Der Adventskalender soll Kindern das Warten auf Weihnachten „versüßen“ Foto: dpa

Er ist die vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten, Hochfest der Geburt Jesu Christi. In „hingebender und freudiger Erwartung“ sehnten Christen aller Zeiten dem Advent Christi herbei – der Ankunft und Wiederkunft des Herrn.

Stuttgart - Wir leben in endzeitlich stimmenden Zeiten. Ungewissheiten, Wagnisse, Sorgen allerorten. Die Lasten der Gegenwart wachsen ins Unermessliche, die Zukunft steht auf dem Spiel. Die globale Zustandsbeschreibung lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Krise.

Advent – ein neues Jahr

An diesem Sonntag, den 27. November, beginnt inmitten globaler Umbrüche und wachsender Krisensymptome der Advent. Mit ihm beginnt zugleich das neue Kirchenjahr. Christen bereiten sich in diesen Tagen des Betens und Besinnens auf das Kommen Gottes in die Welt vor – Weihnachten.

Gemäß dem christlichen Glauben wurde Gott in Jesus von Nazareth als Mensch geboren. Christus wird zum Mittler zwischen Gott und Menschen, zur Brücke zwischen Himmel und Erde. Das ist der Kern der christlichen Heilsbotschaft.

Die Zeit vor der Geburt des Herrn

Advent – abgeleitet vom griechischen „Epipháneia“ (Erscheinung) und lateinischen „Adventus“ – bedeutet Ankunft. „Adventus Domini“, die Ankunft des Herrn. Die Christen aller Zeiten und aller Länder bereiten sich auf das Hochfest der Geburt des Herrn vor. Im Gedenken, dass Gottes Sohn Fleisch wurde, um die Welt zu erlösen.

Die Adventszeit – „Tempus ante natale Domini“ („Zeit vor der Geburt des Herrn“) oder „Tempus adventūs Domini“ („Zeit der Ankunft des Herrn“) – geht zurück auf frühkirchliche Traditionen. Erstmals im fünften Jahrhundert im norditalienischen Ravenna – dem damaligen Sitz des römischen Kaisers – gefeiert, war der Sonntag vor Weihnachten der Vorbereitung auf die Geburt Christi gewidmet.

In Rom wurde ab dem sechsten Jahrhundert die Zeit der Vorbereitung liturgisch begangen. Papst Gregor der Große (540-6014) legte die Zahl der adventlichen Sonntage vor dem Geburtsfest Christi auf vier fest. Die vier adventlichen Tage stehen symbolisch für viertausend Jahre, welche die Menschheit nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser und Heiland warten mussten.

Im 13. Jahrhundert wurde die römische Liturgie durch den Franziskanerorden in ganz Europa verbreitet. Pius V. schrieb um 1570 die römische Adventsliturgie endgültig für die gesamte Kirche fest. Dabei ist es geblieben. Mit Ausnahme jener Diözesen, die im Ambrosianischen Ritus verblieben sind – wie das Erzbistum Mailand – und sich über sechs Sonntage auf Weihnachten vorbereiten.

Anfang und Ende der Zeiten

Im Zentrum der biblischen Verkündigung im Gottesdienst der vier Adventssonntage steht die biblischen Themen der Wiederkunft des Herrn, der Einzug Jesu in Jerusalem, Johannes der Täufer als Vorläufer Jesu und Maria, die Mutter des Herrn.

Neben dem erwartungsfrohen Erinnern an die Geburt Jesu hat der Advent aber noch ein zweites großes Thema: die Rückkehr Christi als Weltenrichter am „Eschaton“, dem Ende der Zeiten. Daher hat die Adventszeit auch einen Bußcharakter. Äußere Zeichen hierfür sind die violetten Messgewänder als liturgische Farbe und die violetten Bänder, die Adventskränze schmücken.

Der Adventskranz steht für den ganzen Erdkreis, der der Erlösung harrt. Je mehr Kerzen, je mehr Licht – desto näher rückt die Geburt des Heilands und Retters.

„Nun komm der Heiden Heiland“

„Nun komm, der Heiden Heiland“ von Martin Luther (1483-1546) nach dem lateinischen Hymnus „Veni redemptor gentium“ von Ambrosius von Mailand (339-397), dem Bischof und Kirchenlehrer, gehört zu den beliebtesten Liedern der Adventszeit. Abgesehen vom volkstümlichen Charakter und der stimmungsfrohen Melodik gibt es kaum einen anderen gottesdienstlichen Text, der den theologischen Sinn des Advents schöner und eindringlicher zum Ausdruck bringt als dieser Hymnus.

Hier die ersten beiden Verse des lateinischen Originals mit deutscher Übersetzung:

Veni, redemptor gentium,“

Nun komm, der Heiden Heiland,

„Ostende partum virginis.“

mache kund die Geburt aus der Jungfrau.

„Miretur omne saeculum.“

Staunen soll alle Welt.

„Talis decet partus Deo.“

Solche Geburt ist würdig Gottes.

„Non ex virili semine,“

Nicht aus des Mannes Samen,

„Sed mystico spiramine“

sondern aus geheimnisvollem Anhauch

„Verbum Dei factum est caro,“

ist das Wort Gottes Fleisch geworden,

„Fructusque ventris floruit.“

und die Frucht des Leibes erblüht.

In der Übersetzung Luthers lautet der Hymnus so:

„Nu kom der Heyden heyland

der yungfrawen kynd erkannd.

Das sych wunnder alle welt

Gott solch gepurt yhm bestelt.

Nicht von Mans blut noch von fleisch

allein von dem heyligen geyst

Ist Gottes wort worden eyn mensch

vnd bluet eyn frucht weibs fleisch.“