Am 1.Oktober wird für vier junge Theologen eine neue Zeit eingeläutet: Dann treten sie ihre Stellen als Vikare an. Foto:  

Am 1. Oktober treten vier neue Vikare ihren Dienst in den Gemeinden von Degerloch, Plieningen, Rohr und Vaihingen an. Für zweieinhalb Jahre werden sie von den jeweiligen Ausbildungspfarrern in den Berufsalltag eingeführt.

Filder - Durch seine Mutter hat Julian Scharpf die Freude am Pfarrersberuf mitbekommen, sie ist in Albstadt Gemeindepfarrerin. „Ich bin dort im Pfarrhaus aufgewachsen“, sagt der 28-Jährige. Er wird am Donnerstag, 1.Oktober, seine Arbeit als Vikar in der Gemeinde in Degerloch unter Pfarrer Albrecht Conrad aufnehmen. Für ihn ist dieser Tag in zweierlei Hinsicht besonders. Denn neben seinem ersten Arbeitstag hat er an diesem Tag auch seinen 29. Geburtstag. Der Gemeinde wird er beim Erntedankgottesdienst am Sonntag, 4. Oktober, vorgestellt.

Julian Scharpf Foto: privat

Neben seiner Freude am Glauben und der christlichen Religion engagiert sich Scharpf schon lange in der Jugendorganisation der SPD. So hat er vor zwei Jahren bei der Organisation des Wahlkampfs für die Bundestagswahl mitgeholfen. Dieser Leidenschaft möchte er während seines Vikariats nicht nachgehen. „Ich möchte nicht, dass die Gemeindemitglieder durch meine politische Arbeit abgeschreckt werden“, sagt er.

Für seine Arbeit in der Degerlocher Gemeinde ist der junge Mann mit seiner Freundin Teresa Ruisinger noch Hoffeld gezogen. Sie hatte nach einer Kochausbildung in Leipzig Politikwissenschaften studiert, während er in Tübingen, Berlin, Leipzig, Zürich und Neuendettelsau sein Theologie-Studium absolvierte.

Seine Mutter, so sagt Julian Scharpf, sei sehr stolz darauf, dass ihr Sohn ebenfalls Pfarrer werden möchte. „Sie ist froh, dass sie mir die Freude, die sie bei der Arbeit hat, vermitteln konnte.“ Bei seiner ersten Predigt am 1. November wird sie sich frei nehmen, um ihren Sohn zu unterstützen.

Vikariat als Prüfzeit

Sarah Schindler wird für ihre Vikarszeit in der Gemeinde in Plieningen bei Pfarrerin Daniela Reich sein. Ihre Leidenschaft für die Religion hat sich schon in ihrer Jugend entwickelt. „Ich hatte in der Schule immer großes Glück mit meinen Reli-Lehrern“, sagt die 27-Jährige. Außerdem habe sie eine tolle Heimatgemeinde gehabt und sich dort schon früh engagiert. Zudem gab es in dem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb, in dem Sarah Schindler aufgewachsen ist, neben der Kirche kaum Freizeitangebote.

Sarah Schindler Foto: privat

Der Wunsch, Theologie zu studieren, entstand aber doch relativ spät. Nach dem Abitur war sie erst einmal ein halbes Jahr in Südafrika. Dort befasste sie sich ausgiebig mit ihrem Studienwunsch und ihren Überzeugungen: „Ich überlegte mir: Was will ich wirklich?“. Ursprünglich hatte sie ein Jura-Studium im Sinn. Letztlich hat sie sich aber doch für ein Theologie-Studium in Tübingen und Berlin entschieden. An der Theologie schätzt sie die Vielseitigkeit. „Es werden darin viele Geisteswissenschaften miteinander verbunden“, sagt die sportbegeisterte Vikarin.

Dass ihr Studium tatsächlich zum Pfarrerberuf führt, hatte sie sich anfangs noch nicht überlegt. Ihre Vikarzeit sieht sie als Prüfzeit, um herauszufinden, ob das Pfarramt tatsächlich das Richtige für sie ist. Besonders freut sie sich auf den Religionsunterricht, der eine ihrer Aufgaben als Vikarin in der Plieninger Gemeinde sein wird.

Zukünftiger Pfarrer schaut leidenschaftlich gerne Fußball

Manuel Stetter wird ab dem 1. Oktober bei Pfarrer Thomas Rumpf in der Kirchengemeinde Rohr als Vikar tätig sein. Er hat in Tübingen Theologie studiert. Und nennt sich selbst einen Spätzünder, was seine beruflichen Vorstellungen angeht. „Mir war nach dem Zivildienst noch lange nicht klar, was ich studieren wollte“, sagt der 33-Jährige.

Seine Mutter habe ihn letztlich auf das Theologie-Studium gebracht. Er sei aber auch von seinen Eltern sehr christlich erzogen worden. Doch ganz sicher sei er sich erst nach einem Jahr gewesen, das er zum Arbeiten und Reisen nutzte. Da er für sein Theologie-Studium Sprachkenntnisse in hebräisch, lateinisch und griechisch nachweisen musste, verbrachte er ein Jahr am Sprachenkolleg in Stuttgart. Schon während der ersten Studienjahre merkte Stetter, dass ihn die Theologie sehr interessiert. Im Jahr 2010 legte er an der Uni Tübingen sein Examen ab. Für einige Zeit blieb er auch noch dort, um in der Forschung tätig zu sein. Seine Dissertation wird er wohl im Laufe dieser Woche abschließen.

Manuel Stetter Foto: privat

Für seine Zeit in der Rohrer Gemeinde ist er extra umgezogen. Dort wohnt er mit seiner Frau und seinem acht Monate alten Sohn erst mal für zweieinhalb Jahre. In dieser Zeit wird er immer mehr eigene Aufgaben übernehmen und Thomas Rumpf zum Beispiel bei Predigten, Traugesprächen oder Geburtstagsbesuchen unterstützen. Das letzte halbe Jahr seiner Vikarzeit möchte er nutzen, um vielleicht in den PR-Bereich zu schnuppern oder am Theater Aufgaben zu übernehmen. Abgesehen von der Kirche gilt Manuel Stetters Leidenschaft dem Fußball. Bis zu seinem Studium hatte er selbst gekickt. Heute hat er nur noch Zeit, um sehr leidenschaftlich und, wie er betont, mit Gefühlsausbrüchen Fußball zu gucken.

Erste praktische Erfahrungen in der Gemeindearbeit

Für ihre Vikarzeit ist Inga Maier vor einer Woche ins Österfeld in Vaihingen gezogen. Sie wird in der evangelischen Gemeinde in Vaihingen bei Pfarrer Stefan Cohnen lernen. Während ihrer Zeit in der Gemeinde hofft sie auf viele Begegnungen mit den Gemeindemitgliedern. „Ich freue mich schon sehr auf die Zeit und darauf, dort mit vielen Menschen zu arbeiten“, sagt die 27-Jährige.

Inga Maier Foto: privat

Nach ihrem Examen im Sommer ist die Vikarzeit, abgesehen von einem Praktikum, die erste praktische Erfahrung, die sie in der Arbeit in einer Gemeinde sammeln kann. Ihr Studium hat sie in Marburg, im englischen Exeter und in Tübingen absolviert, wo sie auch ihr Examen geschrieben hat. Schon von Anfang an war ihr klar, dass das Theologie-Studium zu einer Pfarrerstelle führen würde. Und auch die Entscheidung zu einem Studium sei ihr relativ leicht gefallen. „Ich habe schon Religion im Abitur gehabt“, sagt Inga Maier. „Wir haben da viel über soziale Gerechtigkeit gesprochen.“ Zudem habe sie sich schon früh an der Gemeindearbeit beteiligt und nach einem Jahr im Ausland, in dem sie mit schwerbehinderten Kindern gearbeitet hat, stand die Entscheidung schnell fest.

Bis zum Beginn ihres Vikariats genießt sie noch die freie Zeit in Garmisch-Patenkirchen im Urlaub, denn die 27-Jährige geht leidenschaftlich gerne wandern in der Natur. Wichtig ist für sie darüber hinaus auch ihre Beziehung mit ihrem methodistischen Freund. Durch ihn hatte sie noch eine andere Religion kennengelernt und bemerkt, wie wichtig Ökumene ist.