Der Kirchentag in Dortmund endete mit einem Großgottesdienst. Foto: epd

Das Protestantentreffen in Dortmund übt scharfe Kritik an der Politik, die Flüchtlinge im Mittelmeer sterben lässt.

Dortmund - Mit Appellen zu mehr gesellschaftlichen Einsatz und mit massiver Schelte für Europas Flüchtlingspolitik ist der 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund zu Ende gegangen. Dessen Präsident Hans Leyendecker rief zum Kampf für die Menschenwürde auf. Dabei prangerte er das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer an. „Klar ist: Wir müssen handeln! Haltung zeigen! Mut haben! Uns was trauen!“ betonte Leyendecker. Nur zusammen könne man für die Menschenrechte eintreten. Pilatus habe sich (vor der Kreuzigung Jesu, Anm. d. Red.) die Hände in Unschuld gewaschen. „Europäische Politikerinnen und Politiker waschen sie in dem Wasser, in dem Flüchtlinge ertrinken“, sagte Leyendecker beim Abschlussgottesdienst vor rund 32 000 Gästen im Dortmunder Fußballstadion.

Ähnlich äußerte sich die Hannoveraner Pfarrerin Sandra Bils in ihrer Predigt: Leben zu retten sei kein Verbrechen, sondern Christenpflicht, sagte die Theologin mit Blick auf die eingeschränkte Seenotrettung. „Man lässt keine Menschen ertrinken! Punkt!“ Gott wirke vielmehr in der Welt durch die Hilfsorganisationen für Schiffbrüchige, durch die „Menschen von Sea-Watch, SOS Méditerranée und Sea-Eye“, meinte Bils. Ebenso würdigte sie die Fridays-for-future-Bewegung.

Weniger Besucher als früher

Der Klimawandel und die Flüchtlingsfrage waren zwei Schwerpunkte der fünftägigen Großveranstaltung. Auffällig war, dass das Treffen deutlich weniger Besucher anzog als in früheren Zeiten. 80 000 Dauerteilnehmer wurden gezählt. In Stuttgart waren es 2015 noch 96 500. In der Ruhrmetropole lag immerhin die Zahl der Tagesteilnehmer mit 41 000 auf gutem Niveau. Die Veranstalter halten es für möglich, dass auch die geringere Attraktivität des Ruhrgebiets eine Ursache für den Rückgang ist. Sie räumen nun ebenfalls ein, dass die politischen Debatten darunter litten, dass oft Gleichgesinnte auf den Podien diskutierten. In Zukunft wolle man etwas kontroverser werden. Gleichzeitig verteidigten sie, dass kein Vertreter der AfD eingeladen worden war. Die Präses der gastgebenden Landeskirche Annette Kurschus sagte, diese Entscheidung habe in Dortmund viel Zustimmung gefunden: Auf dem Kirchentag sei kein Platz für Hetze. „Dortmund ist zu einem Statement für Respekt und Toleranz, für Integration und Verständigung geworden.“