Können der Fusion durchaus Positives abgewinnen: Pfarrerehepaar Martin Weinzierl und Eva Deimling, Kirchengemeinderat Werner Högerle, OKV-Vorsitzender Gerhard Frik (Oberaichen) sowie Pfarrer Eckhard Schärer (Oberaichen). Foto: Natalie Kanter

Aus zwei Kirchengemeinden wird eine: Die Fusion von Leinfelden-Unteraichen und Oberaichen ist beschlossene Sache. Für die Pfarrer bedeutet dies jede Menge Arbeit. Für die Kirchgänger soll sich nichts ändern – zumindest jetzt nicht.

Leinfelden-Echterdingen - Man muss schon genau hinhören, um die Unterschiede zu erkennen. Während Werner Högerle, Vorsitzender des Kirchengemeinderats Leinfelden-Unteraichen, davon spricht, dass durch intensive Gespräche aus einer Zwangsehe eine Liebesheirat geworden ist, schlägt der Oberaichener Pfarrer Eckhard Schärer verhaltenere Töne an. Er sagt: „Wir folgen zunächst einmal einem Druck.“ Will heißen: Die Gemeinde müssen zusammenwachsen. „Wir sind gut zusammengekommen“, setzt der Seelsorger dann nach. Die Verhandlungen seien vernünftig verlaufen. Es habe wenige Quertreibereien gegeben. Und Utopien seien hier eh fehl am Platz.

Aber der Reihe nach. Die beiden evangelischen Kirchengemeinden Leinfelden-Unteraichen und Oberaichen werden zum Januar zu einer Gemeinde verschmelzen. Das steht nun fest. Bei einer Klausurtagung haben der Kirchengemeinderat Leinfelden-Unteraichen und die Ortskirchliche Verwaltung (OKV) Oberaichen diese Entscheidung getroffen. „Mit großer Mehrheit haben beide Gremien für eine Fusion gestimmt“, sagt Martin Weinzierl, Pfarrer von Leinfelden-Unteraichen. Es wurde ein Schlusspunkt unter „dreieinhalb Jahre Diskussion und Beratung“ gesetzt.

Hintergrund dieser Entscheidung ist der Pfarrplan 2024. Er zwingt die evangelischen Gemeinden, über ihre Strukturen nachzudenken. Weil immer weniger Menschen zur Kirche gehen und es auch am Pfarrernachwuchs fehlt, sollen bis Ende 2024 im Gebiet der württembergischen Kirchengemeinde 220 Pfarrstellen gestrichen werden. Aufgaben müssen neu verteilt werden, benachbarte Gemeinden mehr zusammenarbeiten.

Oberaichen verliert die Geschäftsführung

Im Kirchenbezirk Bernhausen – und damit in Neuhausen, Ostfildern, Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen – sollen zweieinhalb Stellen eingespart werden. Ein Schritt in diese Richtung ist die Fusion der Kirchengemeinden Leinfelden-Unteraichen und Oberaichen. Dort soll eine halbe Stelle wegfallen – und zwar dann, wenn ein Pfarrer wechselt oder in Ruhestand geht.

Martin Weinzierl hat nicht vor zu wechseln. Er leitet von Januar an die neue Kirchengemeinde, die den Namen Leinfelden tragen wird. Seine Frau Eva Deimling ist weiter für Unteraichen zuständig. Eckhard Schärer, Pfarrer von Oberaichen, muss derweil die Geschäftsführung von Oberaichen abgeben. Der 61-Jährige bleibt dennoch im Amt. Es wird sich frühestens – wie er sagt – Anfang 2020 zur Ruhe setzen.

Seine Stelle wird in diesem Fall neu ausgeschrieben. Auch dann wird es weiter ein Pfarrbüro in Oberaichen mit Sekretariat geben. Schärers Nachfolger wird aber keinen Religionsunterricht mehr an Schulen anbieten. Vielmehr ist der Seelsorger dann Ansprechpartner für Gläubige aus Oberaichen und Unteraichen. Ein neuer Kirchenbezirk wird gegründet. Die Protestanten aus Unteraichen müssen sich dann an das Pfarrbüro in Oberaichen und nicht mehr nach Leinfelden wenden.

An Gottesdiensten wird nicht gespart

Doch das ist laut Martin Weinzierl noch Zukunftsmusik. Für die Kirchgänger ändert sich im Moment nichts. An den Gottesdiensten werde vorerst nicht gespart. Zunächst bleiben auch die Ansprechpartner gleich. Dennoch bedeutet die Fusion der beiden Kirchengemeinden jede Menge Arbeit. „Vieles spielt sich hinter den Kulissen ab“, sagt Weinzierl. Eine neue Körperschaft des öffentlichen Rechts muss gegründet werden. Zwei Haushalte werden zusammengeführt. Es soll nur noch einen Internetauftritt und einen Gemeindebrief geben. Aus dem Kirchengemeinderat Leinfelden-Unteraichen und der Ortskirchlichen Verwaltung Oberaichen wird ein großer Kirchengemeinderat mit 23 Leuten. Dieser bleibt solange bestehen, bis es im gesamten Gebiet der Landeskirche – am ersten Advent 2019 – Neuwahlen gibt.

Die evangelische Gemeinde Musberg dagegen bleibt eigenständig. Auch diese Entscheidung ist gefallen. „Die Musberger konnten sich nicht zu einer Fusion durchringen“, sagt Martin Weinzierl. Der dortige Pfarrer Rainer Müller geht im Herbst zwar in den Ruhestand. Seine Stelle wird aber zu 100 Prozent wieder neu ausgeschrieben.