Dem kleinen Einkaufsmarkt in der Kirchheimer Ortsmitte (Landkreis Ludwigsburg) droht das Aus. Wenn sich nicht bald etwas tut, wird der Laden schließen müssen.
Bananen, Milch, Eier, Kekse, Saft . . . Zwei Frauen stehen gerade an der Kasse und räumen ihre Einkäufe in die Taschen. Die Kassiererin nimmt ihr Geld entgegen und wünscht den Damen noch einen schönen Tag.
Szenen wie diese könnten bald der Vergangenheit angehören. Der Kirchheimer Dorfladen ist in Gefahr. Dem kleinen Supermarkt im Herzen des 5000-Seelen-Ortes am Neckar im Norden des Landkreises Ludwigsburg droht das Aus. Das liegt daran, dass schlicht immer weniger Menschen dort einkaufen. Die Umsätze gehen immer weiter zurück, was bedeutet, dass der Dorfladen immer größere Verluste macht.
Nun geht es bei diesem Laden nicht einmal darum, große oder überhaupt Gewinne einzufahren. Das Projekt läuft auf halb-ehrenamtlicher Basis. Als es vor achteinhalb Jahren aus bürgerschaftlichem Engagement heraus startete, hat sich der Laden nach den anfänglichen Schwierigkeiten wirtschaftlich „ganz ordentlich entwickelt“, wie es der Kirchheimer Bürgermeister Uwe Seibold ausdrückt.
„Die Bevölkerung ging gerne in kleineren Läden einkaufen“
Seibold ist einer der drei ebenfalls ehrenamtlichen Geschäftsführer des Ladens, gemeinsam mit Karen Bolkart und Helmut Mayer. Am Ende der Jahre stand lange „eine rote oder sogar schwarze Null“, so Seibold. Selbst während der Pandemie lief es gut für den Dorfladen. „Die Bevölkerung ging gerne in kleineren Läden einkaufen“, sagen die Geschäftsführer.
Problematisch wurde es für den Kirchheimer Dorfladen, als er von 2022 an mehrere Baustellen direkt vor der Haustüre hatte. Die Parkplätze waren nur erschwert beziehungsweise gar nicht mehr anfahrbar. Das hat sich beim Umsatz deutlich bemerkbar gemacht. Seit einiger Zeit sind die Baustellen zwar weg, doch offenbar kamen viele Kunden nicht zurück.
Hinzu kommen Kostensteigerungen beim Strom, der Anstieg des Mindestlohnes und nun auch die Tatsache, dass langsam einige Renovierungsarbeiten anstehen. Vor knapp neuen Jahren wurde der Laden mit gebrauchten Regalen, Kühlregalen und Tiefkühltruhen ausgestattet, die nun teilweise ausgetauscht werden müssen.
„Alles in allem betrachtet sind die Entwicklungen und Herausforderungen für den Dorfladen so übermächtig groß geworden, dass er mittlerweile in seiner Existenz bedroht ist“, sagt Uwe Seibold. Aktuell „leben wir noch von der Hoffnung“. Aber wenn sich nicht bald etwas tut, muss in Kirchheim eine unpopuläre Entscheidung gefällt werden.
Etwa 100 Kunden fehlen pro Tag
„Etwas tun“ ist in der Theorie einfach: Mehr Menschen müssen im Dorfladen mehr einkaufen. Aktuell kommen täglich etwa 200 Kunden, die im Durchschnitt zehn Euro ausgeben. Etwa 300 Kunden pro Tag bräuchte es aber, um wieder in den grünen Bereich, also in Richtung schwarze Null zu kommen. Beziehungsweise müssten die Kunden um rund drei Euro mehr einkaufen.
Der Bürgermeister räumt ein, dass es in Kirchheim grundsätzlich nicht an Einkaufsmärkten mangelt, die Grundversorgung in der Gemeinde also gut gesichert ist. Allerdings würde der vergleichsweise kleine Laden im Ortskern vielen Menschen fehlen, auch als soziale Anlaufstelle.
Der Appell des Bürgermeisters ist klar: „Wenn die Bürgerschaft, für die der Dorfladen ist und die ihn trägt, da nicht einkauft, dann werden wir ihn nicht halten können. Im Moment geht es ums Überleben.“ Diejenigen, die sich während der Baustelle andere Einkaufsmöglichkeiten gesucht haben, sollten also zurückkehren, so Seibold. Neben dem Einkaufen können die Bürger als Anteilseigner ihren Dorfladen unterstützen. Auch nach Sponsoren halten die Geschäftsführer die Augen offen.