Was tun, wenn wegen Corona Gemeinschaft und Begegnung in der Kirche eingeschränkt sind? Die Vikare im Kirchenbezirk Marbach sind kreativ geworden.
Marbach - Gemeinschaft und Begegnung, wesentliche Elemente der Kirche, seien schwierig gewesen in dieser Zeit. Aber nicht unmöglich. Da sind sich Johannes Heisler, Paul Vögler und Felix Weise einig. Die drei, die ihr Vikariat in Beilstein, Erdmannhausen und Benningen absolviert haben, sind nun fertig mit ihrer Ausbildung. Weise und Vögler wurden am Sonntagnachmittag in Großbottwar ordiniert, Heisler wurde verabschiedet. Denn er geht zunächst in Elternzeit, während seine Frau, ebenfalls Theologin, ihr Vikariat in Wüstenrot antritt. Der vierte im Bunde, Lukas Rudhard, der die letzten zweieinhalb Jahre in Murr verbracht hat, wird auf eigenen Wunsch am kommenden Sonntag auf seiner neuen Pfarrstelle in Denkendorf ordiniert.
Lesen Sie aus unserem Angebot: Vier junge Vikare treten ihren Dienst an
Corona, ja, das sei eine Herausforderung gewesen. Aber „ich habe viel im Digitalen gelernt“, sagt etwa Johannes Heisler, und Paul Vögler bestätigt: „Man konnte Neues ausprobieren, wie beispielsweise Videogottesdienste. Und es war eine sehr schöne Erfahrung zu sehen, wie das von der Gemeinde mitgetragen wurde, die sich auf ganz verschiedene Weise eingebracht hat.“ Ganz neue Wege ging auch Felix Weise, der im vergangenen Sommer zu einem Fahrradgottesdienst einlud. „Ich möchte gerne Dinge machen, von denen ich selber begeistert bin, weil ich glaube, dass das eine lebendige Kirche bringt“, erklärt er seine Beweg(t)gründe. Und Kreativität sei ein wesentliches Element im Pfarrberuf, das nicht unter Alltagsaufgaben begraben werden solle.
Lesen Sie aus unserem Angebot: Kirchen zeigen sich in der Corona-Krise kreativ
Neue Erfahrungen gemacht
Auch die beiden anderen schätzen am Pfarrberuf unter anderem dessen Vielfältigkeit. So hat etwa Johannes Heisler zu seiner Überraschung während seiner Zeit in Beilstein entdeckt, dass Beerdigungen trotz des traurigen Anlasses „eine herausfordernde, aber auch schöne Aufgabe sind“, weil man den Trauernden helfen könne.
Ein Auslandsjahr führte zum Entschluss, Pfarrer zu werden
Den Menschen zu helfen, das ist neben dem eigenen Glauben auch bei allen die Motivation gewesen, überhaupt den Pfarrberuf zu ergreifen. Felix Weise hatte zuerst überlegt, Jugendreferent zu werden, Johannes Heisler dachte nach dem Abitur daran, Medizin zu studieren, und Paul Vögler, der in einem sächsischen Pfarrhaushalt aufwuchs, wollte „schon als Trotzreaktion“ nicht selbst einen Talar tragen, sondern ein Studium in einem sozialen Bereich absolvieren. Bei allen brachte ein Auslandsjahr die Wende. Weise war in Indien, Heisler in Brasilien und Vögler in einem Kinderheim in Uganda. Und dabei hatten sie Zeit zu überlegen, was ihnen im Leben am wichtigsten ist.
Das Ja zum Beruf des Pfarrers ist auch am Ende des Vikariats bei allen eindeutig. Felix Weise bleibt zunächst bis Ende August in Benningen, bis eine Nachfolge für Dorothea Gabler gefunden ist, Paul Vögler geht zwei Jahre lang als Krankenhauspfarrer ans Klinikum nach Esslingen. „Für mich ist das der Kern von Kirche, im Gespräch zu sein und für die Menschen dazusein, die in schwierigen Situationen sind“, erklärt er.
Kirche muss immer wieder neue Wege beschreiten
Alle drei blicken gern auf ihre Zeit in Beilstein, Erdmannhausen und Benningen. Nicht nur, weil sie freundlich aufgenommen wurden, sondern auch, weil sie neue Wege ausprobieren konnten. Und das Beschreiten neuer Wege, ist etwa Paul Vögler überzeugt, wird die Kirche auch weiter am Leben halten. So, wie sie auch in seiner sächsischen Heimat die DDR-Zeit überlebt hat. „Der Kern unserer Sache ist stark genug.“