Den Kirchen laufen zwar die Mitglieder davon, doch die Kirchensteuer zeigt ein ssattes Plus. Foto: dpa

Die Kirchen rechnen mit einem dicken Steuerplus. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart rechnet mit zusätzlichen 32 Millionen Euro. Davon sollen auch die Flüchtlinge im Südwesten sollen davon etwas haben.

Stuttgart - Die Kirchen in Baden-Württemberg erwarten im kommenden Jahr ungeachtet eines Mitgliederschwundes ein sattes Plus bei den Steuereinnahmen. Sie kündigen mehr Hilfsangebote unter anderem für Flüchtlinge an.

„Die Einnahmen sind aufgrund der wirtschaftlichen Lage erfreulich hoch“, sagte der Sprecher der evangelischen Landeskirche Baden, Daniel Meier. Für 2016 gehe die Kirche von knapp 329 Millionen Euro aus, für 2017 von einem Anstieg auf 343 Millionen Euro. Durch die gute Konjunktur werde der Schwund an Mitgliedern ausgeglichen. Auch in der evangelischen Landeskirche Württemberg rechnen die Haushaltsexperten mit einem Steuerplus.

Diözese Rottenburg-Stuttgart rechnet mit 32 Millionen

Die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart rechnet allein für dieses Jahr mit rund 32 Millionen Euro mehr Kirchensteuer als erwartet. Rund 623 Millionen Euro Bruttokirchensteuer seien 2015 verbucht worden. Unter dem Strich rechne man auch für dieses Jahr mit einem kräftigen Haushaltsüberschuss.

Den Überschuss aus dem Jahr 2014 von rund 25 Millionen Euro wolle man dritteln, berichteten die Finanzexperten des Diözesanrats am Donnerstag. So wird mit 7,5 Millionen Euro der Flüchtlingshilfefonds aufgestockt. 766 000 Euro gehen direkt die chaldäische Gemeinde mit 3000 irakischen Christen in Stuttgart. Auch die katholische Schulstiftung erhält aus dem Überschuss 8,3 Millionen Euro. Das dritte Drittel fließt in die Altersvorsorge karitativer Mitarbeiter.

In der Erzdiözese Freiburg hat der Caritasverband nach eigenen Angaben 26 neue Stellen für die Flüchtlingshilfe geschaffen und in diesem Jahr zusätzlich 700.000 Euro ausgegeben. Im nächsten Jahr und in den Folgejahren werden es jährlich 900.000 Euro sein. Zudem werden kirchliche Gebäude als Flüchtlingsunterkünfte bereitgestellt; und es werden Angebote für Flüchtlinge aufgebaut - unter anderem Sprach- und Integrationskurse oder Hausaufgabenbetreuung.

Mehreinnahmen für Flüchtlingsarbeit

Die Hilfe für Flüchtlinge werde auch in den kommenden Jahren eines der zentralen Themen sein, sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Das Geld kommt aus dem Gesamthaushalt. Aktuelle Zahlen nennt die Erzdiözese Freiburg nicht - sie sollen Mitte Dezember veröffentlicht werden.

Auch in den evangelischen Landeskirchen sollen die Mehreinnahmen Flüchtlingen zugutekommen. In der badischen Landeskirche würden in den nächsten drei Jahren zehn Millionen Euro dafür ausgegeben, sagte der Sprecher. In Württemberg sind es nach Angaben eines Sprechers in den nächsten zwei Jahren 13,2 Millionen Euro.

Die evangelische Landeskirche Württemberg rechnet mit steigenden Steuereinnahmen: Für 2016 veranschlagt sie nach eigenen Angaben 680 Millionen Euro. Neben dem Schwerpunkt Flüchtlingshilfe sollen auch die örtlichen Kirchengemeinden insgesamt 10,5 Prozent mehr Geld bekommen. 235 Millionen Euro werden unmittelbar an die Kirchengemeinden ausgeschüttet.

„Wir werden als Kirche herausgefordert“, sagte der Sprecher der evangelischen Landeskirche in Baden, Daniel Meier, in Karlsruhe. Sie ist mit 1,2 Millionen Mitgliedern nur etwa halb so groß wie die württembergische. Es gebe - wie in anderen Kirchen auch - erhebliche Ausgaben durch Flüchtlinge, sagte er.