„Wenn ich groß bin, werde ich auch ein richtiger Mäusejäger.“ Foto: Ayleen Kögler

Zwei Steinkauz-Paare haben auf einer Obstwiese bei Lindorf jeweils fünf Jungvögel großgezogen – zur Freud’ der Naturschützer und zum Leid der Mäuse auf der Wiese.

Kirchheim - Wenn schon so klein, dann wenigstens viele. Das mögen sich Steinkauz-Mama und Steinkauz-Papa gedacht haben, nachdem sie im Frühjahr offensichtlich Gefallen aneinander gefunden hatten. Die von Menschenhand gefertigte Bruthöhle als Schlafgemach war auch zu kuschelig, das Essen schwänzelte verführerisch direkt vor der mardersicheren Türe im Gras herum und letztendlich wollten Mama und Papa Steinkauz auch auf keinen Fall gegen das Pärchen in der Nachbarschaft zurückstehen. Das Ergebnis des allseitigen Gefallens löst bei den Naturschützern allergrößtes Wohlgefallen aus: Zehn flauschige Steinkauz-Junge halten auf den Streuobstwiesen des Kirchheimer Weilers Lindorf ihre beiden Elternpaare auf Trab.

„So viele Jungtiere pro Brutpaar sind extrem selten. Das weist auf ein gutes Futterangebot in der Umgebung hin“, sagt der Lindorfer Ortsvorsteher, Stefan Würtele. Da sich ein Steinkauz, der ausgewachsen kaum größer als eine Amsel wird und damit neben dem Sperlingskauz zu den kleinsten Eulenarten im Land zählt, hauptsächlich von Mäusen ernährt, ist der Nachwuchssegen auch ein Segen für die Wiesenbesitzer. „Weniger Mäuse bedeuten weniger Schäden an den Wurzeln der Obstbäume“, sagt Würtele.

Indikator für eine intakte Artengemeinschaft auf der Obstbaumwiese

Noch größer als bei den Obstbaumbesitzern ist die Freude über den Zehnfach-Nachwuchs jedoch bei Dieter Schneider, der vor mehr als 40 Jahren die Artenschutzgruppe Steinkauz im Nabu-Kreisverband Esslingen aus der Taufe gehoben hat. Damals konnte er die Zahl der Brutpaare auf den Obstwiesen im Albvorland noch an den Fingern einer Hand abzählen. Bis auf lokale Restbestände war die Steinkauz-Population erloschen. Weil der kleine Beutegreifer nahezu ausschließlich von der Obstwiese als Lebensraum abhängig ist, gilt sein Vorkommen als Indikator für ein ökologisch intaktes Umfeld.

„Wir haben mehr oder weniger um jedes Pärchen gekämpft“, erinnert sich Schneider, der die Jungvögel jetzt im Rahmen eines gemeinsam vom Nabu, der Kirchheimer Stadtverwaltung und dem Lindorfer Ortsvorsteher anberaumten Ortstermins beringt hat. Würtele nutzte die Gelegenheit, um seinen Wiesenbesitzern für ihren Einsatz zum Erhalt des Ökosystems zu danken. Gleich mehrere Lindörfer Stücklesbesitzer hätten den Einsatz von Bruthöhlen auf ihren Flächen ermöglicht, lobte der Ortsvorsteher – allerdings ohne vorher mit der Mäusepopulation Rücksprache gehalten zu haben.