Das Kirchheimer Kornhaus (links) muss aufwendig saniert werden. Foto: Horst Rudel/Archiv

Kirchheim präsentiert den Entwurf des Doppelhaushalts 2020/21 – und blickt optimistisch nach vorne.

Kirchheim - In Kirchheim ist die Welt noch in Ordnung. In Esslingen etwa muss sich der Gemeinderat derzeit Gedanken darüber machen, wie er mit der von der Verwaltung verordneten Haushaltssperre umgehen soll. Schließlich bricht bereits im laufenden Jahr die Gewerbesteuer um 22 Millionen Euro ein, insgesamt fehlen nach drei Jahren 50 Millionen Euro im Etat. In Kirchheim rechnet Fabian Kaiser, der Leiter der Abteilung Finanzen, indes noch immer damit, dass statt der ursprünglich erwarteten 27 Millionen Euro Gewerbesteuern 2019 rund 34 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen werden. Im kommenden Jahr sollen es dann immerhin 28 Millionen Euro werden.

„Natürlich kann es auch uns treffen, wenn die Wirtschaft schwächelt“, sagt die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, die am Mittwoch zum ersten Mal seit knapp zehn Jahren wieder einen Doppelhaushalt für die Jahre 2020 und 2021 im Gemeinderat eingebracht hat: „Aber wir haben hier einfach eine andere Gewerbestruktur als in Esslingen. Deshalb sind wir optimistisch, dass es uns nicht so extrem trifft.“

Die Pflichtaufgaben wachsen

Allerdings ist auch Kirchheim keine Insel der Glückseligkeit: Die Pflichtaufgaben – etwa im Bereich der Kinderbetreuung – wachsen, die Personalkosten steigen und auch die Unterhaltung der städtischen Gebäude verschlingt viel Geld. Angelika Matt-Heidecker: „Die Hausaufgabe lautet daher, den Bogen der Ausgaben nicht weiter zu überspannen und auch mal auf gute, statt auf perfekte Lösungen zu setzen. Nur so können wir die Qualität unseres Gemeinwesens erhalten.“

Die Ausgangslage dafür ist in Kirchheim aber überaus erfreulich: Momentan hat die Stadt im Kernhaushalt lediglich 400 000 Euro Schulden, ist also – darauf ist Angelika Matt-Heidecker sehr stolz – als eine der wenigen Großstädte in der Region nahezu schuldenfrei. Allerdings wird sich diese Situation bis zum Ende der mittelfristigen Finanzplanung im Jahr 2024 ändern. Denn will die Stadt ihr durchaus ehrgeiziges Investitionsprogramm in Höhe von rund 100 Millionen Euro durchziehen, wird sie in 2022 und 2024 nicht umhin können, Kredite in Höhe von rund 17 Millionen Euro aufzunehmen. Diese Summe befindet sich in dem Bereich an Verschuldungsmöglichkeiten, die der Gemeinderat der Verwaltung zugebilligt hat.

Neuer Kindergarten für Nabern

Im Gegenzug planen Verwaltung und Gemeinderat eine ganze Reihe an Baumaßnahmen sowohl im Bereich des Hochbaus als auch bei den Straßensanierungen, die das Leben in Kirchheim noch etwas angenehmer machen sollen. Viel Geld – etwa rund acht Millionen Euro – werden dabei unter anderem in die Sanierung des Kornhauses fließen. Aber auch der Ausbau der Kindergärten in den Ortsteilen Lindorf und Jesingen, ein Kindergartenneubau in Nabern, die Sanierung der NWT-Räume an der Alleenschule sowie an den beiden Gymnasien und die Sanierung des Wachthauses stehen auf der Liste.

Über die Zukunft des Wachthauses müsse man noch gesondert reden, kündigt die Ratschefin an. Während sie keinen Hehl daraus macht, dass sie das stadtbildprägende Gebäude gerne in städtischem Besitz halten würde, tendiert Fabian Kaiser wegen der vermutlich sehr hohen Instandhaltungskosten zu einem Verkauf.

Erschließung von „In der Au“ wird teurer

Erheblich sind auch die Investitionen in den Tiefbau: Wegen der neuen Hochwasserbestimmungen wird die Erschließung des Gewerbegebiets „In der Au“ deutlich teurer als geplant. Auch das Güterbahnhofsareal soll erschlossen, der Breitbandausbau bis 2024 mit 3,8 Millionen Euro gefördert werden. Für die Sanierung von Brücken, die Überdachung und Barrierefreiheit von Bushaltestellen, Investitionen in Straßenbeleuchtungen und Fahrradabstellplätze, die Schaffung von Busbeschleunigungsspuren und den Ausbau des Radwegenetzes sind ebenfalls Mittel im Entwurf des Doppelhaushalts eingestellt.

Erste Planungsmittel gibt es auch für den Bau eines neuen Hallenbads. Um das Vorhaben um das Jahr 2030 herum zu ermöglichen, will die Stadt zudem 15 Millionen Euro Rücklagen bilden. Deutlich früher geplant – und deshalb umso erfreulicher – ist eine weitere Baumaßnahme: Eine der wohl schlechtesten Straßen im gesamten Landkreis, der Bulkesweg, soll vergleichsweise zeitnah saniert werden.