Der Restaurator sichert die Wandmalereien: Sie bestehen nicht nur aus Blumen, sondern auch aus Heiligenbildern. Apostel mit Kirchen-Verantwortlichen: Der Architekt Urban Kreuz erklärt der Pfarrerin Silke Heckmann, an welcher Stelle von Petrus’ Kopf die Restauratoren gearbeitet haben. Foto: factum/Granville

Die Laurentiuskirche in Hemmingen wird seit August saniert. Die Außenarbeiten sind abgeschlossen, auch die Innenrenovierung geht dem Ende zu. Dabei wurden wertvolle Wandmalereien bearbeitet.

Hemmingen - Am Gerüst ist es weithin erkennbar: Seit den Sommerferien wird an der evangelischen Laurentiuskirche in Hemmingen gearbeitet, außen wie innen. Die Kirchengemeinde und ihr Architekt Urban Kreuz setzen damit eine Sanierung fort, die im Jahr 2004 wegen Geldmangels unterbrochen worden ist.

Die Intention

„Damals wollten wir der historischen Ausstattung mehr Geltung verleihen“, berichtet Urban Kreuz, der schon vor 14 Jahren der Planer war. 2004 habe aber das Geld nicht mehr gereicht, um die alten Malereien im Chor und die Empore herzurichten. Dies wollte man nun nachholen. Dazu kamen Arbeiten an der Außenhülle des Gebäudes, die Ziffernblätter der Turmuhr wurden erneuert, das Dach samt Gebälk repariert. Die Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist in Teilen noch älter.

Bauen und Finanzieren

Für die Arbeiten sind knapp fünf Monate veranschlagt. Sie bleiben im Zeitplan, ist sich der Architekt sicher. „Am Sonntag, 23. Dezember, dem vierten Advent, wollen wir hier wieder Gottesdienst feiern“, sagt die Pfarrerin Silke Heckmann. Die Baukosten werden höchstens 650 000 Euro betragen. An der Finanzierung beteiligen sich das Landesdenkmalamt, die Landeskirche, die Gemeinde Hemmingen mit maximal 7000 Euro – und die Kirchengemeinde. „Etwa zwei Drittel entfallen auf uns“, sagt Heckmann, „40 000 Euro fehlen noch.“ Seit der letzten Renovierung habe die Gemeinde gespart – wohlwissend, was noch kommt.

Das Innere

Die 2004 sanierten Kirchenbänke wurden belassen mit ihrem zarten Grün, ebenso die hölzernen Stützpfeiler in dunklem Braun. Die Bänke auf der Empore wurden farblich angepasst. An Wänden und an der Decke des Kirchenschiffs gab es viel Arbeit: „Wir haben Staub und Schmutz von den Wänden geholt“, erzählt Urban Kreuz. Die Kassettendecke bekam eine Lasierung, welche die Holzmaserung erkennen lässt.

Die Malereien im Chor

Das Wertvollste der Kirche befindet sich in deren Chor: Riesige Wandmalereien zwischen den Kreuzrippen des Gewölbes. Bunte Blumenmotive sind zu erkennen, aber auch Personen. Der Restaurator Thomas Wieck war lange damit beschäftigt, die etwa 300 Quadratmeter zu sichern. Viele Gemälde aus früheren Jahrhunderten sind nur noch schwach erkennbar. Der Grund: Auf den Wänden befanden sich viele Malschichten übereinander, bei früheren Renovierungen wurde die erste Schicht aus der Bauzeit wieder freigelegt. Damals war die Kirche katholisch – aus der Zeit stammen damals beliebte Motive. „Es gibt eine Sterbeszene Mariens“, erklärt Heckmann, oder eine mit der Heiligen Veronika, die Jesu das Schweißtuch reicht. Auch etliche Heilige fanden sich. Dies alles wollte man nach der Reformation nicht mehr sehen – und übermalte es. Später kam noch Putz darauf. „Wir wissen nicht, wann der wieder runterkam“, erklärt Wieck, „vielleicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg,“ Er hat den Zustand der Gemälde gesichert. Ein Team der SWR-„Landesschau“ hat ihn dabei vor einer Woche gefilmt.

Die Kirchturmuhr

Weithin sichtbar sind die neuen Ziffernblätter der Kirchturmuhr. An den alten war die Farbe abgeblättert, das Kupfer in die Jahre gekommen. Weniger zu sehen waren die Schäden am Dach. „Wir haben abgedichtet“, berichtet Urban Kreuz. Zwischen dem Turm und dem Dach des Kirchenschiffs sei Wasser eingedrungen, ein Balken musste zum Teil ersetzt werden. „Der Bereich, wo der Dachstuhl auf der Mauer aufliegt, ist immer neuralgisch.“

Die Apostel und Evangelisten

Sie sind die Wächter des Hauptportals: Über der Tür stehen die vier Evangelisten Markus (mit dem Löwen), Lukas (mit dem Stier), Matthäus (mit dem Engel) und Johannes (mit dem Adler). Links vom Portal steht der Apostel Paulus mit dem Schwert, rechts davon Petrus mit dem Schlüssel. Alle Figuren sind Abgüsse aus den 1930er-Jahren, die Restauratoren haben sie mit einer Schlämme-Schicht versehen. „Damit verlangsamt man die Alterung“, erklärt der Architekt. Die Originale sind im Landesmuseum in Stuttgart zu sehen.