Während Annerose Schmidt (rechts) ihre Ämter niederlegt, wollen Brigitte Grimm-Klados, Heinrich Hegger, Veronika Bräuchle-Reiff und Uwe Binder zur Wahl antreten. Foto: Kanter

Zur Kirchengemeinderatswahl am ersten Advent sucht die evangelische Gemeinde in Musberg noch mindestens zwei Kandidaten.

Musberg - Kirche findet nicht nur am Sonntag statt“, sagt Annerose Schmidt. Und: Sie muss zu den Leuten kommen.“ Die umtriebige Frau ist seit zwölf Jahren – und damit seit zwei Wahlperioden – Musberger Kirchengemeinderätin. „Das ist eine lange Zeit“, sagt sie. Schon fast zu lang. Dennoch: „Es waren schöne Jahre“. Wenn auch mitunter etwas anstrengend. Sie hat das Gremium auch geleitet – mit Herzblut. Sie hofft, dass auch im neuen Kirchengemeinderat konstruktive Kritik erlaubt ist. Denn ohne diese komme man nicht weit.

Die 66-Jährige wird am 1. Dezember ihre Ämter niederlegen. Sie lässt sich bei den anstehenden Wahlen nicht mehr aufstellen. Und ist dabei nicht die Einzige. Bis vor Kurzem sah es so aus, als hätte die Musberger Gemeinde ihr liebe Not, Nachfolger zu finden. „Die Bereitschaft zu kandidieren, ist nicht sehr groß“, sagt Schmidt. Gerade junge Menschen hätten Probleme, sich lange zu binden und auch Angst davor, Entscheidungen zu treffen. Dabei könne man doch vieles mit dem gesunden Menschenverstand ganz einfach lösen.

Mittlerweile jedoch hat sich die Kandidatenliste gefüllt. Acht Menschen wollen in Musberg als Kirchengemeinderäte Verantwortung übernehmen. Brigitte Grimm-Klados, Veronika Bräuchle-Reiff, Roland Günther und Joachim Henrichsmeyer treten wieder an. Klaus Wiederoder, Dieter Kalff, Heinrich Hegger und Uwe Binder konnten als neue Kandidaten gewonnen werden.

Pfarrer Rainer Müller hat Heinrich Hegger und Uwe Binder auf das Amt aufmerksam gemacht. Binder beschreibt dies mit dem Wort „fremdmotiviert“. Hegger gibt zu: „Das Gespräch mit dem Pfarrer kam zur rechten Zeit.“ Der 68-Jährige ist seit drei Jahren in Rente, nachdem er mehr als 30 Jahre lang in leitender Position tätig war und ein Unternehmen mit aufgebaut hat. Im Ruhestand zu sein, ohne ein Ehrenamt zu begleiten, das gehe zwar auch gut. Schließlich habe er Familie und dadurch einige Aufgaben. Dennoch hat er sich bei einer öffentlichen Sitzung des Rates einen ersten Eindruck von dessen Arbeit verschafft. Und festgestellt: „Das Feld der Aufgaben ist breit gespannt.“ Mittlerweile kann er sich gut vorstellen, anstehende Bauprojekte als Kirchengemeinderat zu begleiten. Er bringt in Sachen Ehrenamt bereits Erfahrung mit. Sechs Jahre lang hat er sich als Elternbeirat am Immanuel-Kant-Gymnasium engagiert.

Uwe Binder hat mitbekommen, dass sich vor allem wenig Einheimische für das Amt melden. Und sich gesagt, es kann doch nicht sein, dass kein Musberger bereit ist, sich für eine Kirchengemeinde zu engagieren, in der er getauft wurde, wo er geheiratet hat und wo er vielleicht den Kriegsdienst verweigert hat. Der 48-jährige Elektrotechniker will seiner Gemeinde etwas zurückgeben.

Damit die rund 2000 wahlberechtigten Musberger am ersten Advent eine echte Wahl haben, läuft die Werbung weiter. Mindestens zwei Kandidaten werden noch gesucht. Anwärter auf das Amt müssen der evangelischen Kirche angehören. Ansonsten sollten sie „engagiert sein, neugierig und das Herz auf dem rechten Fleck haben“, wie Veronika Bräuchle-Reiff betont.

Die 37-Jährige will sich erneut wählen lassen, weil ihr „die Arbeit einfach Freude macht“. Das Ehrenamt habe ihr geholfen in Musberg, das noch immer ein Dorf sei, anzukommen. Ähnliches gilt für Brigitte Grimm-Klados. Für sie ist die Tätigkeit ein „wunderbarer Ausgleich zum Beruf“. Sie verdient ihre Brötchen in der Altenarbeit. Da die beiden nach dem Weggang von Annerose Schmidt die einzigen Damen auf der Kandidatenliste sind, werden weitere Frauen, gerne auch junge, gesucht.

Auf das neue Gremium warten auch schon konkrete Aufgaben: Es gilt, die Musberger Kindergartenlandschaft weiter zu gestalten, den Haushaltsplan der kirchlichen Gemeinde zu erstellen und Bauprojekte wie die Sanierung des maroden Säle voranzutreiben. 2017 steht zudem das Reformationsjubiläum an.