Tim Ganser von Starline Computer (links) und Steffen Kernstock (Mitte), die beiden Ideengeber des TeckLab, haben dem Minister Franz Untersteller ihr Konzept erklärt Foto:  

Im Alten Schulhaus von Jesingen, dort, wo frühere Schülergenerationen über Rechen- und Grammatikregeln gebrütet haben, entsteht ein Spielplatz für junge Kreative – das TeckLab.

Kirchheim - Auf dem kleinen Tisch in der Kaffee-Ecke liegt Studentenfutter griffbereit. Nüsse und Sultaninen – Nerven- und Gehirnnahrung. Das muss wohl so sein, schließlich geht es hier um Kopfarbeit und Hochtechnologie. Im TeckLab, in der Alten Schule in Kirchheim-Jesingen, werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Dort, wo früher Schülergenerationen über Rechen- und Grammatikregeln gebrütet haben, sollen sich bald künftige Generationen auf einem Spielplatz der Kreativität ausprobieren. „Wir wollen den Kindern und Jugendlichen zeigen, was in einer offenen Digital- und Hightech-Werkstatt alles möglich ist“, sagt Steffen Kernstock, einer der Gründerväter von TeckLab, das im Juli als eingetragener Verein an den Start geht.

Noch nicht mal formal aus der Taufe gehoben, hat allein die Idee den Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes, Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen) dazu bewogen, das in den ehemaligen Klassenzimmern eingerichtete Denklabor zum Auftakt der baden-württembergischen Nachhaltigkeitstage zu besuchen. Er hat sich vor Ort erklären lassen, dass das Kunstwort TeckLab, zusammengefügt aus dem Kirchheimer Hausberg Teck und der ersten Silbe des Wortes Labor, sich an das amerikanische FabLab, das Kürzel für Fabrikationslabor anlehnt. Und dass die sich dahinter verbergende Idee der offenen Werkstätten, in denen unter fachkundiger Anleitung der Umgang mit modernen Maschinen und Verfahren eingeübt werden kann, das Zeug zum Innovationstreiber hat.

Schulterschluss mit der Konkurrenz

Das „Spielzeug“ für die Kids im TeckLab sind Roboter, 3-D-Drucker, 3-D-Scanner, Laser-Cutter, Kleinstcomputer und andere Hightech-Werkzeuge. Die Betreuer sind Entwickler und Experten aus den Entwicklungsabteilungen namhafter Firmen. „Wir bieten Workshops mit Leuten an, die bei Weltmarktführern an vorderster Front arbeiten“, sagt Kernstock.

Mit Festool, dem Hersteller von Elektro- und Druckluftwerkzeugen, mit den Spezialisten von Starline-Computer, mit Lehner Sensor-Systeme, Keller Lufttechnik, Leuze electronic und 2E mechatronic sind bisher rund ein halbes Dutzend Mitstreiter an Bord. Die Unternehmen erhoffen sich von der Zusammenarbeit, dass sie begabten Nachwuchs rekrutieren, sei es als Facharbeiter oder langfristig als Ingenieur in der Entwicklungsabteilung. Doch nicht nur der Facharbeitermangel hat die Unternehmen dazu bewogen, über den eigenen Schatten zu springen und den Schulterschluss mit der Konkurrenz vor der Haustüre zu suchen. Die Gegenspieler in Fernost und in den USA drohen dem Musterländle die Butter vom Brot zu nehmen. „Die Firmen haben erkannt, dass sie nicht mehr den Know-how-Verlust an die Konkurrenz im eigenen Land fürchten müssen, sondern dass der Gegner jenseits der Landesgrenzen sitzt“, sagt Kernstock.

Den Minister hat er überzeugt. „Das TeckLab ist innovativ, zukunftsorientiert und nachhaltig. Mich beeindruckt das große Engagement der Initiatoren, die mit viel Leidenschaft Raum zum Arbeiten, Erfinden und Gestalten bieten“, sagt Untersteller. In der Alten Schule entstehe ein ganz neues Miteinander von Arbeit, Technik, Bildung und Nachhaltigkeit.