 6. Januar, wenn auch die Geschichte der drei Weise aus dem Morgenland erzählt sein wird.