Die Gebäuden werden von Sommer an 68 Menschen eine neue Heimat sein. Foto: Horst Rudel

Die beiden Gebäude auf der Klosterwiese sollen bis zum Sommer maximal 68 Flüchtlingen, die zu beherbergen die Stadt Kirchheim im Rahmen der Anschlussunterbringung verpflichtet ist, ein Dach über dem Kopf bieten.

Kirchheim - Auf den Wohnhäusern in der Klosterwiese, in denen die Stadt Kirchheim noch im Sommer 2018 Flüchtinge in die Anschlussunterbringung bringen will, steht der Richtbaum. Das einst von heftigen Bürgerprotesten begleitete Projekt biegt versöhnlich auf die Zielgerade ein. Die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker begrüßte zur Feier anlässlich des Richtfestes ausdrücklich auch „Bürgerinnen und Bürger, die dem Bau der Anschlussunterbringung auf der Klosterwiese bisher kritisch gegenüber stehen“.

Neben der Oberbürgermeisterin selbst war auch der Baubürgermeister Günter Riemer und eine Reihe von Gemeinderatsmitgliedern vor Ort. Die Anwesenheit der Kirchheimer Rathausspitze, war ein unübersehbares Signal für die Entschlossenheit, sich im Schulterschluss gemeinsam für die Integration von Flüchtlingen in der Stadt einzusetzen und die Einwohnerschaft auf diesem Weg auch mitzunehmen.

Die beiden jeweils dreigeschossigen Gebäude auf der Klosterwiese zeichnen sich einer Mitteilung der Stadtverwaltung zufolge durch ihren flexiblen Grundriss aus, der sowohl auf Familien, als auch auf Einzelbewohner zugeschnitten werden kann. Die einfach gehaltenen Zwei-, Drei-, und Vier-Zimmer-Module messen zwischen 55 und 80 Quadratmeter. Sie werden über eine Fußbodenheizung, die unter anderem von einer Solaranlage gespeist wird, beheizt.

Die Stadt zahlt nicht drauf

Die Häuser haben begrünte Pultdächer und sind nicht unterkellert. Auf Balkone ist aus Kostengründen verzichtet worden. „Deshalb gehört neben der Waschmaschine auch ein Trockner zur Ausstattung“, erklärt Angelika Matt-Heidecker, die Wert auf die Feststellung legt, dass die Stadt bei der Unterbringung der maximal 68 vorerst bleibeberechtigten Flüchtlinge nicht draufzahlt. „Wir subventionieren nichts. Wir haben unser Einkommen“, sagt sie unter Hinweis auf die im durchschnittliche Miete von rund 200 Euro pro Bewohner, die der Stadtkasse zugute kommt. Das Geld kommt entweder von den Mietern, so sie Arbeit haben, oder wird über den Landkreis und das Jobcenter abgerechnet.

Um der speziellen Zusammensetzung der künftigen Bewohnerschaft Rechnung zu tragen, ist den beiden Gebäuden ein kleines. separates Bürogebäude vorgelagert. Das besteht im Wesentlichen aus einem Besprechungsraum, in dem ein Sozialarbeiter zu festen Sprechstunden oder bei Bedarf ein offenes Ohr für die Anliegen der Bewohner hat. Eine Außenanlage mit einem rund 130 Quadratmeter großen Aufenthaltsbereich rundet die Anlage ab.

Weiterer Ausbau steht nicht zur Debatte

Die Pläne der Stadt, einen Teilbereich der historischen Klosterwiese zu bebauen, hatte zu heftigen Protesten in der Bevölkerung geführt – zumal der vom Gemeinderat verabschiedete Bebauungsplan die Option offen hält, weitere Gebäude auf dem Areal zu errichten. „Das steht derzeit nicht zur Debatte“, betont die Oberbürgermeisterin.

Die Klosterwiese war einst Teil einer Klosteranlage, die von den Dominikanerinnen in Kirchheim betrieben wurde. Das Ensemble ist schon im 16. Jahrhundert aufgegeben worden und später einem Brand zum Opfer gefallen. 1819 fiel die Freifläche an die Stadt. In der Neuzeit spielt die Klosterwiese eine wichtige Rolle als innenstadtnaher Freizeitraum und wird als solcher auch intensiv genutzt. Die Anschlussunterbringung nimmt, sofern der Bebauungsplan wie beschlossen umgesetzt wird, rund 30 Prozent des Geländes in Anspruch.

Zusätzlich zu den Gebäuden auf der Klosterwiese werden in Kürze Unterkünfte im Hafenkäs und auf dem Jesinger Bolzplatz bezugsfertig sein. Parallel dazu mietet die Stadt Wohnungen zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen an und versucht, geeignete Gebäude durch Kauf in ihren Besitz zu bekommen. Nachdem sich die Lage bei der Erstaufnahme von Flüchtlingen entspannt hat, ist auch der allergrößte Handlungsdruck bei der Anschlussunterbringung vorerst gewichen.

Die Bürgerinitiative „Rettet die Klosterwiese“ hatte sich an den Petitionsausschuss des Landtags gewandt mit der Forderung, die Wiese als „schützenswertes Kulturgut“ freizuhalten. Daraufhin hatte der Ausschuss der Stadt ans Herz gelegt, es bei den beiden Gebäude zu belassen.