Die Geburtskirche Jesu in Bethlehem. Foto:  

Es ist volkstümlichste aller christlichen Feste. Ein wunderbares Fest, ein Fest der Wunder. Gott wird Mensch. Ein Licht erhellt die Welt, das nie erlischt.

Stuttgart - „Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er,wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Matthäus, Kapitel 1, Vers 24, 25)

Zwei Evangelisten berichten über Jesu Geburt: Matthäus und Lukas. Krippe und Windeln stehen für seine Armut und kindliche Hilflosigkeit. Er wird in Betlehem geboren, der Heimatstadt Davids, aus dessen Nachkommenschaft der Messias stammen soll. Ein genaues Geburtsdatum lässt sich nicht ermitteln.Wenn es stimmt, dass Jesus während der Herrschaft Herodes zur Welt kam, wurde er spätestens 4 v. Chr. geboren, da in diesem Jahr Herodes starb.

„Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand,wo das Kindlein war.“ (Matthäus, Kapitel 2, Vers 9)

Der Stern weist den Weg zu jenem Kind, das zum Retter des auserwählten Volkes Israel bestimmt ist und zum Heiland der Welt wird.

Ein wunderbares Fest

Weihnachten ist wunderbar. Früher, heute, immerdar. Mancher fürchtet um die Sinnhaftigkeit und Authentizität dieses volkstümlichsten aller christlichen Feste. Er sieht düstere Wolken über dem Geburtsfest Jesu aufziehen, das im Konsum-Taumel unterzugehen droht. Kitsch und Klischee, Konsum und Kommerz könnten irgendwann alles sein, was vom volkstümlichsten aller christlichen Feste übrig bleibt, so die Befürchtung.

Doch Weihnachten ist wandelbar. So wandelbar, dass es alle Geistesströmungen, Moden und Bagatellisierungen unbeschadet überdauert. Weihnachten ist stark. So stark wie kein anderes Fest, weil die Sehnsucht nach dem Heiland und seiner Verheißung einer heilen Welt fundamental und urmenschlich ist. Die weihnachtliche Friedensbotschaft entspringt einem tiefen Grundbedürfnis, das allen Menschen und Religionen zu eigen ist. Keine Zeitströmung, mediale Verflachung oder agnostische Leugnung, keine religiöse Indifferenz und kein verdunsten des Glaubens kann je die Hoffnung auf den himmlischen Retter aus der Welt schaffen.

„Ein Kind ist uns geboren“

Karl Rahner (1904-1984) einer der großen katholischen Theologen des 20. Jahrhunderts, schrieb einen seiner schönsten Texte über das Geheimnis der Christnacht:

„Wer ist gekommen? Der, der im Alten das Neue wirken will, denn das Alte ist noch da. Was wirkt er? Sich erwirkt er in uns. Wer ist er? Das unsagbare Geheimnis, das einzige, was wir wirklich begreifen. Wie ist er gekommen? Die Antwort kam als Frage, Gott als Mensch, damit wir verstehen, dass die Frage schon gnadenvoll die Antwort in sich birgt. Wieso aber ist das unsagbare Geheimnis gekommen, wenn es doch immer unser Dasein durchwaltet? Weil es bei uns ist nicht als Ferne und Gericht, sondern als unsagbar nahe Nähe und die Vergebung, aus der alle Liebenden leben, und weil es kommen wollte in Geist und Fleisch, da nur in beidem der eine Mensch gerettet werden kann. Was wirkt dieses unsägliche Geheimnis, das wir Gott nennen in uns? Inmitten unserer Sterblichkeit und verstummenden Vergeblichkeit die Jugend des ewigen Lebens. Ein Kind ist uns geboren. Erschienen ist die ewige Jugend des unsterblichen Gottes als die wahre Innigkeit unseres Lebens.“

„Das Wort Gottes ist zu uns gekommen“

Warum ist Gott Mensch geworden? Darauf antwortet Irenäus von Lyon (135-200), einer der bedeutendsten Theologen des Zweiten Jahrhunderts:

„Dazu nämlich ist das Wort Gottes zu uns gekommen und Mensch geworden und der Sohn Gottes zum Menschensohn, damit der Mensch das Wort Gottes in sich aufnehme und, an Kindes statt angenommen, zum Sohne Gottes werde.“

„Sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raumin der Herberge.“ (Lukas, Kapitel 2, Vers 7)

Die Geburtsgeschichte Jesu beginnt damit, dass der römische Kaiser Augustus eine Volkszählung durchführen lässt. Aus diesem Grund begibt sich auch Josef mit seiner hochschwangeren Verlobten Maria in seinen Heimatort Bethlehem. Dort angekommen, bringt Maria ihren Sohn zur Welt. In der Bibel steht nur, dass das Paar keinen Platz „in der Herberge“ mehr fand. Daraus schloss man, dass die Geburt in einem Stall stattfand. Jesu Eltern könnten auch versucht haben, bei Verwandten unterzukommen. Aber offenbar war jedes Haus bereits überfüllt, so dass sie in einen Stall oder Schuppen mit einer Futterkrippe ausweichen mussten. Krippendarstellungen fußen auf Überlieferungen zur Geburt Jesu aus den Evangelien und zahlreicher apokrypher – also kirchlich nicht offiziell anerkannter – Schriften. Während in der Westkirche schon sehr früh Stall und Krippe verehrt wurden, sah man im Ostkirche eher eine Gebirgshöhle als Geburtsstätte des Herrn an.

„Der Himmel ist voll seiner Herrlichkeit“

Ephräm der Syrer (306-373), ein andere früher Theologe, meditiert über den Ort der Menschwerdung:

„Der den Himmel mit seiner Spanne misst, liegt in der Krippe nur eine Spanne groß. Der das Meer mit seiner hohlen Hand fasst, dessen Geburt erfolgte in einer Höhle. Der Himmel ist voll seiner Herrlichkeit, und die Krippe ist voll seines Glanzes.“

Gott wird Mensch. Und ein Licht erhellt die Welt, das nie erlischt.