Die versteckte Kamera hat ihn zur Aufgabe gezwungen: Ein Hobbyimker bekennt sich als Bienendieb.  

Kirchheim/Teck - Das Foto der versteckten Kamera hat ihn zur Aufgabe gezwungen: Ein 71-Jähriger hat sich als der Bienendieb in Kirchheim/Teck bekannt. Offenbar ist er nicht der einzige, der sich als vereinsloser Hobbyimker anderswo bedient.

Diesen einen Fall gibt er zu. Das Bild einer versteckten Überwachungskamera ist ohnehin eindeutig: Es zeigt den 71-Jährigen Hobbyimker aus Nürtingen, wie er am 30. März 2010 um 18.02 Uhr einen Bienenkasten aus dem Gelände des Bienenzüchtervereins Kirchheim/Teck transportiert.

Eigene Bienenvölker auffrischen

Zu den anderen Fällen, die sich seit Ende März in Ehningen und Rutesheim im Kreis Böblingen sowie in Erdmannhausen und Vaihingen/Enz im Kreis Ludwigsburg abspielten, schweigt der Verdächtige aber. "Bisher sieht es jedoch nicht so aus, als ob er auch für diese Diebstähle in Frage käme", sagt der Esslinger Polizeisprecher Michael Schaal. Das Phänomen der Bienendiebstähle zieht sich durchs ganze Land - offenbar gibt es reichlich Hobbyimker, die fremde Bienenstände als Selbstbedienungsladen für die eigenen Völker sehen. Honig aus gestohlener Bienenzucht ist für sie keine Geschmacksfrage.

Der 71-Jährige ist seit Jahren der erste Bienendieb, der überhaupt ermittelt werden konnte. "Er wollte die gestohlenen Bienen unter seine eigenen mischen, um seine Völker aufzufrischen", sagt Polizeisprecher Schaal zum Motiv. In diesem Jahr waren allgemein viele Bienen der Varroamilbe zum Opfer gefallen.

Der Verdächtige wird sich von der Polizei die Frage gefallen lassen müssen, ob er wirklich zum ersten Mal auf Diebestour gegangen ist. Um sich in der Nähe Nachschub zu verschaffen, war er routiniert und zielgerichtet vorgegangen - und es hatte in der Vergangenheit schon ähnliche Fälle gegeben. Im Dezember 2008 verschwand in Kirchheim/Teck ein gelber Kasten mit einem Bienenvolk. Am 21. Mai 2008 wurde im Gewann Kirschrein in Nürtingen ein Bienenvolk samt Behausung im Wert von 200 Euro gestohlen. Am 22. März 2006 mussten die Kirchheimer Bienenzüchter fünf Bienenvölker für 1000 Euro abschreiben.

Vereinsmitglieder sind versichert

"Der Täter bringt immer seine eigenen Deckel mit", hatte Simon Hummel, der Vorsitzende der Kirchheimer Bienenzüchter, die typische Handschrift des Bienendiebs ausgemacht. Die Ermittlungen der Polizei dauern noch an.

Dass der 71-Jährige trotz des Fotos von Mitgliedern der Imkervereine nicht erkannt wurde, ist für Ulrich Kinkel kein Wunder: "Der Hobbyimker ist nirgends organisiert", sagt der Vorsitzende des Landesverbands Württembergischer Imker. Damit zählt der 71-Jährige zu einer kleinen Minderheit. "Zwei bis drei Prozent verzichten auf eine Zugehörigkeit zu Verein und Verband", sagt Kinkel, der 9500 Mitglieder vertritt. Zum Vergleich: In den neuen Bundesländern liegt die Quote bei 20 Prozent.

Vereinsmitglieder sind versichert

Für Kinkel ist der Verzicht nicht verständlich. "Mit der Mitgliedschaft ist ein Imker günstig versichert", sagt der Landesvorsitzende, "und das für einen Jahresbeitrag von 21 Euro." Viele sparen sich das - und tragen das Schadensrisiko selbst. Um dann die Völker anderer Imker wegzutragen.

Ein Fall in Wäschenbeuren, Kreis Göppingen, muss übrigens nicht mehr geklärt werden. Der Diebstahl war nur eine Fehlinformation, die sich verselbstständigt hatte. Der zuständige Polizeiposten Rechberghausen hat keine Anzeige vorliegen: "Und sowas", heißt es, "würde hier sofort gemeldet."