Diese Schafe haben es wohl besser: Sie fühlen sich offensichtlich wohl. Foto: dpa

Ein Schäfer muss sich vor dem Amtsgericht Kirchheim verantwortet. Er wird beschuldigt, seine Herde und Hunde in Weilheim stark vernachlässigt zu haben.

Kirchheim/Weilheim - Nicht gerade appetitlich, was der Staatsanwalt am Donnerstagnachmittag beim Kirchheimer Amtsgericht als Anklage verlesen hat. Zwei tote Schafe in eine Mülltonne gedrückt; ein Schaf schon bis auf das Skelett verwest; Madenbefall, kein Futter, ein Huftier so geschwächt, dass es vom Tierarzt mit der Spritze von seinem Leiden erlöst werden musste. Dazu noch durstige Hütehunde in verkoteten Zwingern. Dieser triste Anblick hat sich nach der Schilderung der Staatsanwaltschaft Polizeibeamten und Vertretern des Esslinger Kreisveterinäramts bei einer unangemeldeten Kontrolle eines Stalls am 8. September 2016 in Weilheim geboten.

Kontrolleure inspizieren überraschend Stall und Zwinger

Der dafür verantwortliche Schäfer ist nun wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angeklagt. Der 41-Jährige schwieg fast bis zum Schluss des Verhandlungstags, räumte am Ende jedoch einige der Vorwürfe ein. Dass seine Tiere unter Unterernährung gelitten haben sollen, dagegen verwahrte er sich aber nachdrücklich.

In dem Stall sollen an dem Tag an die 400 Tiere gewesen sein. Der andere Teil der rund 1000 Schafe zählenden Herde befand sich hingegen auf einer Wiese. Während die Tiere im Freien nicht abgemagert waren, haben sich die Schafe im Stall laut dem Staatsanwalt in einem „mäßig bis schlechten“ Ernährungszustand befunden. Das jedenfalls haben der Veterinäramtsleiter Christian Marquardt und eine seiner Mitarbeiterinnen nach der Kontrollaktion zu Protokoll gegeben. Außerdem wird dem Schäfer angelastet, die Klauenpflege zumindest bei einem Teil seiner Herde vernachlässigt zu haben. Die Klauen, so der als Gutachter geladene Markus Wierich vom Veterinäramt, seien bei einer Nachkontrolle am 13. September doppelt so lang gewesen wie sie sein sollten. Das führe zu Schonhaltungen, und die Tiere lahmten.

Gestern noch putzmunter, tags darauf sterbenskrank

Bei 300 Schafen habe er die Klauen zwei Wochen zuvor geschnitten gehabt, verteidigte sich der Schäfer. Und bei den anderen Tieren habe die Klauenpflege schon auf seiner „To-do-Liste“ gestanden. Laut dem Gutachter hat auch das dornige Gelände in der Gegend die Hufe in Mitleidenschaft gezogen. Doch seien eben auch zu lange Klauen eine Ursache für das Lahmen mancher Tiere. Den Vorwurf, er habe ein braun-geschecktes Schaf so vernachlässigt, dass es schließlich keinen anderen Ausweg mehr gegeben habe als es einzuschläfern, wollte der Schäfer nicht auf sich sitzen lassen: Das Tier sei tags zuvor mit der Herde noch munter von der Limburg hinuntergelaufen. Laut Wierich waren die Pansen der Schafe leer, die Tiere im Stall müssten mehrere Tage ohne Futter gewesen sein.

Gehilfe soll Vertrauen des Schäfers missbraucht haben

Dann gibt es auf der von der Stadt Weilheim gepachteten Anlage noch vier Zwinger. Sie seien mit 16 Hunden überbelegt gewesen. In einem Zwinger: Eine Hündin mit sieben Welpen ohne Wasser. Ein Polizist sagte als Zeuge: „Die durstige Hündin ist dann über das frische Wasser richtig hergefallen, so schnell habe ich gar nicht gucken können, wie der Napf leer war.“

Die Verhandlung wird fortgesetzt. Als Zeuge gehört werden soll unter anderem auch der Mann, der den Fall angezeigt hat. Ausgerechnet diesem Aushilfsschäfer will der Angeklagte damals, weil er selbst mit einer anderen Herde beschäftigt gewesen sei, die Obhut der Weilheimer Schafe anvertraut haben. Der Gehilfe soll dieses Vertrauen jedoch missbraucht haben.