Ein Geistlicher spricht während des Besuches von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 vor der Grotte von Lourdes mit Kranken und Behinderten. Foto: dpa

Millionen Gläubige pilgern nach Lourdes, um dort Heilung, Trost und Gottes Nähe zu erfahren. Doch auch in dem berühmten südfranzösischen Wallfahrtsort sind Wunder selten.

Lourdes/Stuttgart - Im Mai 1989 kommt Danila Castelli nach Lourdes. Die 43-jährige Italienerin ist unheilbar an Krebs erkrankt. Die Beschwerden begannen 1980 mit spontan auftretenden Bluthochdruckattacken. Zwei Jahre später wurde eine Geschwulst in der Gebärmutter entdeckt. Ihr wurden Gebärmutter, Eierstöcke und ein Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt. Doch der Krebs wucherte weiter, befiel Blase und Vagina. Bis 1988 folgten mehrere Operationen. Alle erfolglos.

Der unglaubliche Fall der Danila Castelli

Als letzte Hoffnung klammert sich Danila Castelli an ihren Glauben. Sie reist nach Lourdes, um dort Trost zu finden. Die Ehefrau und Mutter weiß, dass ihr Leben bald zu Ende gehen wird. Dann am 4. Mai 1989 geschieht das Unfassbare: Die Todgeweihte empfindet plötzlich ein „außergewöhnliches Wohlbefinden“, als sie in die Bäder des südfranzösischen Wallfahrtsorts am Rande der Pyrenäen eintaucht. Bald darauf sie teilt dem Büro für medizinische Feststellungen von Lourdes ihre spontane Heilung mit.

Wirklich ein Wunder?

Ein Wunder? Um das herauszufinden, benötigen Ärzte und Theologen 21 Jahre. Nach fünf Sitzungen (1989 1992, 1994, 1997 und 2010) konstatiert das Büro formell und einstimmig: „Frau Castelli ist seit ihrer Wallfahrt in Lourdes vor 21 Jahren im Jahre 1989 unabhängig von den Operationen und den Behandlungen vollständig und dauerhaft vom Syndrom, unter dem sie litt, geheilt.“ Am 20. Juni 2013 wird die Heilung der heute 71-Jährigen aus der Diözese Pavia von der katholischen Kirche offiziell anerkannt.

Danila Castelli unerklärliche Genesung ist das 69. und bisher letzte durch die Kirche offiziell anerkannte Wunder in Lourdes. Seit der kirchlichen Bestätigung des Wallfahrtsortes im Jahr 1862 wurden von gut 7000 registrierten Heilungen rund 2500 als extramedikal (medizinisch nicht erklärbar) eingestuft. Nur besagte 69 hielten der strengen kanonischen Prüfung stand. Nicht gerade viel bei einer jährlichen Pilgerzahl von sechs Millionen, darunter 80 000 Kranken.