Bei den Kitas Lurchi und Hoppsala in Kornwestheim erhöht der private Träger die Gebühren, schränkt aber Betreuungszeiten ein. Das wollen 30 Eltern nicht hinnehmen und wehren sich.
„Für das Geld muss man wirklich überlegen, ob sich das Arbeitengehen lohnt“, sagt eine Mutter aus Kornwestheim, die nicht namentlich genannt werden will. Sie meint nicht ihr Gehalt, sondern das, was monatlich für die Kinderbetreuung aufgebracht werden muss. Auf fast 700 Euro (605 Euro Betreuung, 90 Euro Verpflegung) ist der teuerste Tarif in der privaten Kornwestheimer Kita Lurchi durch die jüngste Gebührenerhöhung angestiegen. Dass die Trägerfirma Mahale, die in der Stadt auch die Kita Hoppsala betreibt, gleichzeitig die Betreuungszeiten einschränkt, treibt Eltern auf die Barrikaden. „Hier in Kornwestheim bei den Eltern brodelt es bei den Eltern, es gibt kaum ein anderes Thema auf den Spielplätzen“, sagt die Mutter, die sich an diese Zeitung gewandt hat.
Birgit Scheurer, Fachbereichsleiterin „Kinder, Jugend, Bildung“ im Kornwestheimer Rathaus, bestätigt, dass sich wegen der Probleme „circa 30 Eltern, deren Kinder die Mahale-Kita besuchen“ an die Stadt gewandt haben. Auch bei der Elternvertretung ist das Thema und die Unzufriedenheit vieler Eltern schon aufgekommen.
Kita-Gebühren steigen wegen Personalkosten
„Wir vom Gesamtelternbeirat können den Ärger der Eltern verstehen. Deshalb sind wird mit Träger und Stadt in Kontakt, um Lösungen zu finden“, sagt Anna Radermacher. Es komme gerade viel zusammen und am Ende müssten Eltern und Erzieher es ausbaden. Ebenso wie die städtischen Kitas ab dem nächsten Kindergartenjahr, hat Mahale die Gebühren um acht Prozent erhöht. Grund ist unter anderem der Fachkräftemangel. Die Personalkosten steigen durch die jüngsten Tarifabschlüsse in der Branche, sagt Mahale-Geschäftsführerin Sylvia Kirsten.
So weit, so verständlich. Aber warum führt das in den privaten Kitas zu so viel höheren Gebühren? Zum Vergleich: der höchste Betreuungssatz in städtischen Kitas ist mit 450 Euro mehr als 150 Euro billiger als bei Mahale. „Die städtische Finanzierung der freien Träger muss überholt werden“, sagt Radermacher. Die Stadt fördert bei freien Trägern 78 Prozent der Betriebskosten pro belegtem Platz, bei kirchlichen Einrichtungen ist die Quote mit 68 und 63 Prozent niedriger. Allerdings übernimmt die Stadt bei kirchlichen Einrichtungen darüber hinaus 55 Prozent des verbleibenden Defizits.
Finanzierung wird neu verhandelt
Die Finanzierung der freien Träger ist ein Thema, das derzeit zwischen Mahale und Stadtverwaltung verhandelt wird. Ein Ergebnis wird frühestens im Herbst erwartet. Jüngst ist die Stadt sogar mit einem Kredit für Mahale eingesprungen, um eine Kostenexplosion zu verhindern. Die Höhe des Kredits gibt die Stadt auf Nachfrage nicht preis. Zum Kredit sagt Scheurer nur: „Das zeigt auch, wie wichtig es ist, die Finanzierung der freien Träger zu überarbeiten.“ Der Fachkräftemangel ist ein Grund, warum die Mahale-Kitas derzeit statt von 7 bis 17 Uhr nur noch von 7.30 beziehungsweise 8 bis 15.30 Uhr geöffnet sind. „Aufgrund eines hohen Krankenstands und sofortiger Beschäftigungsverbote sind die Betreuungszeiten aktuell eingeschränkt. Wir arbeiten daran, sie so schnell wie möglich wieder ausweiten zu können“, sagt Kirsten. Vorausgegangen waren laut Eltern immer wieder kurzfristige Einschränkungen der Öffnungszeiten. „Ich wurde auch schon tagsüber angerufen, ob ich mein Kind früher aus der Kita abholen könnte, weil der Betreuungsschlüssel nicht mehr eingehalten werden kann“, sagt eine Mutter.
Trotz allem Ärger ist der Großteil der Eltern mit der pädagogischen Arbeit in den Mahale-Kitas zufrieden, wünscht sich aber mehr Planungssicherheit. Laut Stadt haben nur vier der rund 30 Eltern, die sich bei der Verwaltung beschwerten, den Wunsch eines Wechsels in eine städtische Kita geäußert. Ein Runder Tisch soll nun ein Verfahren besprechen.