Rebekka Fackler räumt für den Gast extra ihr WG-Zimmer. Foto: Julia Barnerßoi

Platz ist in der engesten Hütte: Rebekka Fackler und ihre Mitbewohner in der Studenten-WG in Bad Cannstatt nehmen einen Kirchentags-Besucher aus dem Harz bei sich auf. Die 22-Jährige räumt für den Unbekannten sogar ihr Zimmer.

Bad Cannstatt - Als sie das Feldbett und die Männer in Nachthemden vor der Stadtkirche sah, musste Rebekka Fackler gleich an ihre Mutter denken. Denn die Herren waren nicht etwa Schlafwandler, sondern machten Werbung für die Aktion „Gräbele g’sucht“, mit der Quartiersgeber für den Evanglischen Kirchentag gefunden werden sollten. Die Studentin war selbst noch nie auf einem Kirchentag, ihre Mutter schwärmte jedoch immer in höchsten Tönen davon. „Für sie war das in ihrer Jugend die erste Möglichkeit, alleine nach Berlin zu reisen“, erzählt Rebekka Fackler.

So entschied sich die 22-Jährige, einen Besucher des Kirchentags bei sich aufzunehmen – natürlich nach Zustimmung ihrer Mitbewohner. Denn die angehende Bauingenieurin wohnt mit drei weiteren Studenten auf dem Seelberg – in der Martin-Luther-Straße, irgendwie passend.

Zwei Katholiken, ein Atheist und eine Hindu

Platz ist in der engsten Hütte, beweist das Beispiel der Studenten-WG. Rebekka Fackler räumt für den Gast ihr Zimmer und schläft bei ihrer Mitbewohnerin. Wer in ihrem Bett nächtigen wird, weiß sie noch nicht genau, nur, dass es ein Mann aus dem Harz ist. Ebenso wenig wisse er, dass er in einer WG unterkommt. „Aber wir sind sehr pflegeleicht“, verspricht Rebekka Fackler und lacht. Spannend sei die Mischung der vier Bewohner für den Besucher allemal. Sie und ein weiterer Mitbewohner sind katholisch, einer glaube eher an gar nichts, und die Vierte im Bunde ist eine Hindu. Da sind anregende Gespräche wohl programmiert.