Die Heilandskirche bleibt erhalten. Foto: Steinert

Was lange währt, wird endlich gut. Die Gemeinde der Bergerkirche und der Heilandskirche haben zum 1. Januar fusioniert.

S-Ost - Ein bisschen ist die Geschichte der Berger Kirche und der Heilandskirche wie bei Asterix und Obelix. Die Römer wollen das unbeugsame gallische Dorf unbedingt unterwerfen, doch die Gallier wehren sich mit Händen und Füßen. Bei der Bergerkirche und der Heilandskirche war es jahrelang das gleiche Spiel. Die Gesamtkirchengemeinde wünscht eine Fusion der beiden Gemeinden, doch diese wehrten sich mit Händen und Füßen dagegen. „Die Kirche hätte die Fusion schon gerne von oben verordnet, doch der Kirchengemeinderat hat nicht zugestimmt“, sagt Pfarrer Albrecht Hoch.

So demokratisch sei die evangelische Kirche dann doch, meint der Pfarrer. Ohne Zustimmung des Kirchengemeinderats war eine Fusion also nicht möglich.

Warum die beiden Kirchengemeinden die Vereinigung bisher abgelehnt haben, ist ganz einfach. Zum einen wollte keine der beiden Gemeinden ihre Unabhängigkeit aufgeben. War es doch für die Berger einst schon schwer genug, ihren unabhängigen Dorfstatus aufgeben zu müssen und nach Stuttgart eingemeindet zu werden. Zum anderen könnten die beiden Gemeinden unterschiedlicher nicht sein. Drüben in Berg wohnen die Aufmüpfigen, die ihren Glauben eher liberal ausleben, dort in der Heilandsgemeinde die Konservativen und Aussiedler, so schildert es Pfarrer Albrecht Hoch.

Es ändert sich nicht viel

Zum ersten Januar 2013 ist die Fusion nun doch vollzogen worden. Die beiden Kirchengemeinderäte hatten sich schlussendlich in beidseitigem Einverständnis für eine Zusammenlegung entschieden. Der neue Name lautet nun evangelische Heilandskirchengemeinde Stuttgart-Berg. „Beide Namen sind in einem vereint“, erklärt Hoch den Kompromiss. Die Kirchen bleiben jeweils bestehen; es gibt jedoch nur noch eine Gemeinde mit einer Pfarrstelle. Ändern tut sich dabei eigentlich nicht viel. Denn Pfarrer Hoch, seit dem Jahr 1998 im Dienst der Heilandskirche, ist seit dem Jahr 2000 auch der Pfarrer in der Berger Kirche.

Die Berger Kirchengemeinde ist mit 600 Mitgliedern die kleinste in Stuttgart. Und auch die Heilandskirche hat nur 900 Mitglieder. Bereits in den 1950er-Jahren hatte die Gesamtkirchengemeinde die beiden zusammenlegen wollen. Die Gebäude gehören nämlich der Gesamtkirchengemeinde. Beide Gemeinden hatten deshalb die Befürchtung gehabt, dass bei einer Fusion eine Kirche weg kommt, sagt Albrecht Hoch. Die Berger Kirche steht ohnehin schon lange auf der Liste der Kirchen, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt. „Sie wurde deshalb im Gesamtkonzept der Kirche als verzichtbar eingestuft“, sagt der Pfarrer.

Auch eigene Mitarbeiter hatte die Berger Kirche zuletzt wenige, einen eigenen Pfarrer eben auch nicht mehr. Eine gemeinsame Kirchenpflegerin haben die beiden Gemeinden ohnehin schon lange und auch das Gemeindebüro befindet sich seit einigen Jahren in der Heilandskirche. Das war auch der Grund, warum die Berger letztlich selbst eingesehen haben, dass eine eigene Gemeinde sich nicht mehr lohnt. Beide zusammen haben nun mehr Mitarbeiter als jede andere Gemeinde im Stuttgarter Osten. „Es war letztlich ein harmonischer und weicher Übergang in die Fusion“, fasst Albrecht Hoch den Prozess zusammen.

Eine Chance für die Gemeinde

In der Fusion sieht Pfarrer Hoch eine Chance für die nun größere Gemeinde, um neue Dinge anzustoßen und gemeinsame Programme zu etablieren. Gerade für ihn als Pfarrer sei es bisher sehr aufwendig gewesen, ein doppeltes Konzept für die beiden Kirchen auf die Beine zu stellen. „Die Fusion war notwendig“, lautet deshalb sein Fazit. Die Organe beider Gemeinden seien alleine auf Dauer nicht lebensfähig gewesen. Ein eigener Kirchengemeinderat in Berg sei künftig kaum mehr möglich gewesen.

Während Asterix und Obelix sich mit ihrem Dorf bis zuletzt dagegen wehren konnten, ins römische Reich integriert zu werden, haben die beiden Gemeinden am Ende selbst ihren Widerstand aufgegeben. „Dennoch bleibt es eher eine Vernunftehe als eine Liebesheirat“, so die Auffassung Hochs.