Pfarrer Rüdiger Schard-Joha hofft, dass die Kirchengemeinde durch die Aktion weiter zusammenwächst. Teil des Projekts ist auch eine Kunstausstellung in der Stadtkirche . Foto: Ralf Poller

Die Evangelische Kirche in Marbach widmet sich in dem Projekt „40 Tage gegen die Angst“ einer besonderen Emotion, die mehrere Gesichter hat. Neben Gesprächsrunden, Treffs und Gottesdiensten gibt es auch eine Kunstausstellung.

Marbach - Was das Gefühl der Angst auslösen kann, hat die Gesellschaft nicht erst während der Coronapandemie erlebt. Die Angst mit ihren zwei Gesichtern begleitet uns schon immer. Aggression und Wut können Folgen der Angst sein. Ebenso kann sie aber auch bewahren und schützen. Es ist also nachvollziehbar, dass sich die Evangelische Kirchengemeinde in Marbach mit ihrem Projekt „40 Tage gegen die Angst“, derzeit ganz intensiv mit dieser grundlegenden Emotion beschäftigt.

Ein „Gegenpol“ zur aktuellen Gesellschaft

„Es macht Sinn, Ängste im öffentlichen Raum zu thematisieren“, sagt der Marbacher Pfarrer Rüdiger Schard-Joha, der sich erhofft „diesbezüglich gemeinsame Antworten zu suchen und zu finden“. Und auch Ziele definiert der Geistliche für das bis zum 30. März andauernde Projekt, das auf mehreren Säulen fußt: „Uns ist wichtig, dass die Gemeinde fest zusammenwächst.“ Dieses Zusammenwachsen soll mithilfe einer „großen Fülle an Möglichkeiten“ gefördert werden: Begegnungen, Theater, Musik oder Kirchen-Café. „Jeder kann sich da einbringen“, betont Schard-Joha, der weitere Ziele nennt: „Wir wollen wieder mal etwas Besonderes machen und den Anlass bieten, auch Andere in den Gottesdienst einzuladen und mit ins Boot zu holen.“

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Froh ist der Pfarrer darüber, dass diese Aktion bereits von diversen Gemeinden durchgeführt wurde. „Die haben uns dazu viel Material zur Verfügung gestellt.“ Sein drittes Ziel umschreibt Schard-Joha mit „Zuversicht und Hoffnung für das Individuum wie auch für die Gemeinschaft. Das Projekt soll eine Art Gegenpol zu dem sein, was sich momentan in der Gesellschaft festgesetzt hat.“ Und nicht zuletzt hoffen die Akteure darauf, „ein Feuer zu entfachen und bei den Menschen, nach dem kräftezehrenden Auf und Ab während der Pandemie, wieder einmal Begeisterung auszulösen“.

Psychisch erkrankte Menschen zeigen ihre Sicht

Aber auch Berührbarkeit dürfte eine der Reaktionen sein, die rund um das Projekt die Gemüter bestimmen: Durch den Impuls von Gemeindeglied Monika Bund, die bei dem eigenständigen diakonischen Träger Synergeo arbeitet, wurde auch die Sicht von Betroffenen mit ins Spiel gebracht. Fünf teils farbig kraftvolle Bilder zum Thema Angst sind derzeit in der Stadtkirche ausgestellt. Sie wurden von psychisch kranken Menschen extra für dieses Projekt erstellt und erzählen auf ihre Weise sensibilisierend von dem Phänomen.

Ein Buch begleitet die Teilnehmer durch das Projekt

Um schließlich gezielt mit dem Thema arbeiten zu können, gibt es das Begleitbuch „Gegen die Angst“, das mit 31 biblischen Tagesimpulsen aufzeigt, wie Menschen in ihrer Not gestärkt wurden. Mit ihm sind bereits die Mitarbeiter ausgestattet worden. Interessierte können das Buch jeweils nach den Gottesdiensten für 10 Euro erwerben. Begleitet wird das Projekt zudem von „sieben bunten und lebendigen Gottesdiensten“, die jeweils sonntags ab 10 Uhr in der Stadtkirche stattfinden. „Und es gibt ab sofort wieder Kindergottesdienste“, freut sich Rüdiger Schard-Joha. Die wöchentlich stattfindenden Kleingruppen stellen die dritte Säule des Projekts dar: hier können sich Interessierte gemeinsam über das Gelesene austauschen und sich zudem von anderen Teilnehmern anregen lassen. Schlussendlich bietet die Kirchengemeinde aber auch noch diverse Events an, „um auch praktisch gegen die Angst gestärkt zu werden“.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es online unter www.evkg-marbach.de.