Im Kirchheimer Rathaus bekommt grüne Politik ein stärkeres Gewicht. Foto:  

Deutliche Zugewinne lassen die Grünen-Fraktion an der CDU und an der SPD vorbeiziehen und zu den Freien Wählern aufschließen. Die Linke schafft erstmals den Sprung in den Gemeinderat.

Kirchheim - Es muss ein Gefühl gewesen sein wie am Vorabend des Weihnachtsfestes. Man ahnt, dass am nächsten Tag ein dickes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum liegen wird und freut sich schon aufs Aufschnüren. Nach einem Tag Verzögerung – eine technische Panne hatte die Computer im Rathaus lahmgelegt – haben die Kirchheimer Grünen am Dienstag ausgepackt: Und tatsächlich haben sie mit 24,04 Prozent ihr bisher dickstes Stimmenpaket in der Teckstadt bekommen. Das sind 7,4 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Lediglich die Freien Wähler haben, dank eines Zuwachses von 3,4 Prozent, mit nun 24,86 Prozent noch besser abgeschnitten. Das ist gleichbedeutend mit einem Zuwachs von zwei auf jetzt neun Sitze.

Die Sympathiewelle für die Grünen ist zwar von der Europawahl (26,75 Prozent Grünen-Stimmen in Kirchheim) über das Hoch bei der Regionalwahl (27,02 Prozent) wieder ein wenig abgeebbt, doch reichen ihre in der Teckstadt angekommenen Ausläufer aus, um mit ebenfalls neun Stadträtinnen und Stadträten künftig auf Augenhöhe mit den Freien Wählern Stadtpolitik zu machen. Zuvor hatten die Grünen mit sechs Sitzen lediglich von Platz vier aus Einfluss auf das Kirchheimer Geschehen nehmen können.

CDU und SPD im Gleichschritt

In die zweite Reihe zurücktreten, und das im Gleichschritt, müssen dagegen die SPD und die CDU. Die beiden Fraktionen gehen zwar nicht gerupft wie eine Weihnachtsgans in die nächste Legislaturperiode, doch müssen beide den Verlust je eines Sitzes in Kauf nehmen. Die erreichten 16,2 Prozent der Stimmen dürften angesichts des Bundestrends zumindest in den Reihen der Sozialdemokraten hörbares Aufatmen ausgelöst haben. Gleiches gilt für die Kirchheimer CDU, die im Verein mit den Leidensgenossen einen um drei Prozent geringeren Stimmenanteil eingefahren hat. 16,5 Prozent bedeuten ebenfalls sechs Sitze in der neuen Ratsrunde.

Drei, und damit einen Sitz mehr als bisher, bekommt die FDP/Kirchheimer Bürgerliste als Lohn für eine Steigerung von 6,3 auf jetzt 8,4 Prozent. Die Christliche Initiative Kirchheim (CIK) hat mit 5,2 zu 6,0 Prozent zwar unterm Strich leichte Einbußen in Kauf nehmen müssen. Auf die Anzahl der Mandate – nach wie vor sind es zwei – hat das jedoch keinen Einfluss gehabt. Neu im Kirchheimer Gemeinderat Platz nehmen werden die Linken. Ihr Stimmenanteil von 4,8 Prozent ist ebenfalls zwei Abgeordnetensitze wert.

Der Gemeinderat wird größer

Im neuen Gemeinderat werden die Mitglieder enger zusammenrücken müssen. Aufgrund einer größeren Anzahl von Ausgleichssitzen steigt die Zahl der Abgeordneten auf 37, das sind drei mehr als in den vergangenen fünf Jahren.

Schon vor der Wahl war bekannt geworden, dass die Frauenliste Kirchheim nicht mehr im neuen Stadtparlament vertreten sein wird. Vor 14 Jahren ins Leben gerufen, um den Stimmen der Kirchheimer Frauen mehr Gewicht zu geben, hatte die zuletzt noch mit drei Sitzen im Gemeinderat vertretene Liste vor der Herausforderung kapituliert, noch einmal einen kräftezehrenden Wahlkampf in Angriff zu nehmen. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kirchheim-vor-der-wahl-ein-auf-konsens-bedachter-gemeinderat.96ccfd00-3e53-4fe9-aaa4-8d1c8d28ee24.html