Leere Bänke beim Gottesdienst. Die Zukunft der Kirchen? Foto: dpa

Entwickeln sich die Deutschen zum „Heidenvolk“? Die Fakten belegen etwas anderes: Religion ist für die meisten ein wichtiges Thema. Doch die großen Kirchen profitieren davon nicht.

München - Ein Viertel der Katholiken in Deutschland hat sich laut einer neuen Umfrage von der Kirche entfremdet. Das geht aus der bundesweiten Studie „Kirchenmitglied bleiben?“ hervor. Die MDG Medien-Dienstleistung GmbH ging in Kooperation mit dem Sinus-Institut für Markt- und Sozialforschung der Frage nach, wie die Katholiken in Deutschland es mit ihrer Religion halten.

Dabei haben sie sieben Katholiken-Typen herausgearbeitet, zum Beispiel den „Dienstleistungsorientierten“. Die Untersuchung soll zeigen, wer mit welchen Einstellungen in der Kirche bleibt, wer welche Angebote der Kirche nutzt und wer austreten würde.

Zahl der Kirchenaustritte bleibt hoch

Der Mitgliederschwund in den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland geht unvermindert weiter. 2017 hatten die evangelische und katholische Kirche rund 660 000 Mitglieder verloren. Das war ein deutlich höherer Verlust als noch 2016. Da war die Zahl der Kirchenmitglieder lediglich um 530 000 gesunken. In der katholischen Kirche sank die Zahl um knapp 270 000 auf 23,3 Millionen, in der evangelischen Kirche um 390 000 auf 21,5 Millionen.

Die Jahresstatistik für das Vorjahr wird von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) immer im Juli vorgelegt.

Bleiben die Austrittszahlen auf einem ähnlich hohen Niveau wie heute werden 2050 voraussichtlich deutlich weniger als 40 Prozent der Bevölkerung noch bekennendes Mitglied der evangelischen und katholischen Kirche sein. Auch die Zahl der in den Gemeinden Aktiven wird deutlich sinken.

„Viele haben den unmittelbaren Kontakt zum Glauben in einer kirchlichen Gemeinschaft verloren“, sagt der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff. „An die Stelle tritt dann eine etwas diffuse Vorstellung von einem höheren Wesen. Aber was dieser Glaube konkret sagen will, wird immer undeutlicher.“

Religion ja – Kirche nein

Einer Umfrage des Instituts Emnid zufolge ist das Interesse an Religion in Deutschland ungebrochen. Doch an den großen christlichen Kirchen geht er weitgehend vorbei. Die Mehrheit der Deutschen glaubt an Gott (62 Prozent der Befragten) und an Jesus Christus (56 Prozent). Doch wenn es um zentrale christliche Inhalte geht, ist die Zustimmung deutlich geringer: Nur 39 Prozent glauben an den Heiligen Geist, noch weniger – 36 Prozent – an Jesus Auferstehung von den Toten und das ewige Leben (34 Prozent).