An der Stelle des einstöckigen Baus (rechts) soll das neue Gemeindezentrum entstehen. Links Sankt Peter und Paul. Foto: factum/Granville

Die katholische Kirchengemeinde will am Maximilian-Kolbe-Platz einen neuen Treffpunkt bauen. Dafür soll das Gemeindezentrum im Stadtteil Gehenbühl aufgegeben werden.

Gerlingen - Das Ganze gleicht einer Rochade, hat aber einen ernsten Hintergrund: Die Gemeinde Sankt Peter und Paul in Gerlingen will ihr Filial-Gemeindezentrum im Stadtteil Gehenbühl, das von 1974 stammt, an die Kommune verkaufen. Dafür soll in der Stadtmitte bei Sankt Peter und Paul ein neues Gemeindezentrum entstehen. Denn die katholische Kirche hat immer weniger Mitglieder – auch deshalb wird überlegt, wie man langfristig überhaupt wirtschaftlich mit Immobilien umgehen kann.

Noch sind die Pläne von der Diözese nicht genehmigt. Die Stadtverwaltung aber signalisiert großes Interesse an der Immobilie im Gehenbühl. Der Hintergrund: Sie braucht Platz für mehr Kinderbetreuung.

Die katholische Kirchengemeinde in Gerlingen hat zur Zeit knapp 4500 Gläubige – Tendenz rückläufig. Die Hauptkirche Sankt Peter und Paul stammt aus dem Jahr 1954. Die Filialkirche Sankt Andreas im Stadtteil Gehenbühl wurde mitsamt dem Gemeindezentrum daneben 1974 gebaut. Gut 40 Jahre später sind dies der Gemeinde zu viele Immobilien. Man will sich am Maximilian-Kolbe-Platz konzentrieren.

Die Filialkirche Sankt Andreas soll bleiben, das Gemeindezentrum aber aufgegeben werden. Dazu kommt, dass der Gemeindesaal bei der Hauptkirche Sankt Peter und Paul im Untergeschoss liegt und nicht barrierefrei erreichbar ist. „Wir haben den Umbau am Kolbe-Platz umfassend geprüft“, sagt die Vize-Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Irene Metzger, „im Ergebnis ist ein Neubau wirtschaftlicher.“

Küche zum Selbstkochen vorgesehen

Die Pläne dafür sind fertig und könnten umgesetzt werden. Das neue Haus soll an der Stelle gebaut werden, wo noch das einstockige Gebäude mit dem Pfarrbüro steht: Ein zweistöckiger Bau ist geplant mit Gemeindesaal, Foyer und großer Küche im Erdgeschoss, sowie dem neuen Gemeindebüro und zwei Gruppenräumen im ersten Stock. Wohnungen sind im Neubau nicht vorgesehen. Die Gemeinde hat in einem Gebäude daneben vier Wohnungen. Dieses Haus bleibt vom Neubau ebenso unberührt wie das Gebäude, in dem der Kindergarten Sankt Martin und die Jugendräume untergebracht sind.

Seit drei Jahren plane der Kirchengemeinderat und sein Bauausschuss, berichtet Irene Metzger. In Tübingen, Nagold und Holzgerlingen habe man sich neue Gemeindezentren angesehen. Es habe so lange gedauert, weil die ersten Pläne hätten überarbeitet werden müssen. Der Saal und das Foyer seien wichtig: „Wir wollen Möglichkeiten zur Begegnung stärken.“ Damit hänge auch die Größe der Küche zusammen: Die müsse so groß und so ausgestattet sein, dass man 100 bis 120 Mahlzeiten kochen könne. Die bewährten Gemeindeessen wolle man nämlich fortführen. Zu den Baukosten und deren Finanzierung gab Metzger keine Auskunft.

Rottenburg muss genehmigen

Bauvorhaben dieser Art mit einem Finanzvolumen über 250 000 Euro würden „üblicherweise von der Diözese begleitet“, sagte die Diözesansprecherin Manuela Pfann unserer Zeitung. Das Kirchenrecht sehe dies so vor; Baufachleute müssten prüfen, ob die Richtlinien eingehalten würden, bevor Rottenburg letztendlich grünes Licht für das Projekt gebe.

Die Stadtverwaltung bestätigt, dass sie mit der Kirchengemeinde Sankt Peter und Paul über einen Immobilienkauf „in konkreten Verhandlungen“ stehe. Das Vorhaben sei bereits im Haushalt 2018 berücksichtigt. Man habe vor, im alten Gemeindezentrum von Sankt Andreas eine neue Kita einzurichten. Konkretes über deren Gestaltung und den Zeitplan gebe es noch nicht, aber Gespräche mit zuständigen Stellen. Endgültige Beschlüsse des Gemeinderats stünden noch aus. Die Stadt will auch den Maximilian-Kolbe-Platz neu gestalten. Dies werde aber erst nach dem Neubau der Kirchengemeinde begonnen.