Nach 15 Jahren Tätigkeit in der Gemeinde St. Martinus in Kornwestheim, geht der katholische Theologe Franz Nagler in den Ruhestand. Was ihn dann erwartet, darauf ist er selbst gespannt – das Reisen wird er aber auf jeden Fall beibehalten.
Die wohl augenfälligste Veränderung während der Amtszeit von Franz Nagler an der Gemeinde St. Martinus hat sicherlich das frühere Schwesternhaus erfahren. Inzwischen ist im neu gestalteten Martinushaus reges Leben eingezogen. „Es ist in allen Aspekten gelungen“, sagt der Pfarrer und nennt das Kulturprogramm, in dem Veranstaltungen zur Erwachsenenbildung stattfinden, zum Beispiel ökumenische oder auch von Vereinen getragene.
Der große Saal ist variabel nutzbar für viele unterschiedliche Aktivitäten, „zum Beispiel auch Salsatanzen“, so Nagler mit einem Lachen. Es freut ihn auch sehr, dass das Café M, das Angebot für Gespräche und Getränke nach der 9.45 Uhr-Sonntagsmesse, so gut angenommen werde. Der diakonische Aspekt mit dem Kleiderstüble für Second-Hand-Kleidung sowie dem Mittagstisch sei ohnehin gut in der Gemeinde verankert, lobt Nagler. Mit den kompetenten Sekretärinnen und Mitarbeiterinnen im Pfarramt sei das „Miteinander gehen“ stets eine schöne Erfahrung gewesen.
Kontakte nach Südamerika, Asien oder Afrika
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Martinus-Mottos vom Teilen und der Solidarität ist für Franz Nagler auch immer die Internationalität in der Gemeinde gewesen, mit besonderem Schwerpunkt auf sozialen Projekten in Südamerika, Asien oder Afrika. Zur Gemeinde in Argentinien, in der er selbst sieben Jahre lang tätig war, pflegt er noch regen Kontakt. Mit einigen Kornwestheimer Gemeindemitgliedern hat er dorthin eine Reise unternommen.
Der argentinische Pater Sergio, mit dem Nagler immer noch in regem „pastoralen Kontakt“ steht, ist im Gegenzug auch schon in Kornwestheim zu Besucher gewesen. Nach seiner Rückkehr aus Argentinien hatte Franz Nagler jedoch zunächst eine Stelle in Balingen angetreten.
Direkt von Balingen kam Nagler später nach Kornwestheim. Hier gibt es mittlerweile auch guten Kontakt zu einem Behindertendorf in Vietnam, das die Gemeindemitglieder von St. Martinus unterstützen. „Von dort wird im September wieder eine Delegation zu uns kommen“, berichtet Nagler.
Vor dem Ruhestand geht es noch nach Uganda
Offiziell geht Franz Nagler am 1. September in den Ruhestand. Seine Dienstzeit lässt er aber nicht gemächlich auslaufen, ganz im Gegenteil. In diesen Tagen macht er sich mit 15 reiselustigen Gemeindemitgliedern auf den Weg nach Uganda, wo die Gemeinde ein Brunnenprojekt in einem Dorf unterstützt. „Es ist kaum zu glauben, aber wir haben dank größerer und kleinerer Spenden seit Jahresbeginn die nötigen 24 000 Euro zusammenbekommen.“ Der Brunnen sei sogar schon in Betrieb. Der Kontakt nach Uganda kam über einen dortigen Pfarrer zustande, der Naglers Sommerurlaub Vertretung in St. Martinus übernahm. „Ich habe in Rottenburg angefragt, ob die jemanden für uns hätten, und da haben sie uns eben diesen geschickt“, so Nagler schmunzelnd.
Pläne für den Ruhestand? „Ich bin selbst gespannt, was das mit mir macht“, so der Pfarrer. Er möchte jedenfalls endlich mal wieder ein Buch zu Ende lesen. Seine Lieblingsliteratur sind theologische Bücher, aber auch Romane, in denen die Historie von Ländern dargestellt wird. Denn natürlich werden Reisen weiterhin auf seiner Agenda stehen. „Außerdem möchte ich meine Gitarre wieder rausholen“, sagt Nagler und deutet auf das Instrument, das in einer Ecke an der Wand lehnt. Sicherlich werde er Gelegenheit haben, Freundschaften wiederzubeleben und mehr Kontakte zu seiner großen Familie zu haben, die in ganz Süddeutschland lebt.
Er selbst wird in Ludwigsburg wohnen. „Ich bin also nicht aus der Welt“, sagt Nagler. „Aber jetzt soll die Gemeinde auf mich zukommen, wenn sie mich braucht.“
Pfarrer Franz Nagler wird am Sonntag, 22. September, um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Martinus offiziell verabschiedet.