Peter Hauer malt mit gekonnten Bewegungen Blätter auf den Bauwagen. Foto: Rüdiger Ott

Ein Sprayer verschönert die Außenstelle der Kita Widmaierstraße 100 im Plieninger Wald. Sein Auftragsobjekt: Der Bauwagen, in dem normalerweise gegessen und das Material gelagert wird.

Möhringen - Er verspricht das volle Programm. Wald ist ein Teil davon, und Kinder und gutes Wetter. Dann noch ein paar Mäuse, Häschen und Vögel. Genau das braucht so ein Bauwagen eben, vor allem, wenn er einem Waldkindergarten gehört. Meint zumindest Peter Hauer. Mit einer Sprühdose in der rechten Hand balanciert er auf einer Leiter und setzt ein paar dunkelgrüne Punkte auf einen braunen Farbklecks. Das eine werden mal die Blätter sein, das andere ein Baumstamm.

Hauer ist Sprayer, er malt Graffiti auf Wände. Die wilden Schmierereien, die Kürzel auf den Hauswänden, klar, das kennt er alles. „Irgendwie muss man ja anfangen“, sagt er. Er macht das nicht mehr. „Jetzt, da ich an der Akademie der Bildenden Künste studiere, mache ich vielleicht noch eine Auftragsarbeit im Monat“, sagt der 20-Jährige. Zu mehr kommt er einfach nicht mehr.

„Die Eltern wollten das weg haben“

Und heute ist sein Auftrag dieser Bauwagen, an den Gleisen der U 3 zwischen der Haltestelle Landhaus und dem Wald in Richtung Plieningen, gleich im Schatten des Pressehauses. Ursula Joachimsthaler, mit Sonnenbrille in den Haaren, schaut Hauer dabei zu, wie er nach einer neuen Sprühdose greift. Joachimsthaler ist die Leiterin der Kindertagesstätte an der Widmaierstraße 100, einen knappen Kilometer von hier im Wohngebiet Salzäcker. Und Hauers heutiger Arbeitsplatz ist normalerweise irgendwie auch ihrer. Ein Teil der Kinder tobt nämlich immer vormittags im nahen Wald. „In dem Bauwagen essen wir dann und lagern unser Material“, sagt die 63-Jährige.

Das Problem dabei: Der Bauwagen steht so schön abgelegen, dass er immer wieder das Ziel von Sprayern und als solches gern und häufig beschmiert wird. Gleich mehrere Lagen zeichnen sich auf seiner blechernen Außenhaut ab. „Die Eltern wollten das weg haben“, sagt Joachimsthaler. Schließlich, so die Kitaleiterin, „haben wir lange für diesen Bauwagen kämpfen müssen“.

Langes Hin und Her

Die Geschichte, die sie erzählt, ist aber auch wirklich zum Kopfschütteln. Erst sollten die Kinder nicht in dem Wald spielen dürfen, schließlich könnten Äste herabfallen. Als das Ende der 90er geklärt war, mussten die Kleinen mit einem Unterstand samt Plastikplane Vorlieb nehmen, wenn es regnete. Im Wald durfte keine Hütte gebaut werden, weil – man ahnt es bereits – ein Ast auf das Dach fallen könnte. Schließlich wurde der Bauwagen genehmigt, 2009 war das, mit einem Sicherheitsabstand von 30 Metern zum Waldrand. Die SSB knapste dafür ein Stück ihrer Grünfläche neben den Gleisen ab, und ein Zaun hält die Kinder davon ab, auf diesen zu spielen.

„Da ich im August mit der Arbeit aufhöre, dachte ich, das wäre ein schöner Abschluss“, sagt Joachimsthaler. Sie geht in den Ruhestand. Und die frisch besprühte und mit einer Spende von 400 Euro finanzierte Außenstelle wird sie an ihren Nachfolger übergeben.

Der Sprayer Hauer formt einen grünen Busch auf dem blauen Himmel. Gekonnt zieht er die Hand in Kreisen über seine Leinwand aus Metall. „Der Wagen wird gut aussehen“, sagt er. „Und hoffentlich bleibt er fürs Erste dann verschont.“