Im Kreis esslingen sollen Pfarrerstellen gestrichen werden. Foto: dpa

Der evangelische Kirchenbezirk möchte bis zum Jahr 2024 sechs Pfarrstellen im Kreis Esslingen einsparen.

Esslingen - Für die meisten der rund 110 Delegierten aus den 22 Kirchengemeinden bei der Synode im Gemeindehaus am Blarerplatz war es keine große Überraschung mehr, als der Denkendorfer Pfarrer Rolf Noormann den Pfarrplan 2024 präsentierte. Schon Wochen vor der öffentlichen Bekanntgabe am Donnerstagabend war Dekan Bernd Weißenborn in den Kirchengemeinden unterwegs gewesen, um die Kirchengemeinderäte über die Pläne zu informieren. „Unsere Kirche verändert sich, vieles kommt in Bewegung, manches muss neu strukturiert werden. Dieser Aufgabe wollen wir uns mit Mut und Weisheit stellen“, sagte der Dekan. Erarbeitet wurden die nun vorgestellten Pläne von einem Sonderausschuss der Bezirkssynode.

Sinkende Mitgliederzahlen

Die Landessynode will die derzeit im Kirchenbezirk Esslingen existierenden 35,75 Pfarrstellen bis zum Jahr 2024 auf 29,75 Pfarrstellen verringern. Hintergrund seien sowohl eine schwindende Mitgliederzahl als auch eine Ruhestandswelle bei den Pfarrern, wie der Pressepfarrer Christoph Schweizer erklärte.

Laut dem Plan wird die Pfarrstelle in Mettingen auf 50 Prozent reduziert. In Oberesslingen entfallen die 50-Prozent-Stelle der Gartenstadt und die 75-Prozent-Stelle in der Versöhnungskirche. In Berkheim wird ebenfalls eine halbe Stelle eingespart, dafür übernimmt der Pfarrer vom Zollberg Aufgaben in Berkheim. In St. Bernhard wird eine 75-Prozent-Stelle gestrichen, aushelfen sollen die Pfarrer von Sulzgries. Somit würden drei der sechs Stellen in Esslingen wegfallen. In den anderen Gemeinden des Kirchenbezirks sollen sechs Mal 50-Prozent gestrichen werden: in Deizisau, Aichwald, Hohengehren, Reichenbach, Plochingen und Wernau.

„Zerschlagung der Kirchengemeinde“

Für Unmut sorgte unter anderem, dass allein in Oberesslingen 125 Prozent eingespart werden sollen. „Das scheint uns überproportional zu sein“, sagte der Pfarrer Martin Maile aus Zell. Ähnlich sah es der Pfarrer Stefan Schwarzer aus Oberesslingen. „De facto ist das eine Zerschlagung der Kirchengemeinde. Das ist eine harte Nummer“, ärgerte er sich. Ebenfalls kritisiert wurde, dass besonders viele 50-Prozent-Stellen gestrichen werden sollen. „Ich finde es frauenfeindlich, nur noch 100-Prozent-Stellen zu schaffen.“, meinte beispielsweise die Kirchengemeinderätin Claudia Kaiser aus St. Bernhardt/Hohenkreuz. Besonders die eingesparten 50 Prozent in Wernau seien für die Stadt bedauerlich, wie die Pfarrerin Julika Weigel sagte. Die verbliebene Pfarrstelle hätte mit rund 2700 Gläubigen eine große Gemeinde zu betreuen. Im Landesdurchschnitt kommen rund 1700 Gläubige auf eine Pfarrstelle.

Dekan Weißenborn sagte, er wolle den Kirchengemeinden nun Zeit geben, die Pläne zu diskutieren. Für Veränderungsvorschläge sei die Synode offen. Er habe die Hoffnung, dass die Bezirkssynode im Herbst einen Pfarrplan beschließen könne. Sollten die Kirchenglieder mehr Zeit zur Diskussion benötigen, sei auch eine Verabschiedung am 7. Dezember möglich, so Weißenborn. Jedenfalls solle noch vor Weihnachten ein Entschluss stehen, der der Landessynode vorgelegt werden könne. Die Landessynode will die Pläne im kommenden März verabschieden.