Kirschen lassen sich ausgesprochen vielseitig verwenden. Auch der Harz der Kirschbäume kann verwendet werden. Foto: Ines Rudel

Beim Aktionstag im Freilichtmuseum hat sich am Sonntag alles um die Ermstäler Knorpelkirsche und andere Sorten der roten Frucht gedreht. Das Aroma spielt beim Kunden eine immer untergeordnetere Rolle.

Beuren - Sie heißen Regina, Sylvia oder Oktavia und sind klein und drall. Beim Aktionstag „Ermstäler Knorpelkirsche und andere alte Kirschsorten“ wurde den Besuchern im Freilichtmuseum Beuren am Sonntag alles rund um die Kirsche, ihren Anbau, Verwendungsmöglichkeiten und fertige Produkte dargeboten.

Der Star an diesem Tag war die titelgebende dunkle Ermstäler Knorpelkirsche. „Es ist eine Sorte, die schon sehr lange im Ermstal angebaut wird“, berichtet Manuel Straßer. Der Obstbauer aus Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen) lobt die Kirsche vor allem wegen des Geschmacks. „Süß und aromatisch“ sei die Ermstäler Knorpelkirsche. Besonders gut schmecke sie als Marmelade oder im Kuchen. Leider sei sie für den Großhandel zu klein, bedauert der 31-Jährige.

Kirschen müssen heute knackig sein

Dass der Geschmack bei vielen Verbrauchern nicht mehr an erster Stelle steht, meint die Biologin Denise Emer. Sie sagt, dass Früchte, Salat und Gemüse vor allem knackig sein müssten, um von besonders vielen Menschen gekauft zu werden. „Es geht immer mehr in Richtung hart. Das Aroma spielt eine untergeordnete Rolle“, erklärt sie. Dabei gebe es neben den herkömmlichen Sorten eine große Vielzahl an unterschiedlichen Züchtungen in der Region. Einst sei der Albtrauf sogar das größte Kirschenanbaugebiet Europas gewesen. „Die Vorfahren hatten Lust am Züchten und haben ein umfangreiches Sortiment herausgebracht“, erklärte die 39-Jährige bei einer Führung durch die Obstwiesen des Museums.

Herausgekommen sind Sorten wie die frühreifen Esslinger Schecken oder die Unterländer, die einst vor allem im Schurwald verbreitet waren. Dass die Kirsche so häufig gezüchtet wurde, ist umso bemerkenswerter, weil sie ein nicht sehr robustes Obst ist. Es braucht nicht viel, um eine Kirschernte zu ruinieren. „Ich hatte letztes Jahr wunderschöne Kirschen. Dann hat es geregnet und es war vorbei“, verdeutlichte Emer. „Es ist wie beim Roulette.“ Weil das Wetter immer unbeständiger wird, spielt neben Geschmack und Konsistenz des Obstes auch die Unempfindlichkeit gegenüber dem Wetter eine immer größere Rolle.

Der Harz des Kirschbaums hilft bei Husten

Neben den allseits bekannten Verwendungsmöglichkeiten als Marmelade, im Kuchen oder frisch vom Baum in den Mund beschrieb die Biologin Emer weitere, eher unbekannte Verwendungsmöglichkeiten des Kirschbaumes und seiner Früchte. So helfe das Harz des Baumes, in heißem Wasser aufgelöst, bei Husten. Das Harz des Kirschbaumes sei eigentlich kein richtiges Harz, es sei wasserlöslich, erklärte die Fachfrau. Die jungen Blätter des Kirschbaumes hätten gegessen ferner eine entwässernde Wirkung. Ein Tee aus der Rinde des Baumes helfe bei Halsschmerzen. Aus den Stilen der Kirschen könne ebenfalls ein Tee gekocht werden. „Man schmeckt nicht viel“, gibt Emer zu. Aus den Kernen könne dagegen ein Öl gepresst werden. „Das schmeckt sehr lecker“, sagt sie.

Während das fachlich interessierte Publikum aus Hobbygärtnern, Obstwiesenbesitzern und Kirschliebhabern viel Wissenswertes beim Aktionstag über das kleine, rote Obst erfuhren, hatten die Familien vor allem beim Kirschkernweitspucken ihren Spaß. Der Versuch, den aktuellen Weltrekord über 16,01 Meter bei den Damen und 22,52 Meter bei den Herren zu übertreffen, scheiterte – zumindest bis zwei Stunden vor Ende der Veranstaltung. Die erzielten Weiten lagen deutlich darunter.