Längst nicht jedes Kind in Stuttgart hat einen Kitaplatz. Die Stadt versucht, mit kleinen Angeboten die Not zu lindern. Foto: dpa/Christoph Soeder

Familien, die keinen Kitaplatz haben, sollen die Chance erhalten, ihren Nachwuchs zumindest für einige Stunden betreuen zu lassen. Die Stadt hat dabei insbesondere Kinder ab vier Jahren im Blick.

Die Stadt Stuttgart möchte 20 sogenannte Spiel-Räume einrichten. Wie bei den Spielstuben des Jugendamts geht es um ein Angebot für Familien, die keinen Kitaplatz haben. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihren Nachwuchs zumindest für einige Stunden in eine Betreuung zu geben. Die Stadt hat dabei insbesondere Kinder ab vier Jahren im Blick, die meisten von ihnen leben in Gemeinschaftsunterkünften.

 

Für Spiel-Räume braucht es keine Betriebserlaubnis. Ihre Größe ist auf maximal zehn Plätze begrenzt, öffnen dürfen sie maximal zehn Stunden in der Woche. Wichtig sei eine Betreuung mit Qualität, sagte Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) im Jugendhilfeausschuss. Diese werde durch Fachpersonal und geeignete Kräfte sichergestellt. Letztere seien für die Spiel-Räume ein Segen, ergänzte die Jugendamtsleiterin Katrin Schulze, denn oft seien dies Personen mit Migrationshintergrund, die sich mit den Kindern verständigen könnten.

Es gehe um Betreuung mit Qualität, betonte Bürgermeisterin Isabel Fezer. Foto: Stadt Stuttgart/Thomas Niedermüller

Bei der Umsetzung hofft Isabel Fezer auf „Synergien mit vorhandenen Strukturen“. Betrieben werden sollen die Spiel-Räume von freien Trägern wie zum Beispiel den Kirchen, bei mangelndem Interesse kann auch die Stadt Einrichtungen aufbauen. Dafür geeignet wären Räume in Kitas, die wegen Personalmangel nicht genutzt werden können, sowie Gemeinderäume und Flüchtlingsunterkünfte. Die Spiel-Räume sollen keine Parallelstruktur zu regulären Kitas bilden, sondern ein zeitlich begrenztes Übergangsangebot darstellen. Bei der Vergabe der Kitaplätze spielt es keine Rolle, ob jemand einen Platz in einem Spiel-Raum hat oder nicht.

Konzept trifft auf positive Resonanz

Die freien Träger stehen dem Konzept äußerst positiv gegenüber. „Wir haben großes Interessen, uns zu beteiligen“, sagte Jörg Schulze-Gronemeyer von der Evangelischen Kirche in Stuttgart. Diese plane aktuell mit zehn Gruppen. Als Personal kommen zum Beispiel Erzieherinnen in Elternzeit infrage. Clemens Kullmann, Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft, befand: „Das Konzept kann für Entlastung sorgen.“ Die Spiel-Räume könnten auch an den Stadtteil- und Familienzentren andocken.

Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses begrüßten das Konzept ebenso. Klaus Nopper (CDU) sprach von einem „positiven Angebot“, Fabian Reeger (Grüne) von einer „guten Notlösung“ und Jasmin Meergans (SPD und Volt) von einem „Minimum an frühkindlicher Bildung“, das aber nicht die Kita ersetze. Mit seiner Zustimmung machte der Jugendhilfeausschuss auch den Weg frei für die Schaffung und Finanzierung notwendiger Stellen. Der Beschluss des Verwaltungsausschusses steht noch aus.