Christentum und Islam – eine konfliktive Beziehung. Foto: AP

Seit seiner Gründung vor fast 1400 Jahren trat der Islam in Konkurrenz zum Christentum. Kriege, Konflikte und Rivalitäten belasteten das Verhältnis der beiden Weltreligionen. Bis heute ist die Beziehung von Misstrauen und Vorurteilen geprägt.

Stuttgart - Mit Pauschalisierungen muss man vorsichtig sein. Andererseits steckt in ihnen immer auch ein Kern Wahrheit. Ein Leser fragte kürzlich in einem Leserbrief, warum in den Medien „seit Jahren immer nur vom und über den Islam berichtet wird“, obwohl es doch Tausende andere Religionen gebe.

Islam – agile und aktive Religion

Es stimmt: Der Islam nimmt in der medialen Berichterstattung einen breiten Raum ein. Ein Blick in die Newsletter von Print-und Online-Kanälen zeigt dies sehr deutlich. Der Grund hierfür ist einsichtig: Der Islam ist eine gesellschaftlich agile und politisch aktive Religion. Die globalen Bruchlinien verlaufen nicht nur zwischen Nord und Süd, Ost und West, sondern auch zwischen weltanschaulich pluralen und religiös dominierten Staaten. Terrorismus, Nahost-Konflikt, Flüchtlingskrise, Populismus, antidemokratische Tendenzen – bei all diesen Themen spielt der Islam eine gewichtige Rolle.

Islam – ein hochaktuelles Thema

Dass in den Medien entsprechend ausführlich und intensiv über die religiösen, sozialen und politischen Implikationen dieser zweitgrößten Weltreligion berichtet wird, ist deshalb nur konsequent. Alles, was mit dem Thema Islam zu tun hat, brennt vielen Bürgern unter den Nägeln.

Eine Frage taucht dabei immer wieder auf: Wird das christliche Abendland islamisiert? Auch wenn viele Politiker aller Couleur diese populistisch etwas zugespitzte Frage (mehr oder weniger) entrüstetet mit „Nein“ beantworten würden, steckt doch ein Kern Wahrheit in ihr.

Islam – Chancen und Risiken

So viel steht fest: Weder wird das „Abendland“ von Muslimen überrannt noch wird es wie das westgotische Spanien im siebten Jahrhundert von den Mauren erobert. Aber unbestreitbar ist, dass die wachsende Zahl von Menschen muslimischen Glaubens die Gesellschaft verändern wird. Ob zum Guten oder Schlechten, zum Friedlichen oder Konfliktiven? Niemand kann seriös und realistisch vorhersagen wie Deutschland und Europa im Jahr 2030 oder 2050 aussehen werden.

Doch bereits heute zeichnen sich Chancen und Risiken einer sich multisozial, multikulturell und multireligiös wandelnden Gesellschaft ab: kulturelle und gastronomische Vielfalt und Nachwuchs für den Arbeitsmarkt, aber auch Parallelgesellschaften, steigende staatliche Ausgaben für Sprachförderung und Soziales, mehr Kriminalität und Alltagskonflikte.

Man kann die Aussichten schönreden, bagatellisieren oder dramatisieren. Letztlich ist es so, wie der Dichter Adelbert von Chamisso (1781-1839) sagt: „Die Zeit bringt Rat, sie wird die Sache richten.“ Man kann nur hoffen, dass der Rat weise ist und die Sache gut ausgehen wird. www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kirchen-blog-islam-und-christentum-was-wissen-muslime-eigentlich-vom-christentum.3d8c2e66-3148-466f-8f03-4ffd901d85eb.html